Die Deutsche Börse habe überraschend ein schriftliches Angebot an die Italiener geschickt, berichtete die Zeitung «Il Messaggero». «Darin steht Schwarz auf Weiss ein Vorschlag für eine Ehe mit Palazzo Mezzanotte» (Sitz der Mailänder Börse), hiess es. Der Präsident der Borsa Italiana, Angelo Tantazzi, und Vorstandschef Massimo Capuano hätten mit dem Aufsichtsrat vereinbart, so schnell wie möglich auf das Angebot aus Frankfurt antworten zu wollen.
«Kein Kommentar»
Ein Sprecher der Deutschen Börse wollte den Bericht nicht kommentieren. Zugleich verwies er auf die Mitteilung vom Montag Abend über eine mögliche Partnerschaft mit der Borsa Italiana. Darin hatten die Frankfurter erklärt, sie hofften, «die Borsa Italiana kurzfristig als weitere n Partner zu gewinnen». An dem italienischen Börsenbetreiber ist auch die Mehrländerbörse Euronext interessiert.
Nachvollziehbares Interesse
Experten rechnen nicht mit einem Zusammenschluss der Börsen Frankfurt und Mailand. Analyst Olaf Kayser von der Landesbank Rheinland Pfalz sagte: «Das Ansinnen der Deutschen Börse, die Italiener auf ihre Seite zu ziehen, ist nachvollziehbar.» Sollte die Deutsche Börse diverse europäische Börsen vereinen, erhöhe dies den Druck auf die Euronext für eine Fusion mit dem dann starken, international aufgestellten Partner. Allerdings sieht der Experte für eine erfolgreiche Übernahme der Borsa Italiana durch die Deutsche Börse wenig Chancen: «Ich erinnere mich daran, dass sich die Italiener eher der Euronext anschliessen wollen.»
«Fusion unwahrscheinlich»
Auch HVB-Analyst Lucio Digeronimo verwies auf eine offizielle Äusserung der Borsa Italiana zur beabsichtigten Fusion mit der Euronext. «Es gab da schon eine sehr klare und unmissverständliche Stellungnahme für eine Fusion mit der Euronext», sagte Digeronimo. Eine Fusion von Frankfurter und Mailänder Börse sei unwahrscheinlich. Digeronimo geht davon aus, dass die Deutsche Börse den Italienern lediglich das fortbestehende Interesse an einer Partnerschaft signalisieren will. (awp/mc/pg)
