Erik Gloerfeld, Yova: Was beim Börseneinstieg beachtet werden muss

Erik Gloerfeld, Yova: Was beim Börseneinstieg beachtet werden muss
Erik Gloerfeld, Gründer und Head of Investment Platform von Yova (Bild: Yova)

Ein häufiger Grund, wieso Leute sich nicht an die Börse trauen, liegt an der Unsicherheit über den richtigen Zeitpunkt. Auch sind sich Anleger oftmals nicht sicher über die Höhe des benötigten Startkapitals und in welche Unternehmen investiert werden soll.

Von Erik Gloerfeld, Gründer und Head of Investment Platform von Yova

1. Wann soll ich anfangen?

Am besten jetzt! Es lohnt sich nicht, auf das vermeintlich perfekte Timing zu warten. Eine Börsenweisheit besagt: Der beste Zeitpunkt, um zu investieren, war vor 20 Jahren. Der zweitbeste ist jetzt. Der Zinseszinseffekt – der Aufbau des investierten Kapitals durch Zinsen, welche wiederum verzinst werden und dadurch kontinuierlich steigen – sorgt dafür, dass die erwartete Rendite umso höher ausfällt, je früher mit dem Investieren begonnen wird. Daher ist es sinnvoll, so früh wie möglich anzufangen und sein Geld über einen längeren Zeitraum von mindestens fünf Jahren anzulegen. Dabei gilt, sich von Kurskorrekturen nicht verunsichern zu lassen.

Kursschwankungen sind ein natürliches Phänomen im Aktienmarkt, der in Zyklen verläuft. Daher zählt beim Gang an die Börse weniger das perfekte Timing, sondern viel eher die Anlagedauer, denn in der Vergangenheit hat sich der Aktienmarkt über die Jahre beständig nach oben entwickelt. In den letzten 100 Jahren hat sich gezeigt, dass Anleger, welche Finanzkrisen aussassen und nicht panikartig ihre Aktien verkauften, nach einiger Zeit wieder im Plus landeten und ihre Gewinne gar massiv steigern konnten. Es lohnt sich also, möglichst früh und mit einem langen Zeithorizont an die Börse zu gehen, auch wenn mit kleinen Beträgen angefangen wird.

2. Wie viel soll ich in Aktien investieren?

Grundsätzlich gilt: niemals das gesamte Vermögen an der Börse anlegen. Das Risiko ist schlicht zu hoch. Je nach Vermögensstand können grössere oder kleinere Geldbeträge investiert werden. Auf alle Fälle sollte in einem ersten Schritt ein Risikoprofil erstellt werden, das den Aktienanteil der Anlagestrategie festlegt. Dadurch kann die perfekte Balance zwischen Risiko und Gewinnaussicht eingependelt werden. Bei der Bestimmung des Risikoprofils spielt der Zeithorizont der Anlage eine wichtige Rolle. Wer zum Ziel hat, langfristig sein Vermögen für die Rente aufzubauen, wird naturgemäss ein anderes Risikoprofil wählen als jemand, der mit den Erträgen in 10 Jahren ein Eigenheim finanzieren möchte.

Das Risikoprofil wird schliesslich mit der aktuellen Vermögenssituation und insbesondere mit der momentanen Aktienquote des Vermögens verglichen. Daraus lässt sich dann die Höhe der Aktiensumme ableiten. Unter Berücksichtigung des Risikoprofils macht es gerade im heutigen Zinsumfeld durchaus Sinn, auch kleinere Beiträge in Aktien zu investieren, anstatt sie auf einem Sparkonto anzuhäufen, da Sparkonten wenig bis gar nichts abwerfen. Eine Anlage in Aktien verspricht also auch bei geringen Beträgen höhere Gewinne als seine Ersparnisse auf einem Bankkonto zu lagern.

3. In welche Aktien soll ich investieren?

Um eine gesunde Diversifizierung zu gewährleisten, sollte in mindestens 30-40 Aktien, die über mehrere Faktoren hinweg gestreut sind, investiert werden. Dadurch wird verhindert, dass das gesamte Vermögen verloren geht, sobald ein Unternehmen oder Segment, etwa durch eine lokale Krise, drastische Einbrüche verzeichnet. Der Mindestrichtwert zur Erreichung einer vernünftigen Diversifizierung liegt bei ca. 2‘000 Franken. Bei der Zusammenstellung der Unternehmen selber können den Präferenzen der Anleger Ausdruck verliehen werden. Aktieninvestitionen haben immer einen Effekt auf die investierten Unternehmen, da diese sich so besser refinanzieren können. So empfiehlt sich für nachhaltigkeitsorientierte Anleger beispielsweise das Impact Investing. Dadurch kann in Unternehmen investiert werden, deren Wirkung den eigenen Wertvorstellungen entspricht, ohne beim Ertrag Einbussen erdulden zu müssen.

Die Forschung konnte nachweisen, dass Unternehmen, die fest auf Nachhaltigkeit setzen, langfristig nicht schlechter, wenn nicht gar besser performen. Zudem können mit einer nachhaltigen Investitionsstrategie gestrandete Vermögenswerte – einst wertvolle Investitionen, die aufgrund neuer Bestimmungen, sich ändernder Umweltfaktoren und neuer, umweltfreundlicherer Präferenzen über die Zeit wertlos geworden sind, vermieden werden. Schlussendlich ist es jedem Investor selbst überlassen, in welche Aktien er sein Geld anlegen möchte. Jedoch sollte man sich immer vor Augen führen, dass jede Investition einen Effekt hat.

Autorenprofil
Erik Gloerfeld, Gründer und Head of Investment Platform von Yova.
Erik ist seit sieben Jahren an nachhaltigem Wirtschaften interessiert. Vor der Gründung von Yova war Erik für mehr als ein Jahr als selbständiger Unternehmer tätig und hat in dieser Zeit das Projekt «Lapel & Tie» lanciert, sowie die Expansion der Initiative «GreenBuzz»übernommen. Ausserdem ist er Gründungsmitglied von «collaboratio helvetica», einer Plattform und Community für den Systemwandel in der Schweiz. Davor war Erik mehr als zwei Jahre bei «McKinsey & Company» tätig. Erik hält einen Master in Energy Science und Technology der ETH Zürich und einen Bachelor der RWTH Aachen. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport und praktiziert Yoga und Meditation.

Yova Impact Investing

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