Starke Cloud-Nachfrage: SAP schlägt sich gut – Prognose angehoben

Starke Cloud-Nachfrage: SAP schlägt sich gut – Prognose angehoben
SAP-Konzernchef Christian Klein.

Walldorf – Europas grösster Softwarehersteller SAP hat im abgelaufenen Quartal dank starker Nachfrage nach Cloudsoftware weiter Boden gut gemacht. Auch das Lizenzgeschäft entwickelte sich nicht so schlecht wie von Experten befürchtet. So konnte SAP-Chef Christian Klein die Jahresprognosen des Dax -Schwergewichts mit den in der Nacht überraschend vorgelegten vorläufigen Zahlen erneut leicht anheben.

Die Aktie der Walldorfer zog am Mittwoch deutlich an und könnte damit eine Erholung vom schwächeren Trends der vergangenen Wochen einläuten. Der Kurs stieg nach Handelsbeginn um 3,4 Prozent auf 120,96 Euro. Im September hatte das Papier mit der mauen Entwicklung von Tech-Werten gut 8 Prozent verloren und die längerfristige Erholung vom Absturz vor rund einem Jahr zunächst beendet. Damals hatte Klein die Mittelfristprognosen wegen neuer Investitionen und wegen der Corona-Pandemie drastisch gekappt, was die Aktie innerhalb weniger Tage von rund 135 Euro auf im Tief unter 90 Euro hatte fallen lassen.

Dritte Prognoseerhöhung
Nun konnte der Manager in diesem Jahr dank des überraschend gut verlaufenen dritten Quartals bereits die dritte Prognoseerhöhung präsentieren – wenn auch wie zuletzt gewohnt in eher kleinen Schritten. Weil die Software zur Nutzung über das Netz bei den Kunden weiter Anklang findet und auch die neuen Produktinitiativen von Klein fruchten, konnte SAP den Umsatz gegenüber dem schwachen Vorjahresquartal um 5 Prozent auf 6,84 Milliarden Euro steigern. Die Cloudgeschäfte wuchsen dabei um ein Fünftel.

«Wir erleben eine Rekordnachfrage nach unseren Anwendungen und unserer Plattform», sagte Klein laut Mitteilung. «Das hat zu einer deutlichen Beschleunigung unseres Cloudwachstums geführt.» Das Cloudgeschäft wachse immer schneller und habe zu dem angehobenen Ausblick für das Gesamtjahr geführt, sagte Finanzchef Luka Mucic.

Das angestammte Lizenzgeschäft mit vor Ort installierter Software ging zwar weiter zurück, aber nicht so stark wie von Analysten im derzeitigen Umfeld befürchtet. Die Lizenzen gegen hohe Einmalbeiträge stützen dabei die Gewinne des Softwarekonzerns, auch deshalb zog das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern unerwartet um 2 Prozent auf 2,10 Milliarden Euro an. Analysten hatten hingegen mit einem spürbaren Rückgang gerechnet.

Operative Marge bei 30,7 Prozent
Die operative Marge ging wegen des stärker steigenden Umsatzes um 0,9 Prozentpunkte auf 30,7 Prozent zurück, fiel damit aber ebenso besser aus als gedacht. Klein hatte vor einem Jahr die Pläne seines Vorgängers Bill McDermott zur deutlichen Margensteigerung bis 2023 kassiert, weil er mehr Geld in neue Produktbündel und in die Technik der SAP-Plattformen investieren wollte.

SAP habe die Markterwartungen in allen Belangen geschlagen, urteilte am Morgen Baader-Bank-Experte Knut Woller in einer ersten Reaktion. Die Folge von mehreren guten Quartalen nacheinander bestärke ihn in der Ansicht, dass die aktuellen Mittelfristziele 2025 vorsichtig gewählt seien, schrieb er. Laut Berenberg-Analyst Andrew DeGasperi liegen auch die neuen Jahresumsatzprognosen für das Cloudgeschäft 2021 über dem, was Experten bislang im Schnitt auf dem Zettel hatten.

Klein und Finanzchef Mucic rechnen für 2021 in der Sparte mit Cloudsoftware nun mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von 16 bis 19 Prozent. In Wechselkursen vom vergangenen Jahr wären das 9,4 bis 9,6 Milliarden Euro Erlös nach 8,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Bisher standen 15 bis 18 Prozent Anstieg im Plan des Managements. Das bereinigte operative Ergebnis soll nun währungsbereinigt maximal um 2 Prozent sinken statt um 4 Prozent. Nach wie vor hält SAP im besseren Fall zu konstanten Wechselkursen einen Wert wie im Vorjahr für möglich.

Tieferer Nettogewinn
Unter dem Strich blieb mit 1,42 Milliarden Euro dennoch 14 Prozent weniger Nettogewinn übrig als vor einem Jahr, vor allem wurde mehr Geld für die aktienbasierte Vergütung der Mitarbeiter nötig. Grosse Teile der Belegschaft werden bei steigenden Aktienkursen besser entlohnt – und seit dem Absturz der Aktie vor rund einem Jahr zogen die Kurse deutlich an. (awp/mc/pg)

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