Digitales Unwissen: Schweizerinnen und Schweizer gefährden im Notfall eine Rettung

Digitales Unwissen: Schweizerinnen und Schweizer gefährden im Notfall eine Rettung
Das Handy ist oft der schnellste Weg für Rettungskräfte, wichtige Infos zu bekommen. (Symbolbild)

Zürich – 95 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz besitzen ein Smartphone. Doch im Notfall gefährden sie mit ihrem Unwissen ihr eigenes und fremdes Leben. Eine repräsentative Umfrage von comparis.ch zeigt: Zwei Drittel haben keine Ahnung, wie man automatisch mit dem Handy einen Notruf absendet. Nur rund ein Fünftel hat einen Notfallpass auf dem Smartphone installiert. Die internationalen Notrufnummern kennen gut 40 Prozent nicht. Selbst die Digital Natives sind kaum für den Notfall gerüstet.

Die Schweizerinnen und Schweizer können die Möglichkeiten ihres Handys im Notfall nur unzureichend nutzen. Damit gefährden sie ihre eigene Rettung und die Rettung anderer Personen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Online-Vergleichsdienstes comparis.ch.

95 Prozent der Erwachsenen hierzulande besitzen ein Smartphone*. Doch die wenigsten können damit im Notfall richtig umgehen. 68 Prozent der Befragten haben keine Ahnung, wie sie auf ihrem Handy über eine fix vorinstallierte Tastenkombination einen Notruf absetzen können. In der italienisch-sprachigen Schweiz mit 75 Prozent Nein-Nennungen sowie dem Alpen- und Voralpengebiet mit 73 Prozent ist das Unwissen deutlich ausgeprägter als im Ostmittelland (68 Prozent). In der Romandie und im Westmittelland können immerhin 36 Prozent und somit schweizweit am meisten Personen mit dem automatischen Notruf umgehen.

«Diese Ignoranz ist fahrlässig und gefährlich. Bei der Benutzung heutiger Smartphones sollte man sich nicht nur mit Funktionen wie der Kamera oder verschiedener Apps auskennen, sondern auch mit den Möglichkeiten bei einem Notfall», sagt Comparis-Digital-Experte Jean-Claude Frick. Denn gerade im Notfall zähle jede Minute. «Wer zuerst an einer Unfallstelle die Notrufnummer surfen muss oder gar selbst verletzt ist, verliert wertvolle Zeit und gefährdet im schlimmsten Fall sogar Menschenleben.»

Nur 31 Prozent haben eine Life Saving App
Eine Alternative zum automatischen Notruf sind Life Saving Apps. Über diese können Smartphone-Besitzer nicht nur den Rettungsdienst direkt alarmieren, sondern auch geortet werden. Bei manchen wird gleichzeitig eine hinterlegte Kontaktperson alarmiert (vgl. Tabelle).

Gemäss der Comparis-Umfrage haben nur 31 Prozent der Befragten eine derartige App auf ihrem Smartphone heruntergeladen. Darunter sind mit einer Nennung von 37 Prozent deutlich mehr Männer als Frauen (25 Prozent). Ebenso lässt sich eine Einkommensschere beobachten. Bei den Personen mit einem Brutto-Haushaltseinkommen über 8’000 Franken gaben 38 Prozent an, eine solche App zu nutzen. Bei jenen mit einem Einkommen von unter 4’000 Franken waren es nur 25 Prozent.

Nur rund ein Fünftel nutzt den vorinstallierten Notfallpass
Den auf verschiedenen Handys bereits vorinstallierten Notfallpass haben nur 22 Prozent der Befragten ausgefüllt und aktiviert. Die Generation der 15- bis 25-Jährigen ist hier zwar am aktivsten. Doch auch hier nutzen nur 35 Prozent das entsprechende Feature. Bei den Befragten ab 45 Jahren sinkt die Nutzung auf bloss noch 16 Prozent.

Der Notfallpass wird überdies oft nicht optimal eingerichtet. Nur bei 63 Prozent der Notfallpass-Nutzer werden die Informationen über Personalien, medizinische Daten oder Notfallkontakte gemäss eigenen Angaben im Sperrzustand angezeigt. Weitere 18 Prozent wissen es nicht bzw. haben es nie getestet. Gut ein Fünftel der Notfallpass-Nutzer hat zudem auf diesem keine Person angegeben, die im Ernstfall kontaktiert werden könnte.

«Das Handy ist oft der schnellste Weg für Rettungskräfte, wichtige Infos zu bekommen. Deshalb ist es absolut zentral, den Notfallpass zu nutzen», findet Frick. Der Angst vor einer Preisgabe sensibler Daten an Google oder Apple hält er entgegen: «Die Daten auf dem Notfallpass werden verschlüsselt und nur lokal auf dem Gerät abgespeichert.»

Schlecht informiert und schlecht vorbereitet
Das Nichtnutzen von vorinstallierten Notfalleinstellungen oder Notfallapps könnte durch gute Kenntnis von Notrufnummern teilweise kompensiert werden. Deshalb hat Comparis auch das Wissen um Notfallnummern abgefragt. Doch auch hier hapert es. So geben bloss 61 Prozent der Umfrageteilnehmenden an, die internationalen Notfallnummern zu kennen. Tatsächlich ist die Ignoranz allerdings noch grösser: Von den Personen, die angeben, die Notfallnummern zu kennen, hat ein Fünftel die 112 nicht als europäische Notfallnummer erkannt.

Auch bei den Vorkehrungen für medizinische Probleme bei Reisen hapert es. Nur 30 Prozent der Befragten haben die medizinische Hotline ihrer Krankenversicherung (Medgate etc.) auf ihrem Handy abgespeichert. Und bloss 19 Prozent haben die Hotline ihrer Reiseversicherung in ihrer Kontaktliste. «Zur Reisevorbereitung gehört es aber, auch die notwendigen Kontakt-Daten für Notfälle im Smartphone abzuspeichern», findet Comparis-Experte Frick.

Comparis-Vergleich von Life Saving Apps
Der Comparis-Vergleich von Life Saving Apps zeigt: Sowohl Apple wie auch Samsung und Huawei bieten vorinstallierte Notfallpässe. Bei allen drei Produkten können die wichtigsten persönlichen Daten auch im Sperrbildschirm angezeigt werden sowie Rettungsdienste und hinterlegte Notfallkontakte ohne Entsperrung angerufen werden. Für andere Smartphones, bzw. zusätzlich, können sowohl im Google Play wie auch im App-Store Live Saving Apps mit weiteren Features heruntergeladen werden – im Besonderen einer automatischen Ortung.

Methodik
Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut innofact im Auftrag von comparis.ch im Mai 2019 unter 1’041 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.

*Comparis-Smartphone-Studie
comparis.ch

2 thoughts on “Digitales Unwissen: Schweizerinnen und Schweizer gefährden im Notfall eine Rettung

  1. Hallo, leider fürht der Link nicht zu dem obenen genannten Thema. Danke.

    Fröhlicher Gruss und tolles WE
    Pascal Eisenhut

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