Cognizant: Digitale Währung – Warum Zentralbanken jetzt handeln sollten

Cognizant: Digitale Währung – Warum Zentralbanken jetzt handeln sollten
Ashish Bhatnagar, Head of Cards & Payments, Cognizant. (Bild: Cognizant)

Bargeld wird immer weniger genutzt; gleichzeitig erleben Kryptowährungen und digitale Zahlungssysteme einen Aufschwung. Doch wie gelingt es Zentralbanken, bei diesen Entwicklungen die Kontrolle über das Finanzsystem im jeweiligen Land zu behalten? Eine populäre Idee: Die Zentralbanken führen eine eigene digitale Währung ein, das sogenannte Digitale Zentralbankgeld oder auch Central Bank Digital Currency (CBDC). Mittlerweile haben weltweit 114 Länder diese Möglichkeit entweder geprüft oder sogar ihre eigene CBDC eingeführt – Tendenz steigend. Mitte 2020 lag diese Zahl gerade einmal bei 35 Ländern.

von Ashish Bhatnagar, Head of Cards & Payments, Cognizant

Dabei müssen Zentralbanken sicherstellen, dass das von ihnen entwickelte System einfach und komfortabel nutzbar ist und gleichzeitig die Daten jedes Einzelnen schützt. Dies ist jedoch nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Organisationen umsetzbar. Gelingt Zentralbanken die erfolgreiche Umsetzung, können die neuen Zahlungsmöglichkeiten positive Effekte für den Massenzahlungsverkehr und den Grosshandel erzeugen.

Was sind die Zutaten für eine erfolgreiche CBDC?
Den meisten Zentralbanken fehlen die digitalen Skills, die für die Entwicklung einer eigenen digitalen Währung erforderlich sind – üblicherweise konzentrieren sich deren Mitarbeitende auf wirtschaftliche Entwicklungen statt auf neue Technologien. Aus diesem Grund entscheiden sich viele der Zentralbanken für Kooperationen mit Geschäftsbanken und kommerziellen Anbietern von digitalen Geldbörsen, um auf deren technologische Expertise zurückzugreifen. In Indien unterstützen beispielsweise die ICICI Bank und die Kotak Mahindra Bank Einzelhändler bei der Abwicklung von CBDC-Zahlungen.

Über solche Partnerschaften können Zentralbanken ein System entwickeln, das für Verbraucher einfach und bequem zu nutzen ist. Dazu gehört insbesondere auch die Abwicklung von Transaktionen, wenn Kunden offline sind. Ebenso soll es möglich sein, Zahlungen auch in geografisch abgelegenen oder dünn besiedelten Gebieten mit schlechter Internetanbindung anzuweisen. Dies erhöht einerseits die Akzeptanz bei den Nutzern und stellt andererseits sicher, dass das System selbst dann funktioniert, wenn es gelegentlich zu Verbindungsausfällen kommt.

Neben einer intuitiven, bequemen Nutzung ist vor allem der Datenschutz entscheidend. Verbraucher:innen erwarten heute ein hohes Mass an Datensicherheit und haben möglicherweise Bedenken, persönliche Informationen an eine Zentralbank weiterzugeben. Bei einer Befragung zum Thema digitale Währungen der Europäischen Zentralbank bezogen sich 41 Prozent der Antworten auf das Thema Datenschutz.

Der Datenschutz findet allerdings da seine Grenzen, wo Massnahmen und Aktivitäten zur Bekämpfung von Geldwäsche und anderen Finanzverbrechen durchgeführt werden müssen. Die lässt sich beispielsweise über kryptographische Verfahren implementieren. Mithilfe dieses Ansatzes können Banken Transaktionen validieren, ohne die unverschlüsselten Daten sehen zu müssen. So bleibt der Datenschutz gewährleistet, ohne Behörden daran zu hindern, gegen potenzielle Kriminelle vorzugehen.

Eine aktuelle Studie belegt darüber hinaus, dass die Ausgabegewohnheiten der Verbraucher:innen je nach eingesetztem Zahlungsmittel variieren. So geben Konsumenten beispielsweise mehr Geld aus, wenn sie mit einer Kreditkarte statt Bargeld bezahlen. Jedes neue System muss daher so konzipiert sein, dass es diese „Verhaltensschwächen“ nicht ausnutzt. Stattdessen sollten die Zentralbanken und ihre Partner entweder Verbraucher unterstützen, ihr Ausgabeverhalten zu optimieren, oder Limits einführen – etwa beim kontaktlosen Zahlen. Dass kann helfen, damit Konsument:innen nicht über ihre finanziellen Verhältnisse leben.

Warum benötigen wir CBDCs?
Einige Finanzinstitute stellen jedoch die Vorteile der CBDC-Systeme in Frage. Einige Berichte beschreiben, wie Banken das Finanzsystem ihres Landes auch mit den derzeitigen Modellen erreichen können. Sie übersehen jedoch, dass die Entwicklung einer CBDC zahlreiche Vorteile gegenüber eines rein traditionellen Bankensystems hat.

Einzelhändler haben beispielsweise die Möglichkeit, Zahlungsverzüge durch Programmierbarkeit und intelligente Verträge zu minimieren. Damit können sie Innovationen und neue Services für ihre Nutzer entwickeln. Systeme, die mehrere, verschiedene CBDC-Entwicklungen integrieren, erlauben darüber hinaus schnellere und günstigere grenzübergreifende Zahlungen als bisher – Unternehmen können so bei der Bestellung neuer Waren signifikant Geld und Zeit sparen.

Ein solches neues CBDC-Netz könnte auch die Wettbewerbsfähigkeit der Zahlungssysteme insgesamt erhöhen, denn derzeit haben nur bestimmte Finanzinstitute Zugang zu Zentralbankgeldern. Eine digitale Währung ermöglicht es FinTech-Anbietern, direkt auf Zentralbankenangebote zuzugreifen, anstatt einen Umweg über traditionelle Banken gehen zu müssen. Dies kommt sowohl Einzelhändler:innen als auch Verbraucher zugute. Denn: Der Wettbewerb trägt dazu bei, Transaktionskosten zu senken und die Geschwindigkeit von Zahlungsabwicklungen zu erhöhen.

Auch bieten CBDCs eine Art Incentive gegenüber traditionellen Banken und locken somit mehr Anwender:innen auf die jeweiligen Plattformen: Der Sand Dollar, der auf den Bahamas eingesetzt wird, kommt beispielsweise ohne Transaktionsgebühren aus und verlangt derzeit keine Zinsen – ein toller Bonus für Verbraucher:innen und Unternehmen, die Geld sparen wollen.

CBDCs sind schon bereit
Auch wenn es den Anschein haben mag, dass CBDC-Plattformen noch weit davon entfernt sind, sich wirklich durchzusetzen, könnte das schneller passieren, als sich manche vielleicht denken. Wenn Zentralbanken nicht den Anschluss verlieren und die ersten Vorteile dieser Plattformen verpassen wollen, müssen sie jetzt damit beginnen, ihre Angebote zu prüfen und Partner zu finden, die die notwendigen Fähigkeiten und das Fachwissen zur Verfügung stellen können, um innovative Plattformen Wirklichkeit werden zu lassen. (Cognizant/mc)

Über Ashish Bhatnagar
Ashish Bhatnagar leitet das Cards and Payments-Geschäft von Cognizant in den Global Growth Markets. In dieser Funktion ist er für die Entwicklung und Umsetzung der Go-to-Market-Strategie verantwortlich. Ziel dieser Strategie ist es, Finanzinstitute und Unternehmen bei der Bewältigung der sich verändernden Zahlungslandschaft zu unterstützen und nachhaltiges Wachstum zu sichern. Bhatnagar verfügt über eine nachgewiesene Erfolgsbilanz bei der unternehmensweiten Transformation der Wertschöpfungskette im Karten- und Zahlungsverkehr durch zielgerichtete Umsetzung. Vor seinem Wechsel zu Cognizant war Bhatnagar 14 Jahre lang in verschiedenen Führungspositionen bei TCS tätig, zuletzt als Partner für Banking and Payments.

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