Reto Schmid, CEO Joulia, im Interview

Reto Schmid, CEO Joulia, im Interview
Reto Schmid, Mitgründer und Geschäftsführer der Joulia SA. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Schmid, welche Bedeutung hat Warmwasser bei unserem Energieverbrauch?

Reto Schmid: Eine immer wichtigere, denn in zeitgemässen Wohnungen benötigt das Warmwasser bereits gleich viel Energie wie die gesamte Heizung!

Die von Joulia entwickelten Duschrinnen nutzten intelligent die Wärme des ablaufenden Duschwassers, bevor es im Abfluss verschwindet. Wie funktioniert «Duschen mit Wärmerückgewinnung»?

Joulia funktioniert ganz einfach: das Herzstück unserer Duschrinne beinhaltet einen hocheffizienten Wärmetauscher. Darin fliest das frische Kaltwasser zum Duschenmischer. Über diese Sicherheitsrohre tropft das noch warme Duschwasser. Folglich erwärmt sich das kalte Wasser darin, kommt vorgewärmt an den Duschenmischer, und weniger Heisswasser muss zugemischt werden, um gleich warm duschen zu können.

«Mit den neusten Modellen können wir über 60% der sonst verlorenen Energie wieder zurückgewinnen.»
Reto Schmid, CEO Joulia

Wie viel Energie lässt sich so einsparen, wie hoch ist das Energiesparpotenzial?

Mit den neusten Modellen können wir über 60% der sonst verlorenen Energie wieder zurückgewinnen, was einen enormen Beitrag in der Energiebilanz darstellt.

Wie flexibel ist das System? Lässt es sich auch in Altbauten einsetzen?

Ja klar. Die Technologie ist sehr kompakt und direkt in der Duschrinne integriert. Für Sanierungen haben wir extra ein Modell mit geringer Einbauhöhe von weniger als 9 cm entwickelt. Ein Siphon von 5 cm ist übrigens bei all unseren Modellen bereits installiert.

Je früher in der Bauphase eines Gebäudes das Thema berücksichtigt wird, desto einfacher ist sicher der Einbau. Wie überzeugen Sie Architekten, Sanitärinstallateure etc.?

Wir verfolgen hier zwei Wege: Einerseits über den Energienachweis, denn eine Joulia ist sowohl bei den MuKEn wie auch Minergie anrechenbar. (Bis zu 46% Einsparung bei der Warmwasseraufbereitung, so dass teure Reduktionsmassnahmen minimiert werden können.) Andererseits überzeugen wir die interessierten Bauherrschaften und Planer am liebsten bei uns in Biel direkt am Prüfstand. Denn es ist immer wieder faszinierend zu sehen und zu «begreifen», wie einfach und effizient die Wärme aus dem Duschwasser zurückgewonnen werden kann.

«Es ist immer wieder faszinierend zu sehen und zu «begreifen», wie einfach und effizient die Wärme aus dem Duschwasser zurückgewonnen werden kann.»

Für das Herzstück der Joulia-Duschrinne, den hocheffizienten Wärmetauscher, werden spezielle Kupferrohre des deutschen Unternehmens Wieland verbaut. Der Anbieter von Halbfabrikaten aus Kupfer und Kupferlegierungen beteiligt sich nun an Joulia. Welche Möglichkeiten ergeben sich durch die vertiefte Zusammenarbeit?

Joulia kann von Wielands breiter Expertise im Bereich Vertrieb, Marketing und Logistik profitieren. Zusammen werden wir auch den Wärmetauscher weiterentwickeln und die Industrialisierung vorantreiben.

In welchen Märkten ausser der Schweiz ist Joulia heute präsent?

Aktuell verkaufen wir unsere Duschrinnen in Holland und Belgien.

Und wie sehen die weiteren Expansionspläne aus?

Dank der kürzlich erhaltenen Trinkwasserzertifizierung des DVGW sind wir am Planen des Markteintrittes für Deutschland und Österreich.

(Foto: Joulia)

In einer Würdigung für einen Designpreis heisst es, Joulia stehe für eine unmittelbar einleuchtende Idee, bei der man sich im Nachhinein nur wundern könne, dass zuvor noch niemand darauf gekommen sei. Wie kamen Sie auf die Idee?

Joulia-Mitgründer Christoph Rusch begriff nie, warum das noch warme Duschwasser nach nur 2 Sekunden Gebrauch bereits wieder entsorgt wird. Als Maschinenbau-Ingenieur wusste er, dass fürs Erwärmen von einem Liter Wasser um 1 Grad ganze 4187 Joules notwendig sind… Somit war auch der Firmenname geboren und in der heimischen Badewanne folgten dann erste Prototypen bis sein Arbeitgeber, das Innovationshaus Creaholic, vom Potential überzeugt war und 2010 dann die Firma Joulia SA gegründet werden konnte.

Startups sind von der COVID19-Pandemie und deren wirtschaftlichen Folgen besonders betroffen. Wie präsentiert sich die Situation aktuell für Joulia?

Dank den Bankdarlehen und der kantonalen Wirtschaftsförderung konnten wir die Situation gut meistern. Und da mittlerweile alle unserer Zulieferanten wieder am Produzieren sind und in Holland die Nachfrage nach Joulia-Rinnen stark gestiegen ist, merken wir wenig von der Krise. Leider wurden aber auch alle Ausstellungen abgesagt, so dass wir nun viel aus Biel die Welt virtuell von Joulia begeistern.

Herr Schmid, besten Dank für das Interview.

(Bild: Joulia)

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