Reinelektrische und hybride Fahrzeuge in der Schweiz erneut vor den Verbrennern

Reinelektrische und hybride Fahrzeuge in der Schweiz erneut vor den Verbrennern
(Foto von Michael Fousert auf Unsplash)

Zürich – Der Markt für Elektroautos wächst mit hohem Tempo, allerdings hat sich das Wachstum im letzten Quartal des Jahres 2022 etwas abgeschwächt. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen «Electric Vehicle Sales Review» von PwC Autofacts und Strategy&, der Strategieberatung von PwC, in dem die Neuzulassungszahlen in weltweit 14 ausgewählten Märkten ausgewertet werden.

Während im dritten Quartal 2022 weltweit 74,7% mehr reinelektrische Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV) zugelassen worden waren als im Vorjahreszeitraum, lag das Wachstum im vierten Quartal bei nur noch 55,6%. Grund dafür waren vor allem ein deutlicher Dämpfer in China sowie geringere Absätze in den USA. Insgesamt hält der Wandel zu E-Mobilität trotz hoher Energiepreise ungebremst an. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 70% mehr BEVs verkauft als noch 2021. In Europa lag das Plus bei rund 27,6%, in China bei 84,5%, in den USA sogar bei 87,6%.

Schweizer Markt: Reinelektrische Fahrzeuge auf dem Vormarsch – Plug-ins verlieren stetig
Die Schweiz verzeichnete 2022 mit insgesamt 40.172 verkauften reinelektrischen Fahrzeugen einen rasanten Zuwachs von 26,2% im Vergleich zum Vorjahr. BEVs sind am heimischen E-Automarkt nach wie vor ein starker Wachstumstreiber – und kamen 2022 auf einen Marktanteil von 17,8%. Der Vollhybrid war im Vorjahr mit einem Marktanteil von 24,8% zwar immer noch der beliebteste E-Antrieb in der Schweiz. Die Fahrzeuge mit Plug-in-hybrid setzen den seit dem Frühjahr begonnenen Sinkflug fort. Die Zulassungen sind um 15,9% deutlich gefallen – damit erreichen sie nur noch einen Marktanteil von 8,1%. Der gesamte Marktanteil von E-Fahrzeugen (BEV, Hybrid und Plug-in-Hybrid) lag 2022 mit 114,629 verkauften Autos hierzulande bei 50,7%. Damit haben die Elektrischen die Verbrenner zum zweiten Mal in 2022 knapp überrundet.

«Wir beobachten derzeit, wie die Transformation der Mobilität das nächste Level erreicht und erwachsen wird. Trotz hoher Energiepreise und sinkender und auslaufender Prämien in wichtigen Märkten bleibt das Tempo des Wandels hoch und die Elektromobilität auf Kurs», sagt Thilo Bühnen, Automobilexperte bei Strategy& Schweiz. «Die Dauerhaftigkeit des Wandels zeigt sich zum Beispiel daran, dass Elektrofahrzeuge herkömmliche Verbrenner selbst bei den aktuellen Energiepreisen in den Gesamtkosten schlagen. Gerade die dynamischen Zuwächse der BEVs lassen vermuten, dass die Schweizer Verbraucher:innen die Vorteile der Elektroautos inzwischen so verinnerlicht haben, dass sie auch ohne Kaufanreize zu E-Autos greifen werden.»

E-Mobilität lohnt sich selbst bei hohen Strompreisen
Dass sich BEVs unterm Strich auch bei den derzeit hohen Strompreisen lohnen, zeigt eine aktuelle Analyse von Strategy&. Die Gesamtkosten (TCO – Total Cost of Ownership) für einen elektrischen Opel Corsa mit Vollausstattung belaufen sich demnach beim Kauf in diesem Jahr und gerechnet auf 48 Monate Laufzeit auf knapp 26‘000 Euro. Ein vergleichbares Modell mit Verbrenner schlägt dagegen mit fast 29‘000 Euro zu Buche. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die aktuelle Prognose «Ladestrom für Automobile» von PwC. Sie taxiert die durchschnittlichen Ladestromkosten von vier Fahrzeugnutzer:innen-gruppen auf aktuell 75 bis 109 Euro pro Monat– vorausgesetzt, die optimalen Ladetarife werden genutzt. Dagegen betragen die Energiekosten eines durchschnittlichen Verbrenners im Schnitt 166 Euro – bzw. 126 Euro bei sparsamen Neuwagen.

Hersteller dürfen zukünftige Wertschöpfung nicht aus der Hand geben
Obwohl die hohen Energiepreise somit kaum Einfluss auf den Wandel der Branche ausüben, bleiben viele geopolitischen Risiken durch den Krieg in der Ukraine bestehen. «Um in dieser neuen Realität zu bestehen, müssen die europäischen OEMs ihre Wertschöpfungskette ausbauen – und dabei vor allem die Entwicklung und Fertigung von Batterien sowie die Gewinnung der dafür notwendigen Rohstoffe in Europa vorantreiben», sagt Thilo Bühnen. «Wer in Zukunft eine ‚Licence to operate‘ behalten will, muss sich mehr und tiefer engagieren als einfach nur Batteriezellen von Zellhersteller zu kaufen und diese in das eigene Fahrzeug zu integrieren. Die europäischen OEMs sollten gerade jetzt der Versuchung widerstehen, die Zellen nur zu spezifizieren, sondern sollten stattdessen mit voller Kraft eigene Lösungen und Innovationen vorantreiben, um weiterhin wettbewerbsfähig und unabhängig am Markt auftreten zu können. Dies umfasst hinsichtlich Liefer- und Preissicherheiten bei den Batteriezellen auch eine eigene Positionierung in der Wertschöpfungskette, besonders im Bereich «Mining and Refining», wenn möglich im europäischen Umfeld.» (Strategy&/mc)

Vollständige Ergebnisse der Studie

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