Gastgeber Schlosser, Hotel Waldhaus Flims: Wellness der dritten Generation

Von Tanja Hess

Moneycab: Es freut mich, Sie hier als Team besuchen zu dürfen. Hoteliers leiten zwar oft die Geschäfte mit ihren Frauen, aber für mich ist es heute das erste Interview mit dem Direktionsehepaar. Machen Sie wirklich alles gemeinsam?

Christoph Schlosser:
Vielleicht könnte man eher sagen, dass wir uns sehr gut ergänzen. Wir arbeiten nicht mit klassischer Rollentrennung. Meine Frau realisiert schwergewichtig das Marketing. Ich bin als CEO für die Führung des ganzen Unternehmens inklusive der Bauvorhaben zuständig. Dass wir sehr viel bauen und jetzt gerade einer neuen Ära entgegenblicken dürfen, das gibt uns grossen Elan. Mit den Bauangelegenheiten habe nicht nur ich viel zu tun, entsprechend wirkt sich das auch auf intensive Marketingaktivitäten aus. Unsere Positionierung hat sich von Grund auf geändert und die Kommunikation nach innen und aussen ebenfalls.

Moneycab: Und wie wollen Sie sich kommunizieren?


Sabina Schlosser: Wären Sie vor Jahren bei uns gewesen, so würden Sie das Waldhaus nicht mehr kennen. Wir haben hier einiges, oft auch alles geändert. Wir haben ein altes Hallenbad abgebrochen und ein neues Bad gebaut. Doch damit grenzen wir uns noch nicht von den Mitbewerbern ab. Heute nennt sich ja jedes Hotel mit einem kleinen Hallenbad ein Wellnesshotel. Mit dem Wellnessboom haben sich bei einigen Hotels nur die Bezeichnungen geändert, nicht aber das eigentliche Angebot. Dann sind die ersten Hotels mit der massiv gebauten Sauna und dem Massageraum dazugekommen. Von Wellness und wirklich reichhaltiger Entspannung war da nicht viel zu sehen, aber sie sind dann dem Begriff Wellness schon eher näher gekommen. Erst seit kürzester Zeit sind die ersten umfassenden Wellnesshotels der dritten Generation entstanden. Mit «dritten Generation» meine ich die Hotels, die sich dem Design verpflichtet fühlen und neue Wege gehen, weit ab von rustikalen Massivholzsaunas. In diesem Sektor der dritten Generation, mit durchgestalteten Erlebnisräumen, die ein architektonisches, sowie wellnessmässiges Erlebnis bieten, da sind wir positioniert und führend. Damit haben wir einen Grundstein gelegt, dass wir die Saison von neun auf elf Monate im Jahr verlängern können.


Moneycab: Wenn ich mich hier so umschaue, dann sehe ich aber nicht nur Wellness. Da ist auch ein riesiger Park mit prächtigen Bäumen und mehreren Häusern für «Incentives». Lässt sich das alles zusammen vermarkten?

Christoph Schlosser:
Wir hatten gerade ein «Incentive» mit einer grossen Schweizer Firma. Unsere Hotelanlage ist sehr weitläufig. Da trägt ein Manager seinen Aktenkoffer durch ganz andere Gegenden der Hotelanlage, als ein Wellnessgast seine Badetücher. Das Park Hotel Waldhaus ist eine Anlage mit vier Haupthäusern und vielen anderen Bauten. Unser Juwel, das neue Bad, liegt im Herzen der Anlage und gibt den Blick auf den frisch renovierten Pavillon frei.

Moneycab: Ist Ihr Angebotssegment damit nicht etwas diffus?

Sabina Schlosser:
Nein, es ist eher vielfältig. Wir haben viele Kernkompetenzen. Bei uns gilt «von allem etwas mehr» im Gegensatz zu «von allem ein wenig». Ohne das andere zu vernachlässigen, liegt jetzt die neue Wellnessanlage im Fokus. Wir machen gerade daraus eine Stärke, dass wir uns auf eine traditionsreiche Geschichte beziehen können. Der heutige Gast liebt den historischen Hintergrund und den zeitgemässen Luxus mit allem Drum und Dran. Nicht nur der Privatkunde, der Wanderferien oder Skiferien macht in der Alpenarena, will seine Muskeln nach dem Sport etwas lockern im Wellness. Wir setzen auch auf ein Publikumssegment, das ausschliesslich für Wellness, fürs Nichtstun und für ausgezeichnetes Essen kommt. Dazu gehört auch der Gast, der bei uns den ganzen Tag im Seminar sitzt, am Abend den Wellnessbereich nützen will, oder am Morgen auf einem der zahlreichen Trainingsgeräte sich sportlich betätigen will.


Moneycab: 30 Millionen aktuelles Investitionsvolumen für eine Teilsanierung und einen Neubau. Ein grosser Teil der Hotelanlage bleibt dabei unberührt. Ist das nicht ein grosses Risiko?

Christoph Schlosser: Meine Frau und ich haben eben diese Herausforderung gesucht. Wir sind vor gut drei Jahren hierher gekommen und haben Pläne und Strategien geschmiedet. Natürlich ist es keine einfache und risikolose Situation, zumal wir eines der wenigen Hotels sind, die ein grosses traditionsreiches Erbe haben und keinen «Sponsor». Damit meine ich einen Investor, bei dem es auf die eine oder andere Million nicht ankommt. Die Aktienmehrheit des Park Hotel Waldhaus liegt bei zwei Flimser Familien. Das restliche Aktionariat verteilt sich auf 800 Publikumsaktionäre.
Die 30 Millionen haben wir schnell verbaut. Die Hälfte ging in den Wellnessbereich, zwei Millionen haben wir in die Restaurierung des Pavillons investiert und die Lounge mit der jahrzehntelang versteckten Jugendstildecke zu neuem Leben erweckt. Die Villa Silvana wurde für 2, 5 Millionen erneuert und 5 Millionen werden in weiteren Etappen in die Renovation des Grand Hotel Waldhaus fliessen. Schliesslich sind noch 5 Millionen in die Mitarbeiterlogis investiert worden.
Diese Investitionen sind mit der Unterstützung unserer Finanzpartner (Credit Suisse, Graubündner Kantonalbank und Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit) möglich geworden. Doch wir haben auch Land mit Eigentumswohnungen bebaut und diese dann gewinnbringend verkauft.

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Moneycab: Ein lohnendes Investment für die Aktionäre?

Christoph Schlosser: Wenn Sie so fragen, dann kann ich das vielleicht so beantworten: Unsere Aktionäre erhalten Aktionärbons im Wert von 5% des Nominalwerts. Seit 1998 sind keine Dividenden mehr ausbezahlt worden. Natürlich bieten wir im Park Hotel Waldhaus auch grosse Veranstaltungen für unsere Aktionäre. Wir pflegen unsere Aktionärsbeziehungen und verwöhnen die Aktionäre gerne. Der Zeitpunkt für den Umbau war gut gewählt. Durch die geschwächte Wirtschaftslage konnten wir preiswerter bauen. Die Umtriebe fielen in eine Zeit, in der es schwierig war, Gäste zu akquirieren.

Moneycab: Das Waldhaus hat ein Facelifting bekommen, die neue Wellnessanlage ist wunderschön geworden, die Alpenarena zieht die Leute nach Flims. Sie hätten einen Wunsch frei, was würden Sie sich wünschen?

Christoph Schlosser: Vielleicht ist es ein Wunsch, vielleicht aber schon ein Insidertipp: Bei uns in Flims beginnt das neue Tourismusgeschäft mit dem Sport und Wellness. Was fehlt, das sind die «schicken Läden» in den Strassen vom Flims. Doch vielleicht kommen sie schon viel früher als erwartet. Ich würde mir ein paar gute Shops wünschen, wo man Trendiges kaufen kann. Oder Investoren, die das Potenzial für solcher Shops in Flims erkennen!




Die Gesprächspartner

Sabina Schlosser
Geboren 1962, Ausbildung als Primarlehrerin, dann von 1986 bis 87 Réceptionistin im Park Hotel Waldhaus Flims. Front Office Hotel Zürich, 1987, Marketing Assistentin im Hotel Steigenberger 1987-90 und Leitung Marketing & Sales Hotel Seehof, Davos 1991-99. Seit 2000 Direktion mit Ehemann Christoph Schlosser des Park Hotel Waldhaus Flims. Weiterbildungen zur Tourismusfachfrau und Dipl. Hôtelière SHV/VDH.

Christoph Schlosser
Geboren 1961. Nach einer Verwaltungslehre, Hotelfachschule Luzern mit Diplom 1985. 1984 Aide du Patron, Hotel Astoria, Arosa. 1985-86 Chef de Receprion Hotel Steffani, St. Moritz. 1987 Hotel Kronenhof und 1987-90 Front Office Manager Hotel Steigenberger, Davos. 1990-91 Vizedirektor F & B, Hotel Belvédère, Hergiswil.
Hoteldirektor Hotel Seehof Davos 1991 bis 2000. Seit 2000 im Park Hotel Waldhaus Flims.
Weiterbildung Unternehmerseminar mit Diplom Hôtelier.
Sabina und Christoph Schlosser führen das Waldhaus gemeinsam. Sie sind Eltern von zwei Kindern.

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