Rudolf Hanko, CEO Siegfried

Rudolf Hanko, CEO Siegfried
Siegfried-CEO Rudolf Hanko. (Foto: Siegfried)

Rudolf Hanko, CEO Siegfried. (Foto: Siegfried)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Hanko, der kräftige Anstieg aller betriebswirtschaftlichen Kennzahlen vom 2012 sollte sich 2013 bestätigen. Könnte irgendwo ein Staubkörnchen ins Räderwerk geweht kommen?

Rudolf Hanko: Als CMO mit Sterilfertigungslinien haben wir grosse Erfahrung im Umgang mit Staubkörnern: Die kommen bei uns nicht hinein. Das Räderwerk der Siegfried läuft gut. Mehr hören Sie nächstens bei der Präsentation unserer Halbjahreszahlen.

Das Inhalationsprojekt Pulmojet, welches 2010 an Sanofi-Aventis abgetreten wurde, hatte sich seinerzeit als schweres Blei erwiesen. Wird Siegfried in Zukunft die Finger von solchen Grossprojekten lassen?

Der PulmoJet ist ein sehr innovatives Gerät, welches Siegfried mit viel Know-how auf den Stand gebracht hat, den ein mittelständisches Unternehmen noch finanzieren kann. Die hohen regulatorischen Hürden sind bei der Firma Sanofi-Aventis, welche das Projekt gekauft hat, in besseren Händen. Falls der PulmoJet auf den Markt kommt – wovon wir ausgehen – wird Siegfried ebenfalls profitieren. Dieses Projekt ist also nicht schweres Blei, sondern ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen einem Entwickler und einer grossen Pharmafirma. Die Strategie Transform, die wir heute verfolgen, sieht solche Projekte nicht mehr vor.

«…dieses Projekt ist also nicht schweres Blei, sondern ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen einem Entwickler und einer grossen Pharmafirma.»
Rudolf Hanko, CEO Siegfried

Mit einer Rendite von 19,4% bewirtschaften sie das Kapital sehr effizient und aus ihrem operativen Cashflow können sie die Dividende eigentlich aus dem Ärmel schütteln. Da stellt sich die Frage: Was machen Sie mit dem Geld?

Der Cash-flow und der Return on Investment ist für uns eine wichtige Kennzahl! Dies muss in einem anlageintensiven Geschäft, wie es Siegfried betreibt, auch unbedingt so sein. Wie Sie wissen, investieren wir laufend in strategische Projekte, die zum Ziel haben, den Unternehmenswert zu steigern. Das ist im Sinne unserer Aktionäre.

Wie geht es im chinesischen Industriepark Nantong weiter?

Wir haben inzwischen mit dem Bau begonnen und werden im nächsten Jahren mit der Produktion beginnen können.

Wird es beim Investitionsvolumen von knapp einer halben Milliarde Renmimbi bleiben?

Wie wir gesagt haben liegt das Investitionsvolumen für die jetzt geplante erste Phase in dieser Grössenordnung.

Die 2012 übernommene Alliance Medical Products (AMP) in Irvine, Kalifornien ist mittlerweile integriert. Welchen EBIT-Beitrag soll sie nächstes Jahr bringen? Auch im Stammwerk in  Zofingen wird ausgebaut. Welches Ihrer drei Werke in der Schweiz in den USA oder in Malta ist am meisten ausgelastet?

Die Auslastung ist in allen Werken zurzeit gut. Wir arbeiten überall im 24-Stundenbetrieb. Mindestens ebenso wichtig ist für uns kurzfristig freie Kapazität. Deshalb sehen Sie Erweiterungsinvestitionen an allen Standorten.

Island, Irland, Zypern – Länder die stark an ihrem einheimischen Banksystem hingen, sind in den letzten Jahren an die Wand gefahren. Auch Malta ist nicht ungefährdet. Hätte eine Finanzkrise dort Einfluss auf Siegfrieds Geschäft?

In Malta ist die Realwirtschaft von der Krise wenig betroffen. Zudem wird unsere Finanzierung in der Schweiz sichergestellt, was uns bezüglich Turbulenzen auf den Finanzmärkten einen gewissen Komfort bietet.

Im Bereich Wirksubstanzen (Drug Substances) haben sie die durch günstiges Sourcing erreichten Preissenkungen für Rohstoffe ergebnisneutral an die Kunden voll weitergegeben. Lohnt es sich da nicht, ein Zusatzbrot zu verdienen und die günstigen Rohstoffpreise zum Teil selbst auszunutzen?

Bei diesen sogenannten Cost-Plus-Verträgen kennen wir unsere Marge und sind nicht der Volatilität der Rohstoffpreise ausgesetzt. Das hat auch seine Vorteile.

Bei den fertigen Medikamenten (Drug Products), die sie im Auftrag von anderen Firmen entwickeln, werden in den nächsten Jahren etwas weniger Patente auslaufen als auch schon. Ist das für Siegfrieds Geschäft von Nachteil?

Die Zulassungen und damit die Abläufe von Patenten unterliegen gewissen Zyklen. Wichtig ist für uns, dass wir an beiden Markteintrittspunkten, also bei den Innovationen und bei den Generika, wettbewerbsfähig sind. Das glättet diese Wellenbewegungen und senkt für uns die Volatilität des Geschäfts.

«Rainer Marc Frey und Tweedy Brown unterstützen unsere Strategie und stehen für eine langfristig ausgerichtete Unternehmensentwicklung.»

Mit Rainer-Marc Frey und Tweedy Browne hat Siegfried prominente und sehr erfolgreiche Venture Capitalists als Aktionäre. Tauschen Sie sich mit diesen aus?

Rainer Marc Frey und Tweedy Browne unterstützen unsere Strategie und stehen für eine langfristig ausgerichtete Unternehmensentwicklung. Dafür sind wir dankbar.

Wo setzen Sie für die nächsten Jahre die Payout-Ratio an?

Wir steuern das Payout ratio so, dass der Unternehmenswert maximiert wird. Deshalb kennen wir hier keine fixen Prozentsätze.

Wird es bei steuerfreundlichen Nennwertrückzahlungen bleiben? Agio ist ja genug da.

So lange wir Ausschüttung vornehmen können, in dem wir den Aktionären Kapitaleinlagen zurückerstatten, werden wir das sicherlich tun.

Zur Person:
Dr. Rudolf Hanko (1955) hat per 1. Mai 2009 die Verantwortung als CEO bei Siegfried übernommen. Er war in verschiedenen leitenden Funktionen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie tätig, zuletzt als Leiter des Geschäftsgebiets Exklusiv-Synthese und Aminosäuren bei der deutschen Firma Evonik Industries AG. Vor seinem Engagement bei Evonik Industries AG war Rudolf Hanko in der Pharmadivision der Bayer AG Leiter der chemischen Forschung und anschliessend General Manager der Geschäftseinheit Feinchemikalien dieses Unternehmens. Rudolf Hanko hat an der Universität Göttingen in Chemie promoviert und ist deutscher Staatsbürger.

Zum Unternehmen:
Mit Tees hat Siegfried nichts mehr zu tun. Als ehemaliges voll integriertes Pharma-Unternehmen ist Siegfried heute einer der wenigen Zulieferer der Pharmabranche, welcher sowohl die Entwicklung von Wirkstoffen als auch von fertig formulierten Medikamenten unter einem Dach ausführen kann. Siegfried will seine technologische und geografische Präsenz rund um den Globus weiter ausdehnen. Zurzeit konzentriert man sich auf die Rückwärtsintegration nach Asien. Neben technologischer Kompetenz und globaler Präsenz liegt der Fokus darauf, die Gesamtprozesse für alle Produkte zu kontrollieren, um grösstmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Die Entwicklungs- und Produktionsstandorte befinden sich in der Schweiz, auf Malta und in den USA. Das Unternehmen beschäftigt zurzeit rund 850 Mitarbeiter und erzielte 2012 einen Jahresumsatz von rund CHF 368 Mio. Die Siegfried Holding AG ist an der Zürcher Börse kotiert (SIX: SFZN).
  

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