EY: Fast jede zweite Person fürchtet wegen KI um den eigenen Job

EY: Fast jede zweite Person fürchtet wegen KI um den eigenen Job
Adrian Ott, Partner und Chief Artificial Intelligence Officer bei EY in der Schweiz. (Foto: EY)

Zürich – Ist Künstliche Intelligenz Helfer oder Herausforderung aus Sicht der Angestellten in der Schweiz oder sogar ein Jobkiller? Fakt ist: Immer mehr Arbeitnehmende nutzen Künstliche Intelligenz in ihrem Alltag, 86 Prozent sind es in der Schweiz. Zum Vergleich: Vor zwölf Monaten waren es noch 82 Prozent. Mit einem Plus von 4 Prozentpunkten stieg der Anteil der KI-Nutzenden in der Schweiz damit, verglichen mit dem europäischen Durchschnitt, ähnlich stark (78 Prozent insgesamt, plus sechs Prozentpunkte).

Je mehr Nutzende KI-Tools verwenden und sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzen, desto positiver wird auch ihre Einstellung gegenüber der Technologie: Im europäischen Durchschnitt sagen mehr als sieben von zehn Befragten (70 Prozent), dass sie aufgeschlossen gegenüber Künstlicher Intelligenz sind – ein Plus von 7 Prozent gegenüber dem Jahr 2024.

Dies sind Ergebnisse der zweiten Ausgabe des „EY European AI Barometer“. Für die Umfrage wurden 4942 Arbeitnehmende in neun europäischen Ländern und insgesamt 21 Branchen repräsentativ befragt, 500 davon in der Schweiz.

Adrian Ott, Partner und Chief Artificial Intelligence Officer bei EY Schweiz sagt zur Studie: „Wer KI aktiv nutzt, entwickelt eine positivere Haltung dazu. Die Schweizer sind mit 86 Prozent Nutzungsrate europäische Vorreiter – praktische Erfahrung baut Ängste ab.”

Grosse Angst vor Jobverslust durch KI
Mit zunehmender Verbreitung und wachsenden Anwendungsmöglichkeiten realisieren offenbar immer mehr Angestellte, dass KI-Anwendungen dazu führen könnten, dass Unternehmen weniger Mitarbeitende benötigen: Mehr als sieben von zehn Befragten (76 Prozent) in der Schweiz denken, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu Arbeitsplatzabbau führen wird. Besorgt über die Auswirkungen von KI auf den eigenen Job sind fast die Hälfte der Arbeitnehmenden (43 Prozent) hierzulande. Europaweit fürchten 42 Prozent der Arbeitnehmenden, dass der eigene Job wegen KI in Gefahr sein könnte.

Nur jeder Dritte darf KI bei der Arbeit frei nutzen
Diejenigen, die KI in der Schweiz nutzen, verwenden die Anwendungen am häufigsten für die Texterstellung (58 Prozent), bei Chatbots (39 Prozent) und Übersetzungsprogrammen (35 Prozent) sowie Sprachassistenten (29 Prozent). Die grössten Potenziale für KI-Anwendungen sehen Befragte in den Bereichen Zeitersparnis (56 Prozent), Fehlervermeidung (38 Prozent) und Kostensenkung (36 Prozent). Allerdings: Nur knapp jeder Dritte Schweizer Angestellte (32 Prozent) darf KI-Anwendungen im Job ohne Einschränkungen nutzen. Der Anteil derjenigen, die dies nur mit Einschränkungen dürfen (45 Prozent), ist deutlich höher. Knapp jeder sechste (15 Prozent) der Befragten der aktuellen EY-Studie dürfen gar nicht auf Künstliche Intelligenz im Joballtag zurückgreifen.

KI-Fähigkeiten zu verbessern, ist entscheidend für die Zukunft
Der wichtigste Faktor, um den sicheren und effizienten Umgang mit KI zu lernen, sind wiederkehrende Schulungen aber auch interne KI-Systeme, mit welchen im sicheren Ramen praktische Erfahrungen gesammelt werden können. Dies bestätigt Adrian Ott von EY Schweiz: „Angst vor dem Jobverlust ist nachvollziehbar, aber klare Kommunikation zum Technologieplan seitens der Geschäftsführung sowie Möglichkeiten für Mitarbeitende, das eigene KI-Wissen aufzubauen oder zu vertiefen, kann helfen, den Sorgen der eigenen Belegschaft zu begegnen.“

Die Mehrheit der Arbeitnehmenden hat entsprechende Angebote inzwischen angenommen. Der Anteil der Beschäftigten, die Fortbildungsmassnahmen im Bereich Künstlicher Intelligenz nutzen, bleibt in der Schweiz mit 61 Prozent auf einem hohen Niveau (2024: 60 Prozent).

Schweizer Angestellte sind damit im europäischen Vergleich Teil der Spitzengruppe, hinter Italien und Spanien (je 64 Prozent) und Deutschland mit 63 Prozent. Unter den Befragten in Portugal (47 Prozent), Österreich (48 Prozent) und Frankreich (50 Prozent) ist der Wille zur Weiterbildung dagegen deutlich weniger stark verbreitet.

Der Anteil derjenigen in der Schweiz, die mit den Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema KI zufrieden sind, ist im Vergleich zum Vorjahr gefallen – von 36 auf 28 Prozent und hat sich so dem europäischen Durchschnitt (25 Prozent) angenähert.

Arbeitgeber stehen bei Weiterbildungsangeboten in der Pflicht
Adrian Ott sagt: „Mit 61 Prozent zeigt die Schweiz eine vorbildliche Weiterbildungsbereitschaft im KI-Bereich. Doch die tiefe Zufriedenheit mit den Angeboten ist ein Warnsignal – Unternehmen müssen ihre Schulungsprogramme praxisnäher und zielgerichteter auf den intern zur Verfügung gestellten Systemen gestalten und regelmässig an die rasanten Entwicklungen anpassen.“

Denn aktuell gibt es noch eine deutliche Diskrepanz zwischen der Zufriedenheit der Angestellten und der Einschätzung des Managements bezüglich KI-Schulungen: So glaubt die Mehrheit der Entscheidungsträger in der Schweiz (54 Prozent), dass ihre Mitarbeitenden ein angemessenes Mass an Fortbildungsmöglichkeiten zur Verfügung hatten und gut auf den Transformationsprozess vorbereitet sind, den die KI-Revolution mit sich bringt. Eine signifikante Kluft ist erkennbar, wenn es um die Einschätzung der Produktivitätssteigerung durch Künstliche Intelligenz geht. So sagt nur etwas mehr als ein Viertel der nicht-leitenden Angestellten (36 Prozent), dass die KI die Produktivität des Managements verbessert habe. Umgekehrt geben dies aber mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Manager an.

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