Werner Jauch, GL-Vorsitzender EWA-energieUri-Gruppe, im Interview

Werner Jauch, GL-Vorsitzender EWA-energieUri-Gruppe, im Interview
Werner Jauch, GL-Vorsitzender EWA-energieUri-Gruppe. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Jauch, aus Elektrizitätswerk Altdorf (EWA) wurde vor einem Jahr EWA-energieUri. Ist das eine Hommage an das «Hinterland» der «Hauptstadt»?

Werner Jauch: Das ehemalige Elektrizitätswerk Altdorf hat sich in den vergangenen Jahren zu einem innovativen Energiedienstleister transformiert. Strom ist zunehmend ein wichtiger Teil von konvergenten Gesamtenergielösungen, intelligent vernetzt und optimiert. Auch Wärme und Kälte und neue Energieträger wie Wasserstoff spielen heute eine immer wichtigere Rolle, darum der Namensbestandteil «Energie». Und aufgrund des kantonalen Versorgungsauftrages versorgen wir nicht nur Altdorf, sondern den grössten Teil von Uri und darüber hinaus. Darum «Uri». EWA-energieUri beschreibt unser Wirken deutlich treffender.

«Es macht uns stolz, nach dem Bau des Gotthard-Basistunnels, dem Bahntunnel, jetzt auch beim Bau des zweiten Strassentunnels für die Stromversorgung zuständig zu sein.»
Werner Jauch, GL-Vorsitzender EWA-energieUri-Gruppe

Bis 2029 wird am Gotthard der zweite Strassentunnel gebaut. Die Baustromversorgung mit vier neuen Trafostationen und einer Anschlussleistung von 20 Megawatt wird von EWA-energieUri sichergestellt, wenn im nächsten Jahr die riesigen Tunnelfräsen auffahren. Wie wichtig sind solche 650 GWh-Prestigeprojekte?

Zuerst einmal macht es uns stolz, nach dem Bau des Gotthard-Basistunnels, dem Bahntunnel, jetzt auch beim Bau des zweiten Strassentunnels für die Stromversorgung zuständig zu sein. Es zeigt, dass wir mit unserem Know-how und unserer langjährigen Erfahrung auch für Grossprojekte ein bewährter Ansprechpartner sind. Für EWA-energieUri sind solche Aufträge wichtig. Neben der Grösse solcher Bauprojekte bringen sie auch Folgeaufträge und eine hohe Wertschöpfung vor Ort mit sich.

Die Herausforderung für einen dezentralen Stromproduzenten ist es, allzeit bereit zu sein. Wie viele Arbeitsstunden fallen auf Pikettdienste?

Unsere Pikettdienste haben, über alle Dienstleistungen gerechnet, durchschnittlich pro Jahr zirka 350 Einsätze. Diese werden von unserer 365 Tage und rund um die Uhr besetzten Leitstelle in Altdorf koordiniert. Inzwischen überwachen wir in Altdorf unsere gesamten Netzanlagen und 23 Kraftwerke mit insgesamt 36 Maschinensätzen, darunter unsere eigenen Wasserkraftwerke und auch Kraftwerke von Kunden aus der ganzen Schweiz. Daneben leisten wir für verschiedene Gemeinden Pikettdienstleistungen bei der Trinkwasserversorgung und bieten unseren Kundinnen und Kunden einen 24 Stunden-Elektro-Pikettdienst an, beispielsweise bei einem technischen Defekt.

«Inzwischen überwachen wir in Altdorf unsere gesamten Netzanlagen und 23 Kraftwerke mit insgesamt 36 Maschinensätzen.»

Fast alle Ihre Kraftwerke erreichten im letzten Jahr zwischen 99 und 100% Verfügbarkeit. Dennoch: Was sind die grössten Ausfallrisiken?

Diese hohe Verfügbarkeit ist sehr erfreulich. Sie ist aber nur möglich, da unsere Kraftwerke durch unsere Spezialisten optimal betrieben und gewartet werden. Die grössten Risiken sind Starkregen oder Hochwasserereignisse, welche auch viel Geschiebe im Wasser mittransportieren und so für die Wasserfassungen problematisch werden können. Dank unserer Rund-um-die-Uhr-Videoüberwachung können wir in solchen Situationen, wie zum Beispiel im vergangenen Juli, meistens frühzeitig intervenieren und die nötigen Vorkehrungen treffen. Technische Defekte bringen ebenfalls ein gewisses Ausfallrisiko mit sich. Hier kommen dann aktuell lange Lieferzeiten von Ersatzteilen erschwerend hinzu.

In den letzten zehn Jahren wurden 12 Wasserkraftwerke mit 120 Gigawattstunden Jahresproduktion hinzugebaut. Steht jetzt etwas mehr die Sonne im Zentrum?

Photovoltaik hatte für uns bereits in den letzten Jahren einen hohen Stellenwert. Wir sehen sie als Teil von integrierten Gesamtenergielösungen gekoppelt mit Wärme&Kälte, E-Mobilität, Speicherung, intelligent vernetzt und optimiert. Parallel dazu werden wir auch unsere bestehenden Wasserkraftwerke weiter optimieren. Wir brauchen für die Zukunft jede Kilowattstunde erneuerbare Energie, um die Energiewende zu schaffen. Aktuell haben wir zudem eine Partnerschaft mit der Hochschule Luzern (HSLU), wo wir gemeinsam die «Energiemodellregion Uri» entwickeln. Diese sucht neue Lösungsansätze, zum Beispiel für die Speicherung der Energie aus den ertragsreichen Sommermonaten für den ertragsschwachen Winter.

«Die «Energiemodellregion Uri» sucht neue Lösungsansätze für die Speicherung der Energie aus den ertragsreichen Sommermonaten für den ertragsschwachen Winter.»

Sie erwirtschaften ein knappes Drittel des Umsatzes ausserkantonal. Wird das zunehmen?

Wir gehen davon aus, dass der Anteil des ausserkantonalen Umsatzes in Zukunft weiter zunehmen wird. Mit unseren schweizweiten Kraftwerksdienstleistungen, SmartEnergy, den Elektrodienstleistungen für Strasse/Schiene sowie den Elektro-Schaltanlagen sind wir bereits heute auch ausserhalb unseres Heimatkantons etabliert. Dies wollen wir mit Qualität und Innovation weiter vorantreiben.

Die Apothekenkette Amavita zählt zu Ihren langjährigen Kundinnen. Für sie führt EWA-energieUri Shop-Installationen in der ganzen Schweiz durch. Wie muss man sich das vorstellen? Schwärmen Ihre Elektroinstallateure von Altdorf aus?

Ja, das ist so, zumindest anfangs der Woche. Unsere Elektroinstallateure arbeiten dann die ganze Arbeitswoche am Projekt vor Ort und übernachten jeweils in lokalen Unterkünften. Für Kunden wie Amavita hat dies mehrere Vorteile: Sie haben immer dieselben Ansprechpartner und so weniger Schnittstellen, sie müssen nicht bei jedem Standort lange Vorbesprechungen durchführen und haben die Sicherheit, dass die Qualität der Arbeiten stimmt, da die Zusammenarbeit sich bei anderen Projekten bereits bewährt hat.

Die Gesamtleistung der EWA-energie Uri AG wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr um 12 Prozent gesteigert? Wie geht es an der Strompreisfront weiter?

Das ist schwierig vorherzusagen. Aktuell haben wir sehr hohe Strompreise auf dem Grosshandelsmarkt. Die grossen Treiber sind die CO2-Zertifikate und die hohen Gas- und Kohlepreise. Die Entwicklung ist aber auch abhängig von politischen Entscheidungen. Was sicher ist: Die momentan hohen Strompreise beschäftigen die Energiebranche zurzeit enorm.

Wie weit sind Sie jetzt mit dem Projekt «H2Uri» zur lokalen Produktion von Wasserstoff in Bürglen?

Hier sind wir mitten in den Planungsarbeiten, aktuell erarbeiten wir das Baugesuch. Wir werden diesbezüglich schon bald detaillierter informieren.

Die flüssigen Mittel haben sich verdoppelt. Wofür sind die jetzt vorgesehen, neben der kräftigen Dividendenerhöhung?

Einen Teil unserer flüssigen Mittel werden wir auch weiterhin für die zahlreichen Investitionen benötigen. Diesen Weg gehen wir bereits seit Jahren konsequent, das zeigen nicht zuletzt unsere zwölf neuen Wasserkraftwerke. Doch für eine erfolgreiche Energiewende braucht es in Zukunft noch weitere Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien und Investitionen in die Weiterentwicklung des Unternehmens. Da ist es gut, wenn genügend flüssige Mittel vorhanden sind.

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