Ölpreise legen trotz der Freigabe von Notreserven deutlich zu

Ölpreise legen trotz der Freigabe von Notreserven deutlich zu
(Adobe Stock)

New York / London – Die Ölpreise haben am Dienstag trotz der Freigabe von Rohölnotreserven deutlich zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 81,76 US-Dollar. Das waren 2,07 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,50 Dollar auf 78,25 Dollar.

Die USA zapfen wegen rasant gestiegener Energiepreise ihre strategische Ölreserve an. US-Präsident Joe Biden ordnete die Freigabe von 50 Millionen Barrel Öl an. Es handele sich um eine abgestimmte Aktion mit Ländern wie China, Indien, Japan, Südkorea und Grossbritannien.

Die Ölpreise gaben nach der Ankündigung nur kurzzeitig nach. Die Wirkung verpuffte jedoch schnell und die Kurse legten merklich zu. Schon seit Tagen war an den Finanzmärkten über eine Freigabe nationaler Ölreserven spekuliert worden. Die Ölpreise hatten schon daher schon vor der Bekanntgabe nachgegeben. Zudem seien die Märkte von den Details der Entscheidung nicht überzeugt, sagten Händler. So müssen die Raffinerien einen Teil der Rohölmenge später wieder bei der Reserve einlagern. Die Länder ausserhalb der USA würden zudem weniger freigeben, als erwartet.

Notvorrat angezapft
Bei der strategischen Erdölreserve der USA handelt es sich um einen Notvorrat, der den Zugang zu Erdöl im Falle von Naturkatastrophen oder nationalen Sicherheitsfragen sichern soll. Die Reserve wird vom Energieministerium verwaltet. Aktuell lagern mehr als 600 Millionen Barrel Öl an vier Standorten in den Bundesstaaten Louisiana und Texas. «Die heutige Entscheidung ist eine Reaktion auf die höchsten Ölpreise seit sieben Jahren und zielt darauf ab, in der Zeit nach der Pandemie eine angemessene Versorgung sicherzustellen», so das US-Energieministerium.

Entscheidend für die weitere Preisentwicklung dürfte die Reaktion des Ölverbunds Opec+ sein. Seit Sommer weiten die 23 Förderländer, angeführt durch Saudi-Arabien und Russland, ihre Produktion schrittweise aus. Dem zugleich deutlichen Preisanstieg sind sie jedoch nicht mit einer stärkeren Ausweitung begegnet, was Kritik aus den Verbrauchsländern auf sich gezogen hat.

«Die Opec+ könnte als Reaktion auf eine Freigabe der strategischen Ölreserven in den USA und anderen Verbrauchsländern ihre Produktion weniger stark erhöhen», schreibt Commerzbank-Experte Carsten Fritsch. Die Drohung sei jedoch nicht sonderlich glaubwürdig. «Angesichts des sich im nächsten Jahr abzeichnenden Überangebots müsste sie dies ohnehin in Erwägung ziehen.» (awp/mc/ps)

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