Peter Spirig, CEO V-ZUG Gruppe, im Interview

Peter Spirig, CEO V-ZUG Gruppe, im Interview
Peter Spirig, CEO V-ZUG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Spirig, nach der Sonderkonjunktur wegen Corona kam es in 2022 zu einer Beruhigung. Das EBIT stieg im zweiten im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 von 5.1 CHF auf 11.7 Millionen Franken und damit mehr als das Doppelte. Das weist zumindest wieder in die richtige Richtung…

Peter Spirig: Das kann ich bestätigen. Es geht in die richtige Richtung, aber genügt noch nicht.

Sie sprechen sicherlich die EBIT-Marge in H2 2023 von 4,1% an. Damit dürften Sie sicher noch nicht zufrieden sein?

Unsere mittelfristige Ambition für die EBIT-Marge liegt bei 10-13 %. Dies ist ein ambitiöses, aber realistisches Ziel, wenn wir von einer normalen Marktsituation ausgehen. Das war in den vergangenen zwei Jahren nicht der Fall, weder was die Absatz- noch die Beschaffungsmärkte betrifft. Entsprechend haben wir unsere Energie in die Marktpositionierung und -bearbeitung gesteckt und unsere Kostenstruktur analysiert und verbessert, um gestärkt in die Markterholung zu starten.

In den europäischen Trendstädten Amsterdam, Kopenhagen und Wien wurden V-ZUG Vorzeigeshops eröffnet. Merken Sie in diesen Ländern den Unterschied?

Die Showrooms wurden im Laufe von 2023 eröffnet. In dieser kurzen Zeitspanne, also unter einem Jahr, kann man noch nicht allzu viel sagen. Was wir aber sagen können, ist, dass sich die physische Präsenz in internationalen Metropolen auszahlt. Sobald wir ein Studio eröffnen, signalisieren wir glaubhaft, dass wir ein Partner sind, der bleibt. Das ist sehr wichtig, insbesondere auch für das Projekt- und Servicegeschäft. Dies führt in der Folge zu entsprechendem Umsatz in den Landesgesellschaften.

Besteht während der europaweiten Konjunkturdelle die Gefahr, dass die Leute bei der Kücheneinrichtung sparen?

Das ist sicherlich möglich, und wir sehen auch, dass manche Anbieter eine entsprechende Pricing-Strategie fahren. Wir positionieren uns anders. Wir differenzieren uns über Qualität, Schweizer Ursprung und Design. Dabei sind wir im Ausland im gehobenen Segment vertreten, wo der Preisdruck weniger stark zu spüren ist. Unsere Kunden wünschen hochwertige, nachhaltige Produkte, die nicht nur leicht in der Handhabung, sondern auch optisch schön sind.

«Unsere Kunden wünschen hochwertige, nachhaltige Produkte, die nicht nur leicht in der Handhabung, sondern auch optisch schön sind.»
Peter Spirig, CEO V-ZUG Gruppe

V-ZUG kann sich nicht vollständig der schwachen Baukonjunktur entziehen. Was läuft gerade in Deutschland?

Der deutsche Markt war im vergangenen Jahr anspruchsvoll. Inflation und das Zinsumfeld haben Investitionen in Bauten und auch in Renovationen deutlich abgeschwächt. Angesichts der demographischen Entwicklung bleiben wir dennoch vorsichtig-optimistisch. In Deutschland sind wir im Premium-Segment angesiedelt, wo die Preissensitivität weniger stark ausgeprägt ist.

Neubauten und Renovationen machen im Schweizer Geschäft je rund ein Drittel des Geräteumsatzes aus. Wieviel Schwung hat jetzt noch der Wirtschaftssektor Haushaltsapparate?

Neubauten entwickeln sich aktuell etwas zögerlich, was teils mit den weniger guten Renditeaussichten in den letzten Jahren, teils mit verzögerten Baubewilligungsprozessen zu tun hat. Insgesamt sind die Aussichten hingegen intakt, weil Wohnraum in der Schweiz gebraucht wird. Bei den Renovationen bekamen wir klar einen Basiseffekt zu spüren, nachdem während der Pandemie überdurchschnittlich viel renoviert wurde. Für das laufende Jahr rechnen wir nur mit einer langsamen Erholung, so wie auch das SECO von einem weniger starkem Wachstum ausgeht.

Sind in Zeiten der Stromknappheit sparsame Haushaltsgeräte ein Thema?

Das ist definitiv ein Thema, schon seit Jahren; mit den steigenden Strompreisen und dem zunehmenden Umweltbewusstsein erst recht. Wir haben schon seit unserer Gründung vor über 100 Jahren auf Nachhaltigkeit und sparsamen Verbrauch geachtet, insofern spielt uns dieser Trend in die Hände. Wir nehmen für uns in Anspruch, die ressourceneffizientesten und langlebigsten Geräte herzustellen.

Finden Grossgeräte wie der CombiCooler V4000 178KNI oder der CombiSteamer V6000 45L auch grossen Absatz?

Diese innovativen und besonders bedienungsfreundlichen Haushaltapparate wachsen auf jeden Fall überdurchschnittlich. Das kann man übrigens bei all unseren Apparaten sagen, bei denen wir in Innovation, Design und Energieeffizienz investieren. Der Markt nimmt das gut auf.

«Lautlosigkeit und Diskretion, dies auch im Sinne von minimalistischem Design, spielen eine immer grössere Rolle bei einer Kaufentscheidung.»

Umgekehrt ist der WineCooler V4000 45 das kompakteste Gerät seiner Kategorie. Welche Rolle spielen Miniaturisierung, Lautlosigkeit und Diskretion im Zuhause?

Lautlosigkeit und Diskretion, dies auch im Sinne von minimalistischem Design, spielen eine immer grössere Rolle bei einer Kaufentscheidung. Der Trend zu offenen, in den Wohnraum integrierten Küchen fördert diese Entwicklung weiter.

Für Forschung & Entwicklung werden weiterhin rund acht Prozent des V-ZUG Umsatzes aufgewendet. In welche Hauptstossrichtung?

Hauptstossrichtung im Bereich F&E ist für uns Innovationen in unserem Kernportfolio. Investitionen tätigen wir auch in Differenzierung in Design, User Experience (UX) und Qualität. Darüber hinaus investieren wir in digitale Lösungen, die unseren Kunden ein noch besseres Nutzererlebnis der Geräte ermöglichen.

«Wir haben das Sparpotenzial von «Simplify V-ZUG» bewusst nicht nach aussen kommuniziert.»

Mit der unternehmensinternen Initiative «Simplify V-ZUG» wurde ein Prozess gestartet, der die zunehmende Komplexität Ihrer Organisation und Produktion reduzieren soll. Was ergibst sich da an Sparpotenzial pro Jahr?

Wir haben das Sparpotenzial bewusst nicht nach aussen kommuniziert; wir werden die Einsparungen für Initiativen verwenden, um profitabel wachsen zu können. Davon sollen unsere Kunden und unsere Aktionäre gleichermassen profitieren. Wir sprechen bei «Simplify V-ZUG» von der Optimierung unserer Prozesse und laufender Verbesserung, dem Hinterfragen von Gewohnheiten und schlicht dem «Aufräumen und Ausmisten», was immer wieder notwendig ist. Wir adressieren dadurch unsere Strukturkosten und erhöhen unsere Agilität. Parallel dazu verbessern wir unsere Marketing- und Verkaufsanstrengungen und positionieren unsere Produkte, so dass wir bestmöglich von einer Markterholung profitieren können.

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