Stefan Klauser, CEO aisot, im Interview

Stefan Klauser, CEO aisot, im Interview
Stefan Klauser, CEO aisot (Bild: aisot, Moneycab)

Von Helmut Fuchs

Moneycab: Herr Klauser, Sie wollen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) Portfolios im grossen Massstab personalisieren und massgeschneiderte Anlagestrategien automatisch an sich schnell ändernde Märkte anpassen. Wie sind die bisherigen Erfahrungen, mit welchen Anlageinstrumenten funktioniert die Lösung bis dahin, ab wann werden Schweizer Aktien abbildbar sein?  

Stefan Klauser: Unsere ersten Kunden der Plattform sind mit dem Resultat sehr zufrieden. Die Plattform erlaubt es ihnen, mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit und Präzision Anlagestrategien zu entwerfen, zu validieren und auf individuelle Bedürfnisse anzupassen. Nachdem wir die Plattform in einer ersten Phase nach dem Launch im Oktober für Digital Assets freigeschaltet haben, folgt im Dezember der Aktienmarkt.

«Die Plattform erlaubt es unseren Kunden, mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit und Präzision Anlagestrategien zu entwerfen, zu validieren und auf individuelle Bedürfnisse anzupassen.» Stefan Klauser, CEO aisot

Welches sind die wichtigsten Datenquellen, die Sie für Ihre Modelle verwenden?

Wir haben drei verschiedene Kategorien von Datenquellen, die wir in unsere Modelle einfliessen lassen: Marktdaten (Preise, technische Indikatoren usw.), alternative Datenquellen (News, Soziale Medien, usw.) und makroökonomische Daten. Wir kombinieren diese Daten kontinuierlich, um unsere Modelle zu trainieren. Wir können aber auch Daten, die bei unseren Kunden entstehen, wie etwa eigene Ratings oder Anlageempfehlungen etc. direkt in die Modelle einbeziehen.

Aufgrund welcher Kriterien werden die Portfolios personalisiert?

Wir erlauben unter anderem die Auswahl des Investment-Universums bis auf die Ebene von einzelnen Titeln. Dann kann kundenspezifisch das Ziel definiert werden, wie zum Beispiel ein Volatilitäts-Ziel. Weiter können Restriktionen erfasst werden, wie die maximale Cash-Allokation, Gewichtung der verschiedenen Assets oder maximale Turnover-Rate. Zudem kann bestimmt werden, ob das Rebalancing monatlich, wöchentlich oder täglich geschehen soll. Die Equity Portfolios bieten noch mehr Möglichkeiten zur Personalisierung, zum Beispiel eine Sektor-Auswahl und ESG Faktoren, die individuell nach “environmental”, “social” und “governance” angepasst werden können.

In Ihrem Produkt gibt es nebst dem “Portfolio Builder”und dem «Portfolio Rebalancer» noch ein “Product Launchpad”. Wie genau funktioniert das, welche Produkte können damit erstellt und wo können diese dann gehandelt werden?

Das “Product Launch Pad” bietet die einzigartige Möglichkeit, Portfolios, die auf der AI Insights Plattform generiert und oder optimiert wurden, in handelbare Wertpapiere zu verwandeln. Kunden haben weiter die Möglichkeit, den Auftrag für das Vermögensmanagement zu delegieren und eine professionelle Verwaltung ihrer Portfolios sicherzustellen. Damit können sich die Kunden auf Spezialisierungen und Satellit-Portfolios oder die Kundenakquise fokussieren. Aktuell können Strategien in die folgenden Produkte verwandelt werden: AMC, ETP/ETN und Fonds. Die Produkte erhalten eine ISIN Nummer und sind momentan in der Schweiz und einer Reihe weiterer Länder handelbar.

In den Lösungen von aisot kommen die bekannten Komponenten von Neuronalen Netzen, Machine Learning, Analyseverfahren oder Large Language Models vor, Sie nutzen Daten, die allgemein zugänglich sind und meiden “Black-Box”-Modelle. Wo haben Sie einen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern, was macht die Lösung von aisot einmalig?   

Die von aisot verwendeten Modelle im KI- und Quant- Bereich stützen sich auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Unser Forschungs- und Entwicklungsleiter, Dr. Nino Fantulin-Antulov, oft zusammen mit unserem KI-Spezialist, Prof. Dr. Petter Kolm, publizieren beispielsweise wissenschaftliche Artikel zu Themen wie KI im Asset Management und der Nutzung von öffentlich zugänglichen Daten für Portfolios. Sie werden regelmässig als zwei der führenden Forschenden in diesem Bereich genannt.

«Das “Product Launch Pad” bietet die einzigartige Möglichkeit, Portfolios, die auf der AI Insights Plattform generiert und oder optimiert wurden, in handelbare Wertpapiere zu verwandeln.»

Zudem ist es für viele Kunden technologisch eine grosse Herausforderung, allfällige eigene Modelle in konkrete Echtzeit-Vorhersagen und Portfolios zu übersetzen. Hier haben wir einen wissenschaftlichen und technologischen Vorsprung gegenüber unseren Mitbewerbern.

Wie sieht die langfristige Performance Ihres aktiv verwalteten, auf künstlicher Intelligenz basierenden Zertifikats aus, gegenüber dem Basiswert von zum Beispiel Bitcoin oder Ether?

Sie sprechen hier auf unser erstes Produkt im Kryptomarkt an, ein KI-getriebenes Digital Assets AMC. Dieser erzielte gegenüber BTC und ETH eine klare Outperformance auf Sicht des Backtesting-Zeitraums seit Januar 2021. Neben der Performance weist unser AMC markant bessere Werte für Sharpe und Sortino, sowie für den maximalen Drawdown und die jährliche Volatilität auf. Das AMC wurde nun am 3. Oktober 2023 erstmals in einem Portfolio umgesetzt. Stand heute (7.11.2023) ist das Portfolio gut 30% im Plus. Auch hier eine Outperformance gegenüber den üblichen Benchmarks. Weiter traden wir seit bald zwei Jahren ein U.S. Equity Portfolio. Mit diesem konnten wir zeigen, dass wir auch grosse Indizes wie den S&P 500 schlagen können.

Sie bieten Ihre Lösung als Managed Service an. Wo wird die Lösung gehostet, wie sieht Ihr Revenue-Modell aus (wie setzen sich die Einnahmen zusammen)?

Wir bieten unsere Lösung sowohl als zentrale Plattform, als auch als dezentrale Managed Services an, sodass unsere Kunden die volle Kontrolle über ihre Daten haben können. Während die Plattform-Lösung auf einer Schweizer Cloud gehostet ist, sind wir sehr flexibel, was Hosting-Lösungen für die Managed Service Kunden angeht. Das Revenue-Modell stützt sich auf Subscriptions, um auf die AI Insights Platform zugreifen zu können. Dazu kommen Einnahmen über das Profit-Sharing von bestimmten Produkten sowie die Einnahmen, die unsere eigenen Produkte generieren.

«Wir traden seit bald zwei Jahren ein U.S. Equity Portfolio. Mit diesem konnten wir zeigen, dass wir auch grosse Indizes wie den S&P 500 schlagen können.»

Bis anhin haben Sie über Investoren 2.5 Millionen CHF eingenommen. Wann wird die nächste Finanzierungsrunde stattfinden, welche Art von Investoren möchten Sie gewinnen?

Die nächste Runde ist für ca. Mitte 2024 geplant. Wie schon bei der Seed Runde ist es uns wichtig, mit Investoren zusammenzuarbeiten, die über ein gutes Netzwerk im Bereich Asset und Wealth Management verfügen und uns über die finanzielle Hilfe hinaus unterstützen können. Wir pflegen ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Investoren und sehen diese als aktive Partner.

Welche technologischen Entwicklungen sind aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren entscheidend für die Finanzindustrie, wie integrieren Sie diese in die Lösungen von aisot?

Das aktuell wichtigste Bedürfnis, das die Finanzindustrie so schnell wie möglich abdecken muss, sind personalisierte Lösungen im Bereich des Wealth- und Portfolio Managements. Dies zeigen verschiedene Umfragen. Die Technologie, die Personalisierung erst möglich macht, Künstliche Intelligenz, wird  in den nächsten Jahren viele Bereiche der Finanzindustrie transformieren.

«Selbst in einer Welt voller automatisierter Prozesse spielt menschliches Urteilsvermögen und Fachkenntnis eine unverzichtbare Rolle, um Effizienz und Effektivität der Anlagestrategien zu ermöglichen.»

Die Vorteile gehen weit über die verbesserte Datenanalyse und Personalisierung hinaus und umfassen Effizienzgewinne, besseres Risikomanagement, Kostenreduktion etc. Da Künstliche Intelligenz die Hauptkompetenz von aisot ausmacht, sind wir für diese Entwicklung bestens gerüstet und erlauben damit unseren Kunden ebenfalls vorne mit dabei zu sein.

Wenn Ihre Vision von vollautomatischen und KI-gestützten Anlageprodukten, die über voll automatisierte Handelsplattformen gehandelt werden, wahr wird, was genau machen dann Menschen noch im ganzen Prozess?

Menschen werden immer noch eine wichtige Rolle im Prozess spielen. Wenn es zum Beispiel um strategische Investitions-Planung, Überwachung und Risikomanagement geht. Menschliche Expertise wird entscheidend sein, um längerfristige Weichen zu stellen und Vorauswahlen zu treffen. Menschen werden teilweise auch für die Überwachung und Kontrolle der automatisierten Systeme verantwortlich sein, um mit-sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäss funktionieren und den festgelegten Zielen entsprechen. Selbst in einer Welt voller automatisierter Prozesse spielt menschliches Urteilsvermögen und Fachkenntnis eine unverzichtbare Rolle, um Effizienz und Effektivität der Anlagestrategien zu ermöglichen.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Der erste Wunsch ist auf geschäftlicher Ebene: Dass wir mit dem aisot Team unseren Kunden weiterhin zu erfolgreichen, personalisierten und nachhaltigen Anlagestrategien verhelfen und aisot damit wie geplant wächst.

Der zweite Wunsch ist auf gesellschaftlicher Ebene: Auch wenn unsere Produkte insbesondere auch in unsicheren Zeiten gut funktionieren, so wünsche ich mir eine stabilere und friedlichere Welt.


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Aisot Technologies AG (aisot)
wurde 2019 als Spin-off der ETH Zürich gegründet und entwickelte die ersten verlässlichen Prognosen für klar definierte Zeithorizonte für Investment-Profis. aisot bedient einige der führenden Asset- und Wealth-Management-Firmen in Europa und den USA. Alle Produkte von aisot werden nach institutionellen Standards entwickelt, wobei der Fokus auf Benutzerfreundlichkeit und Qualität liegt. aisots leistungsstarkes Team besteht aus erfahrenen Fachleuten und Wissenschaftlern in den Bereichen AI, Natural Language Processing und Quantitative Finance. aisot

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