Sandra Völler, CEO AGILITA, im Interview

Sandra Völler, CEO AGILITA, im Interview
Sandra Völler, Geschäftsführerin AGILITA AG. (Foto: zvg)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Frau Völler, vor zwanzig Jahren haben Sie AGILITA gegründet. Was waren in dieser Zeit die bedeutendsten Veränderungen, welche Teile der ursprünglichen Vision hatten Bestand?

Sandra Völler: Wir wollten immer schon effiziente Prozesse mit dem SAP ERP abbilden. Bereits mit unserer Gründung haben wir die Optimierung von Gutem im Zentrum gehabt.

«Die Cloud liefert die Lösung als Service, das ERP gleich zusammen mit einer Technology Plattform – das müssen wir beherrschen und unseren Kunden liefern.» Sandra Völler, CEO AGILITA

Neu ist die Darreichungsform der Lösung – die Cloud Lösungen ermöglichen eine schnellere Implementierung durch die vorhandenen Best Practice Prozesse und die komplette Softwareumgebung as a Service, zusätzlich unterstützt durch die Agilität in der Anpassungsfähigkeit für die Anforderungen der Kunden.

Sie setzen mit Ihren Beratungsdiensten ausschliesslich auf SAP. Wo sehen Sie den Schwerpunkt Ihrer Dienstleistungen, im technischen Bereich, bei den Geschäftsprozessen oder auf der Strategie-Ebene? 

Wenn man heute ein ERP Partner im KMU ist, dann ist das alles aus einer Hand. Die Cloud liefert die Lösung als Service, das ERP gleich zusammen mit einer Technology Plattform – das müssen wir beherrschen und unseren Kunden liefern. Die Digitale Transformation ist Geschäftsprozessoptimierung genauso wie strategische Beratung in neuen potenziellen Geschäftsfeldern. Sie sehen – alles dabei und auch so über eine langjährige Partnerschaft mit unseren Kunden umgesetzt.

SAP hat sich in den letzten Jahren enorm gewandelt hin zu einem Cloud-Unternehmen, dessen Angebote nicht nur für Grossunternehmen, sondern auch für KMU immer interessanter werden. Was hat dieser Wandel mit Ihrem Unternehmen gemacht, wie zuhause fühlen Sie sich in der Cloud?

Wir bieten bereits seit über 9 Jahren Cloud ERP Lösungen an – echte Public Cloud Lösungen, die dem KMU Kosten sparen und Wachstum ermöglichen. Wir haben sehr früh auf dieses «Pferd» gesetzt und diese Wette ist für uns aufgegangen. Wir führen bei unseren Neukunden praktisch nur noch Cloud Lösungen ein – das macht uns Freude und hat uns als AGILITA in den letzten Jahren auch massiv zum Wachstum geführt.

Die Digitalisierung stellt vor allem auch traditionelle KMU vor enorme Herausforderungen. Was können diese KMU tun, um nicht von der Digitalisierung überrollt zu werden, sondern sie eventuell für eine bessere Marktpositionierung nutzen zu können? 

Es ist wichtig seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Was das heisst? Durchgängige, digitalisierte Geschäftsprozesse im Unternehmen durch ein modernes, intelligentes ERP unterstützt, ergänzt mit einer Plattform die alle neuen Services bietet. In kleinen, überschaubaren Schritten können dann Innovationen wie z.B. ChatBots, Blockchain oder IoT Prozesse umgesetzt werden.  

Die für die Schweiz sehr relevante Finanzindustrie betreibt teilweise IT-Systeme aus dem letzten Jahrzehnt und leistet sich im Anwendungsbereich noch viel Eigenbau. Wo stehen diese Unternehmen im Vergleich mit anderen Industrien, wie könnten sie im IT-Bereich agiler und effizienter werden?

Das ist immer wieder erstaunlich, welche IT Dinosaurier noch am leben sind. Aus meiner Sicht ist ein wichtiger Schritt für die Agilität ein Schritt in Richtung Standardprozesse. Man muss nicht jeden Prozess oder jede Lösung selbst entwickeln.

«Individualität sollte man sich nur dort leisten, wo man auch einen Kunden-Mehrwert schaffen kann.»

Es gibt heute sehr gute Lösung auf denen man aufbauen kann. Individualität sollte man sich nur dort leisten, wo man auch einen Kunden-Mehrwert schaffen kann.

Mit einem Studium der Wirtschaftsinformatik und als Gründerin in einer Zeit, in der es kaum Frauen in der Informatik gab, haben Sie Exotinnen-Status. Wie können mehr Frauen dafür gewonnen werden, im Bereich der Informatik Unternehmen zu gründen, wie fördern Sie Frauen im eigenen Unternehmen?

Das stimmt, dass es leider auch heute noch zu wenige Frauen in die Informatik zieht. Ich denke dieses Berufsbild ist falsch geprägt und viele Aufgabenfelder sind in der Schule auch nicht bekannt. Deshalb werden vielmals diese Ausbildungen oder Studiengänge von Mädchen nicht gewählt.

Wir selbst haben einen ordentlichen Anteil von Frauen in unserem Unternehmen, es dürften aber auch gerne mehr sein. Unsere Tätigkeit ist ein ideales Umfeld für Frauen, da viel Kreativität, Kommunikation und Empathie gefragt sind. Wir unterstützen alle Mitarbeiter mit Trainings und Coaching – für die jungen Frauen im Unternehmen biete ich ein spezielles Mentoring-Programm an.

Sie haben im Glatt Tower neue Büros mit einer tollen Weitsicht bezogen. Wie sind die Aussichten von AGILITA, welche mittelfristigen Ziele haben Sie bezüglich Wachstum und geografischer Expansion?

Danke für das Kompliment, wir sind auch ganz verliebt in unsere neuen Büros im Glatt Tower.

«Wir haben in den letzten 20 Jahren erfolgreich gewirtschaftet und sind so gut aufgestellt, dass wir für die Finanzierung des Wachstums keine externe Hilfe brauchen.»

Wir sind und bleiben ein Schweizer KMU. Geographisch machen wir die internationale Expansion über Projekt-Rollouts – d.h. aus der Schweiz für die Welt. Beim Wachstum liegt sehr viel drin, wir wachsen mit den richtigen Menschen, die zu uns kommen, denn dann passt es in der Qualität und macht auch weiter Spass.

AGILITA hat bis anhin das Wachstum selbst finanziert und ist im Privatbesitz. Ab wann wären Investoren oder eine externe Wachstumsfinanzierung ein Thema?

Wir haben in den letzten 20 Jahren erfolgreich gewirtschaftet und sind so gut aufgestellt, dass wir dafür keine externe Hilfe brauchen.

Auf Ihrer Webseite gibt es einige spannende offene Stellen. Welche Fähigkeiten stehen im Vordergrund bei der Auswahl von möglichen Kandidaten?

Erfahrung in der Umsetzung von Prozessen in ERP Systeme (am liebsten mit SAP) und dann im Wesentlichen Persönlichkeiten mit Begeisterungsfähigkeit, Innovationskraft und Verantwortungsbewusstsein für die Kundenprojekte.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?

Nur zwei? Dann wähle ich Gesundheit und weiterhin das Glück mit meinem Team so erfolgreich am Markt agieren zu können.


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