Philippe A. Nägeli, CEO GenTwo, im Interview

Philippe A. Nägeli, CEO GenTwo, im Interview
Philippe A. Naegeli, CEO and Co-Founder at GenTwo. (Photo: GenTwo)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Nägeli, Ihr Unternehmen ist nun bald 5 Jahre alt, Sie sind mit dem Ziel gestartet, Verbriefungen für alle Investoren einfacher zu machen. Gilt das immer noch?

Jeder Investor und jede solide Vermögensverwaltung brauchen ein gut diversifiziertes Investment Portfolio. GenTwo hilft erfolgreich dabei, diese Diversifikation für Investoren und deren Berater voranzutreiben und neue Massstäbe zu setzen. Mit GenTwo kann man einfach jeden beliebigen Sachwert und jede Anlagestrategie in ein Investment-Produkt umwandeln.

«Erfolgreiche Anleger wissen, dass Beteiligung und direkte Partizipation an realen Sachwerten nicht nur eine erfolgversprechende Basis zu Rendite sind, sie bilden oftmals auch den besten Schutz gegen Inflation.» Philippe A. Nägeli, CEO GenTwo

Generell gilt: die Nachfrage nach Diversifikation und nach unkorrelierten Anlagen in Investorenportfolios ist historisch gestiegen und steigt zu Zeiten der Inflation weiter an. Erfolgreiche Anleger wissen, dass Beteiligung und direkte Partizipation an realen Sachwerten nicht nur eine erfolgversprechende Basis zu Rendite sind, sie bilden oftmals auch den besten Schutz gegen Inflation.

Wie sieht das Geschäftsmodell von GenTwo aus, an welchen Punkten der Wertschöpfungskette verdienen Sie Geld?

Die GenTwo Plattform unterstützt Finanzintermediäre im Aufbau und der Emission ihrer Finanzprodukte. Unser Erfolg hängt davon ab, diesen Prozess für unsere Kunden möglichst effizient und solide zu gestalten. Wir erhalten eine marginale Administrationsgebühr auf dem Volumen der emittierten Finanzprodukte.

In den letzten Monaten hat die Zinsentwicklung, nach Jahren der Negativzinsen, rasant in den positiven Bereich gedreht. Ebenso hat die Inflation in einigen Ländern neue Höchstwerte erreicht. Was bedeutet das neue Marktumfeld für alternative Anlageklassen?

Für Investoren und unsere Kunden geht die Nachfrage nach Diversifikation aufgrund der aktuellen Marktsituation unaufhaltsam weiter. So haben wir in den letzten Monaten weitere Emissionen in den Bereichen Rohstoffe, Energie, Kunst, Film, Wein, Projekt Finanzierungen (Private Equity/Debt) und weitere alternative Anlagen ermöglicht.

Kunst oder Luxusgüter scheinen langfristig eine gute Performance zu erzielen. Welchen Anteil haben diese an den verbrieften Anlagen, wo sehen Sie das grösste Potential solcher Anlagen?

Wie soeben hervorgehoben, herrscht gerade in diesen Anlageklassen ein grosses Interesse sowie Bedarf, um vor allem auch hier der Inflation entgegenzuwirken. Wir freuen uns, dass gerade in diesem Bereich unsere Lösung Zugang zu solchen Investments verschafft und diese nebst ihrer guten Performance auch oft emotionale Interessen abdecken. Es ist doch unglaublich spannend, ein Bluechip Investment in eine einmalige Fotoserie, in digitale Kunst oder in den Handel mit Film- und Musikrechten zu tätigen.

«Wir haben in diesem Jahr zudem unsere internationale Kundschaft um 100% gesteigert und sind nun in der Lage, unser Ecosystem international zu expandieren.»

Damit Anleger für neue Themen und zuvor nicht bankfähige Anlagen gewonnen werden können, braucht es einen liquiden und funktionierenden Sekundärmarkt. Wo stehen wir hier, was können Unternehmen wie GenTwo beitragen, damit sich dieser schneller entwickelt?

Mit der Verbriefung tragen wir einen wichtigen Teil dazu bei, diese Anlagen nicht nur in die Portfolios zu bringen, sondern auch in die Handelbarkeit. Auch wenn dies nicht immer gleichbedeutend ist mit einem hochliquiden Sekundärmarkt, baut es wichtige Brücken zu einer Vielfalt von professionellen und neu auch privaten Investoren.

Im September haben Sie eine neue Lösung für Privatinvestoren angekündigt, damit Schweizer Retailinvestoren in alle Arten von Vermögenswerten investieren können. Wie waren die Reaktionen darauf, wo stehen Sie in der Umsetzung?

Unsere Kunden haben umgehend darauf reagiert und direkt umgesetzt. Alternative Anlagen zu demokratisieren und allen Investoren verfügbar zu machen eröffnet komplett neue Opportunitäten am Finanzmarkt und bedeutet in der Umsetzung ein absolutes Novum am Markt. Dies ist nicht nur eine wichtige Station in der Entwicklung unserer Firmengeschichte, sondern eröffnet für unsere Kunden ein neues Segment von Anlegern.

Inzwischen nutzen über 250 Finanzinstitute Ihre Plattform zur Verbriefung aller möglichen Assetklassen und Ticketgrössen. Ein Anspruch vieler FinTechs ist die weitgehende Ausschaltung von Vermittlern und die direkte Befähigung von Endkunden. Wie sieht Ihre Strategie aus, welches sind Ihre Zielsegmente für die Zukunft?

Die GenTwo Platform wirkt unterstützend für alle Banken und Finanzintermediäre, ihre Innovation und ihre Entwicklung. Nicht nur, dass der Emissions-Prozess von Wertschriften damit digitalisiert wird, auch werden somit Asset Klassen ausgedehnt. Mit unserer Lösung werden alle Assets bankfähig und investierbar. Einfach, schnell und kostengünstig.

«Digitale Anlagewerte stehen erst am Anfang und werden den Finanzmarkt auch in der Zukunft bewegen und verändern.»

Unsere Vision ist es, den Finanzmarkt und seine Akteure zu stärken, gerade in der Schweiz, wo ungefähr 20% der weltweiten Vermögen verwaltet werden und wo der Finanzmarkt eine bedeutende Rolle für die wirtschaftliche Zukunft einnimmt. Wir haben in diesem Jahr zudem unsere internationale Kundschaft um 100% gesteigert und sind nun in der Lage, unser Ecosystem international zu expandieren.

Einfache Verbriefung und Einbindung alternativer Anlageklassen in bestehende Portfolios sind in allen Ländern, nicht nur in der Schweiz, viel diskutierte Themen. Wie gut lassen sich Ihre Plattform und Ihre Lösungen auf andere Märkte anpassen, wie sieht es bezüglich einer möglichen Internationalisierung von GenTwo aus?

Gerade im Finanzbereich gilt die Schweiz als einer der anspruchsvollsten Märkte weltweit. Unsere digitale Plattform, der ganzheitliche Dienstleistungsansatz in Verbindung mit der „Marke Schweiz“ bildet daher eine ideale Basis zur Internationalisierung und haben bereits viele Kunden im Ausland weitergebracht.

Der Markt von digitalen Assets ist noch immer ein junger Markt und befindet sich in den Anfängen – wie sehen sie da die Entwicklung?

Digitale Anlagewerte stehen erst am Anfang und werden den Finanzmarkt auch in der Zukunft bewegen und verändern. Wir haben mit GenTwo Digital AG bereits vor 4 Jahren die ersten Brücken zwischen der traditionellen und digitalen Finanzindustrie gebaut und werden dies weiter tun. Generell, werden diese beiden Märkte sich auch weiterhin aufeinander zubewegen und der Ruf nach Regulation nimmt weiter zu. Es gilt sicherzustellen, dass bisherige und neue Akteure des Finanzplatzes die vielfältigen Möglichkeiten neuer Technologien und datenbasierter Geschäftsmodelle optimal nutzen können und dass ein Mehrwert generiert wird.

Im April haben Sie das weltweit erste Anlageprodukt für digitale Immobilien im “Metaverse” lanciert. Nach dem Aus für “Second Life” vor zwei Jahren, das technisch schon weiter war als Metaverse, was erwarten Sie sich von Metaverse, was soll dort stattfinden, das nicht sonst schon Online geschieht?

Ich bin persönlich davon überzeugt, dass wir uns auch weiterhin in der digitalen Entwicklung befinden, mit allen Erfahrungen, die damit in Verbindung stehen. Dies schliesst die Weiterentwicklung und die daraus resultierenden Erkenntnisse des Metaverse nicht aus. Eine digitale Welt hat für viele Nutzer auch Ihre positiven Seiten – dies generiert gleichermassen auch neue Chancen für Anleger, welche man nur schlecht ignorieren kann.

Welches sind die wichtigsten Projekte, welche Sie 2023 umsetzen wollen?

Unser Fokus liegt klar auf der Internationalisierung.

«Ich wünsche mir, dass sich Finanzunternehmen auf ihren Zweck besinnen und sich mit ganzem Herzen Ihrer Kundschaft widmen.»

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Erster Wunsch: „Es sollen sich alle Investoren an Dingen beteiligen können, die für sie bedeutungsvoll sind und die sie verstehen. Ich glaube dies sollte die einzig vernünftige Anlagestrategie eines jeden sein.“

Zweiter Wunsch: „Ich wünsche mir, dass sich Finanzunternehmen auf ihren Zweck besinnen und sich mit ganzem Herzen Ihrer Kundschaft widmen.“


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