Digital-TV: Wachstum beschleunigt sich

Dies teilte der Verband der Schweizer Kabel-TV-Unternehmen am Montag mit. In den letzten fünf Monaten hat Swisscable zwei repräsentative Befragungen zum Thema Digitales Fernsehen durchgeführt. Verantwortlich für die Durchführung der telefonischen Befragung bei 800 und 1000 Schweizern zwischen 16 und 74 Jahren war das Marktforschungsinstitut Demoscope. Die Resultate zeigen, dass sich das Wachstum beim digitalen Fernsehen im Jahre 2007 (6 Prozent) gegenüber 2006 (3 Prozent) verdoppelt hat. Dieser Trend deutet darauf hin, dass in den nächsten Jahren mit einem verstärkten Wachstum beim Digital-TV gerechnet werden kann.


Digital-TV in 22 Prozent aller TV-Haushalte
Die Resultate der Befragungen geben auch Aufschluss über die Penetration von Digital-TV. Swisscable geht davon aus, dass per September 2008 rund 22 Prozent aller TV-Haushalte mit Digital-TV ausgerüstet sind. Dies entspricht knapp 700’000 Haushalten. Im Vergleich zum umliegenden Ausland ist diese Penetration tief. So beträgt die Penetration in Deutschland rund 46 Prozent, in Italien rund 45 Prozent und in Frankreich rund 48 Prozent.


17 Prozent wollen innert 12 Monaten zu Digital-TV wechseln
Gefragt nach ihren Wechselabsichten gaben17 Prozent an, innerhalb der nächsten zwölf Monaten vom analogen aufs digitale Fernsehen umsteigen zu wollen. 20 Prozent wollen in zwei bis drei Jahren wechseln und 19 Prozent später. 28 Prozent der Befragten gaben an, nie wechseln zu wollen. Hauptgründe für die Nutzung von Digital-TV sind das bedeutend grössere Programmangebot (37 Prozent), die Bild- und Tonqualität (22 und 7 Prozent) und die individuelle Programmgestaltung (8 Prozent). Rund 14 Prozent der Befragten gaben als Grund an, mit der Zeit gehen zu wollen.


Nach wie vor: Hohe Zufriedenheit mit Analog-TV
Ein Grund für den relativ hohen Anteil von Befragten, die angaben, nie zu Digital-TV wechseln zu wollen (28 Prozent), liegt wohl in der Zufriedenheit mit Analog-TV. So gaben 31 Prozent an, mit der Bildqualität sehr zufrieden zu sein; 56 Prozent gaben an, zufrieden zu sein. Auch mit dem Programmangebot sind 56 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden. Insgesamt ist die Zufriedenheit mit Analog-TV praktisch gleich hoch wie in den letzten zwei Jahren.


HDTV: Nutzung (noch) tief
Auch das Thema HDTV wurde in den Befragungen gestreift. Gemäss Angaben der Befragten sind mehr als 23 Prozent aller TV-Geräte in den Haushalten fähig, hochauflösendes Fernsehen darzustellen (HD ready oder Full HD ready). Keinen Aufschluss gaben die Befragungen über die Penetration von HDTV. Swisscable schätzt aber, dass heute rund 10 Prozent aller Digital-TV-Haushalte HDTV nutzen, entweder via Satellit, Kabel oder Bluewin TV. Dies entspricht rund 70’000 Haushalten. Kürzlich veröffentlichte Zahlen von Cablecom zeigen, dass HDTV auf eine stark wachsende Nachfrage stösst.


«Digitalisierung hat Konsequenzen»
Gemäss Hajo Leutenegger, Präsident von Swisscable, unterstreichen die Resultate der Befragungen die Tatsache, dass der Übergang vom analogen zum digitalen Fernsehen in vollem Gange ist. «Diese Digitalisierung hat Konsequenzen», meint Leutenegger. So zeigten verschiedene Studien, dass für Jugendliche – manchmal als «Digital Natives» bezeichnet – das Internet zunehmend wichtiger wird. Dies auch zulasten des klassischen Fernsehens. So hat 2007 die TV-Nutzung gegenüber 2006 in der ganzen Schweiz abgenommen, währenddem die Internet-Nutzung in den letzten 12 Monaten – auf hohem Niveau – leicht gewachsen ist. Fernsehen findet zudem immer häufiger im Internet statt. So schaut knapp ein Fünftel aller Jugendlichen in der Schweiz regelmässig im Internet Fernsehen. Bei den über 50-jährigen liegt dieser Anteil bei 2,8 Prozent (Quellen: Mediapulse Radio- und TV-Forschung 2007, NET-Matrix Base 2008-1).
 
Verschärfter Wettbewerb
Eine weitere Konsequenz der Digitalisierung sei zudem ein verschärfter Wettbewerb: «Um die mehr als 75 Prozent der Haushalte ohne Digital-TV buhlen nicht nur Anbieter von Satelliten- und Kabel-TV. Bluewin TV, Internet-TV, Antennenfernsehen (DVB-T) und Mobile-TV sind ebenfalls Konkurrenten.» Hinzu komme, dass in Zukunft weitere Digital-TV-Angebote lanciert würden, beispielsweise über die Glasfasernetze, die in den nächsten Jahren erstellt werden.


Verunsicherung führt zu politischen Vorstössen
Eine weitere Konsequenz der Digitalisierung sei Unsicherheit: «Niemand weiss genau, wie sich Digital-TV entwickeln wird und wohin die Reise geht», meint Leutenegger. Das führe zum Teil zu Verunsicherung, woraus einzelne Politiker Handlungsbedarf ableiten würden. So hat es in den letzten Jahren rund um das Thema digitales Fernsehen neun politische Vorstösse gegeben. Jüngster und umstrittenster Vorstoss ist die Motion 07.3484, die demnächst im Nationalrat behandelt wird. Sie verlangt, dass die freien Programme im Bereich des digitalen Fernsehens in Kabelnetzen unverschlüsselt verbreitet werden. Damit richtet sich die Motion gegen ein Geschäftsmodell, das von Kabel-TV-Unternehmen und Swisscom (mit Bluewin TV) praktiziert wird.


Regulierung ist unnötig und kontraproduktiv
Swisscable ist gegen diese Motion. Der Branchenverband setzt sich dafür ein, dass im digitalen Kabelfernsehen auch weiterhin verschiedene Geschäftsmodelle möglich sind. Die Überlegungen von Swisscable sind folgende:


– Beim digitalen Fernsehen herrscht Wettbewerb: Die Verbreitungswege Satellit, Antenne, Kabel, Internet und Telefondraht (Bluewin TV) stehen in direkter Konkurrenz zueinander. In diesem dynamischen Markt sind Regulierungen überflüssig und kontraproduktiv.


– Die Wettbewerbskommission und das Bundesamt für Kommunikation sehen in der Grundverschlüsselung kein wettbewerbswidriges Verhalten.


– Das Geschäftsmodell, gegen das sich die Motion hauptsächlich richtet, hat aus Kundensicht auch viele Vorteile (vgl. Beilage). In Zukunft werden solche Modelle wichtiger werden, da sie kundenspezifische und interaktive Angebote ermöglichen.


– Die Grundversorgung ist mit der analogen Verbreitung via Kabel erfüllt. Alle wichtigen Programme können analog bis weit nach 2010 frei und unverschlüsselt empfangen werden.


– Solange es keine Standards für Digital-TV gibt, die sicher sind und auch Interaktivität ermöglichen, müssen proprietäre Systeme (d.h. eine vorgegebene Settop-Box) in Kombination mit einer Grundverschlüsselung weiterhin erlaubt sein. Nur auf dieser technischen und ökonomischen Basis kann Digital-TV optimal weiterentwickelt werden (Interaktivität, Filme auf Abruf).


– Die Motion kann ohne Gesetzesänderung nicht umgesetzt werden. Eine Gesetzesänderung würde der internationalen Entwicklung des digitalen Fernsehens und der entsprechenden Standardisierung hinterher hinken; die nationale Entwicklung von Digital-TV würde behindert. (swisscable/mc/ps)

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