Expeditionsmobil: In der Not zeigt sich der Unterschied zwischen einem Lieferanten und einem Partner

Expeditionsmobil: In der Not zeigt sich der Unterschied zwischen einem Lieferanten und einem Partner
Steyr 10S21 (Bild: Helmuth Fuchs)

Wer wie wir handwerklich nur mässig geschickt ist und keine Werkstatt zu Verfügung hat, ist für den Bau seines Reise- oder Expeditionsmobils auf jemanden angewiesen, der seine Idee versteht, auch hinterfragen, verbessern, verwerfen und umsetzen kann. Oder er kauft sich etwas von der Stange. Für die dann folgende Reisezeit kommt es darauf an, ob das Verhältnis das eines Lieferanten-Käufers ist, oder ob in der Zeit eine Partnerschaft entstanden ist – mit dem Fahrzeug als dem gemeinsamen «Baby».

Von Helmuth Fuchs

Wir haben unseren Steyr 10S21 mittlerweile seit vier Jahren und in der Zeit 30’000 Kilometer zurück gelegt. Wenn wir am Reisen sind, tun wir dies meist sehr langsam, erkunden die Gegend mit den Mountainbikes, finden so meistens traumhafte, abgelegene Stellplätze, verweilen dort und bewegen uns dann zwischen 30-50 Kilometer weiter.

So haben wir einen schönen Teil Italiens bereist (inklusive Sizilien, einem Teil Sardiniens, dem Süden Italiens und den Abruzzen) und einige fantastische Regionen Frankreichs gesehen (Loire, Périgord, Südfrankreich, Bretagne). Der Steyr wurde dabei nie in die Nähe seiner Offroad-Grenzen gebracht, da er meistens auf kleinen, aber immer noch geteerten oder zumindest mit gut befahrbarem, natürlichen Untergrund versehen Strassen bewegt wird.

Trotzdem gab es Situationen, in denen mal Tipps von Fachleuten gefragt waren. Diese kamen dann entweder aus dem Dienstbehelf der österreichischen Armee, die mit diesem Handbuch ein kleines Wunderwerk geschaffen hat, mit bebilderten Anweisungen zu den wichtigsten Unterhalts- und Reparaturarbeiten, oder dann vom Steyr-Flüsterer schlechthin, Dani Abbühl, der wirklich jede Schraube des Steyrs kennt und auch in seinem scheinbar unerschöpflichen Lager bereit hält. Und dann gibt es Situationen, in denen der Fahrzeugbauer gefragt ist.

Hier zeigt sich dann, inwieweit er sich mit dem Fahrzeug noch verbunden fühlt, ob es für ihn noch von Bedeutung ist, ob das Fahrzeug seinen Qualitätsanforderungen entspricht, oder ob sich die ganze Geschichte mit dem Verkauf erledigt hat. Kurz, ob er sich mit der Rolle des Lieferanten zufrieden gibt, oder ob er sich als Partner seiner Kunden sieht.

Kleine Restwassermengen mit grosser Wirkung

Unser diesbezügliches Lackmustest-Erlebnis gründete (wie wohl bei den meisten) in einem Anfängerfehler der wenig erfahrenen neuen Fahrzeughalter (genauer, von meiner Wenigkeit, die beste aller Ehefrauen war absolut unschuldig). Unser Steyr stand die ersten Winter jeweils in einer geheizten Halle, dieses Jahr dann das erste Mal im Garagenteil unseres neuen Hauses in den Bündner Bergen. Zwar hatte ich die Wasserleitungen entleert und mittels der Pumpe auch ausgepumpt. Was ich aber nicht berücksichtigte: Im Boiler befand sich noch Restwasser, ebenso in einigen Leitungen in Form eines kleinen Rücklaufs, den man zum Beispiel mittels eines über die Wasserhähne gestülpten, aufgeblasenen Ballons, entleeren kann (und sollte). Als wir dann am 1. Mai (Tag der Nicht-Arbeit) losfuhren, bemerkten wir beim ersten Halt, dass die Wasserpumpe dauernd am Nachpumpen war, was darauf schliessen liess, das irgendwo Wasser abfloss. Bei der Kontrolle sahen wir die Bescherung: Rund um den Boiler war der Raum unter der fahrerseitigen Sitzbank geflutet. Das Ablassventil des Boilers war geborsten, der dabei entstandene Druck riss einige Wasserleitungen aus den Anschlüssen. Mithilfe der Helbling Werft in Schmerikon konnten wir das Ablassventil ersetzen. Hier etwas detaillierter, wer uns hier am 1. Mai aus der Patsche geholfen hat.

Kurze Freude, langes Leiden

Die Freude über die erfolgreiche Aktion hielt jedoch nicht all zu lange. Von da weg gab es in der Kabine immer wieder kleinere bis mittlere Wasserpfützen an den unterschiedlichsten Orten. Kurzzeitig glaubten wir jeweils, das Problem lokalisiert zu haben, nur um wenig danach wieder enttäuscht zu werden. Zum Schutz der Kabine schlossen wir den Wasserkreislauf gleich an den Tanks und versorgten uns mit Petflaschen aus dem Tankauslass. Das war zwar weniger komfortabel, aber zumindest konnten wir so den Aufbau trocken halten. Und wir entwickelten uns zu wahren Wassersparspezialisten. 1.5 Liter Wasser reichen uns seither zum Duschen oder für eine Ganzkörperwaschung. Ebenso lernte ich auf diese Weise, den ganzen Aufbau in seine Einzelteile zu zerlegen, um an die hintersten Stellen der Leitungen zu gelangen. Mehrmals.

Ein Anruf bei Füss und wir konnten auf dem Nachhauseweg den Steyr notfallmässig vorbeibringen. Frank Oechsner stellte gleich vier seiner Handwerker ab, um das Problem mit Hilfe von Kanalkamera und ausgeklügelten Tests zu orten und zu beheben. Nach einem halben Tag waren sich alle einig, dass das Problem beim Duschwannen-Auslauf lag. In mühsamer Arbeit (der Zugang zum Duschwannen-Auslauf ist eher schwer zugänglich) konnte das behoben werden. Nachfolgende Tests mit Spülen sämtlicher Leitungen hinterliessen keinerlei Wasserspuren in der Kabine. Zusätzlich entdeckten die Spezialisten, dass der Wasserdruck zu tief sei, was auf überschüssigen Dichtungshanf beim zuvor in der Schweiz ausgetauschten Ablassventil des Boilers zurückzuführen war. Der Hanf verstopfte die Leitung teilweise. Mit nun wieder dichtem und voll funktionierendem Wassernetz im Fahrzeug machte ich mich auf den Heimweg. Zuhause dann ein kurzer Check auf Trockenheit… und da glänzte unter der Sitzbank auf der Beifahrerseite eine frische Wasserlache. Anruf bei Frank Oechsner für einen weiteren Termin.

Steter Tropfen…

Wiederum stand ein ganzes Team bereit, um die Ursache des Lecks ausfindig zu machen. Wiederum wurden sämtliche Leitungen frei gelegt, schrittweise die Abschnitte getestet: Nichts. Alles blieb knochentrocken. Sämtliche Öffnungen, Leitungen, Durchführungen und Kabelkanäle wurden rigoros mit der Kamera abgesucht, alle Bereiche des Fahrzeuges mit blauem, saugfähigen Papier abgedeckt, damit man auch die kleinsten Wasserspuren sofort entdecken konnte: Nichts. Kurz vor 17:00 entschieden wir uns, dass wir am nächsten Tag weitersuchen würden. Ich wollte mich schon auf den Weg zu einem schönen Standplatz in der Nähe machen, als plötzlich einer der Mitarbeiter schrie: Wasser! Ein kleiner dunkler Fleck im Papier rund um das unzugänglichste T-Stück der Wasserleitung unterhalb der Duschwand. Bei näherer Inspektion zeigt sich, dass die Leitung vom Boiler zu diesem T-Stück durch den Überdruck beim Platzen des Ablassventils ein Stück rausgerissen und dadurch an der Oberfläche leicht geritzt wurde. Das genügte, dass dort bei Druck kontinuierlich ganz wenig Wasser raustropfte, sich sammelte und entlang von Kabelkanälen, Leisten, Schienen und Wänden nach vorne lief und sich dann je nach Situation rechts oder links im Fahrzeug sammelte. Wechseln der Leitung und des T-Stückes, einige Verbesserungen beim Rückbau, um in Zukunft eine noch bessere Erreichbarkeit der Leitungen zu gewährleisten, letzte Tests und ich konnte mich endgültig zurück auf den Weg in die Schweiz machen. Diesmal war auch zuhause noch alles trocken wie knisterndes Herbstlaub.

Nähe und «partner in crime»

Frank Oechsner und seine Mitarbeiter von Füss Mobile haben weit über das Notwendige hinaus unermüdlich nach dem Fehler gesucht und, da sie beim ersten Mal nur vermeintlich fündig wurden, viel Kulanz bei der Verrechnung ihres gesamten Aufwandes gezeigt. Das hat unsere richtige, ursprüngliche Wahl des Partners beim Fahrzeugbau bekräftigt: Bei Problemen sollte die Distanz nicht zu weit sein (Bingen ist von uns aus in vier Stunden erreichbar. Eine Stunde dauert es aber schon, bis wir aus unserem Bergtal in den Bündner Bergen in Chur sind). Und viel wichtiger: Frank Oechsner und sein Team betrachten offensichtlich und zu Recht unseren Steyr immer noch auch als ihr Baby und wollen, dass das Fahrzeug im bestmöglichen Zustand ist. Wo immer sie noch etwas entdecken, das nicht optimal ist, wird das auch gleich mit angegangen. Unsere Hoffnung, dass wir mit der Wahl von Füss Mobile weniger einen Lieferanten, sondern einen Partner für unser Reisefahrzeug finden mögen, hat sich mehr als erfüllt.

Mit Dani Abbühl, Frank Oechsner und unserem lokalen Garagisten Remo Riedi haben wir, zusammen mit dem Steyr-Forum und dem Dienstbehelf, so ein Netzwerk, das den Steyr trotz unserer Unerfahrenheit im Umgang mit einem solchen Fahrzeug, noch jahrelang im besten Zustand halten wird.


Entleerung des Wassersystems (Frischwasser- und Abwassertanks bei Frostgefahr)

– Wasserpumpe entleeren
– Ausdehnungsgefäss entleeren
– Filtergehäuse entleeren
– Wasserleitungen entleeren und mit Druckluft (oder Luftballon) ausblasen
– Warm und Kaltwasser separat entleeren uns ausblasen)
– Frostschutzmittel in alle Siphons (Wasch- und Spülbecken, Dusche)
– Sumpfpumpe der Dusche nach Bedarf reinigen

Reiseberichte und weitere Artikel finden sich bei DestinationBlue…

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