Monika Ribar, designierte CEO Panalpina: «Ich habe meine Karriere nicht geplant im Sinne einer klaren Karriereplanung»

von Patrick Gunti


Frau Ribar, Sie treten Ihr Amt als CEO von Panalpina am 1. Oktober 2006 an. Was sind Ihre vordringlichsten Aufgaben bis zu diesem Zeitpunkt?

Ich werde mit sehr vielen Leuten im Unternehmen reden und ihnen zuhören. Ich bin seit 15 Jahren bei Panalpina und kenne die Firma daher sehr gut und weiss, wie sie funktioniert. Ich kann auch nachvollziehen, wo bei den Angestellten der Schuh drückt. Darüber hinaus bin ich bis Ende September vollamtlich als CFO tätig. Neben den «normalen» Aufgaben des CFO werde ich auch damit beschäftigt sein, meine Nachfolge in diesem Amt vorzubereiten, damit ich mich nachher voll auf meine Aufgaben als CEO konzentrieren kann.nbsp;


Wird Ihre Nachfolgerin oder Ihr Nachfolger als CFO bis dahin bekannt sein, oder können Sie sich vorstellen, während einer gewissen Zeit beide Funktionen zu übernehmen?


Es ist unser Ziel, die Nachfolge bis dann geregelt zu haben.


Welche Ziele haben Sie sich für Ihre neue Funktion kurz- und mittelfristig gesetzt?


Es ist natürlich noch etwas verfrüht, hier in die Details zu gehen. Ich bin seit 6 Jahren Mitglied der Konzernleitung und habe in dieser Funktion die Strategie des Unternehmens mitgeprägt. Panalpina ist ein äusserst erfolgreiches Unternehmen, das in einem Wachstumsmarkt agiert und noch über sehr viel Potential verfügt. Dieses möchte ich mit meinem Führungsteam und allen Mitarbeitenden der Gruppe in Zukunft noch besser ausschöpfen. Kurzfristig gibt es da und dort einige Anpassungen, die aber nicht gravierend sind.&


Gute Teamarbeit bedingt auch, dass schlussendlich jemand entscheidet und die Verantwortung trägt. Damit habe ich keine Probleme. Monika Ribar, des. CEO Panalpina 


Wie Sie erwähnt haben, sind Sie seit 15 Jahren für Panalpina tätig. Seit sechs Jahren gehören Sie, zuerst als CIO, dann als CFO  und jetzt als künftige CEO der Konzernleitung an. Haben Sie diese Karriere geplant oder war jeder Schritt mehr die logische Folge des vorherigen Schrittes?


Nein, ich habe meine Karriere nicht geplant im Sinne einer klaren Karriereplanung. Die verschiedenen Stationen meiner Laufbahn ergaben sich aufgrund der Tätigkeiten, die ich ausübte. Bereits nach meinem Studium arbeitete ich als Controllerin bei BASF in Wien, dann stiess ich zur damaligen Fides, und bei Panalpina war die erste Station wieder das Controlling. Ich mag Zahlen bzw. ich mag es,  Zahlen zu lesen und zu interpretieren. Die Entwicklung innerhalb von Panalpina könnte man wirklich als eine logische Abfolge betrachten, wobei der Ausschlag für die einzelnen Schritte immer die Qualifikation für die Aufgabe war.&


Sie beschreiben sich selbst als «Teamplayerin». Wie definieren Sie persönlich diese Bezeichnung?


Für mich ist die Teamarbeit sehr wichtig. Dank guter Teamarbeit fliessen verschiedene Meinungen, Ideen und Wissen in ein Projekt. Einzelkämpfer können sich hingegen nur auf sich und ihr eigenes Können stützen, es sind demnach viel weniger Impulse vorhanden. Allerdings bedingt gute Teamarbeit auch, dass schlussendlich jemand entscheidet und die Verantwortung trägt. Damit habe ich keine Probleme. 


Allem gesellschaftlichen Fortschritt zum Trotz gibt es nur wenige Frauen an der Spitze von grossen Schweizer Unternehmen. Glauben Sie, dass Ihre Berufung zur Panalpina-CEO daran etwas ändern wird?


Das wäre sicher schön, aber so schnell wird sich kaum etwas ändern. Es müssten dazu auch gesellschaftliche Hürden genommen und Tabus abgebaut werden. Heute ist es noch immer so, dass Familienprogramme fehlen, in deren Rahmen sich Mann und Frau die Kindererziehung teilen könnten. Ein Mann, der kein 100%iges Arbeitspensum absolviert, sondern sich auch aktiv in der Kindererziehung engagiert, wird immer noch argwöhnisch betrachtet. Ich hoffe aber dennoch, dass meine Nomination auch anderen und jungen Frauen den Mut gibt, sich solchen Aufgaben zu stellen.


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Ihre Wahl war auch eine Wahl an der Kontinuität. Was entgegnen Sie Kritikern, die einen Neuanfang befürwortet haben?


Was bedeutet denn «Neuanfang»? In unserer Branche sind laufende Veränderungen und neue Marktverhältnisse die einzige Konstante, sodass wir dauernd von «Neuanfang» reden könnten. Als Dienstleistungsunternehmen steht Kundenorientierung bei uns an oberster Stelle. Deshalb setzen wir unsere Energien für den Kundenservice und damit zusammenhängende Abläufe ein. Es besteht kein Grund, das Unternehmen «auf den Kopf zu stellen», es ist gesund und profitabel. Wichtig hingegen ist es, die Firma und deren Angebote im Interesse von Kunden, Mitarbeitenden und Investoren kontinuierlich weiter zu entwickeln, schlagkräftiger zu machen und noch besser im Markt zu verankern.


Was bedeutet denn «Neuanfang»? In unserer Branche sind laufende Veränderungen und neue Marktverhältnisse die einzige Konstante, sodass wir dauernd von «Neuanfang» reden könnten. Monika Ribar, des. CEO Panalpina


Eine Buchungsmanipulation hat Ihren Vorgänger Bruno Sidler zum Rücktritt bewogen. Intern ist diese Angelegenheit erledigt. Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Affäre und welche Massnahmen hat Panalpina ergriffen, damit sich so ein Vorfall nicht wiederholen kann?


Wir haben die Kontrollmechanismen verstärkt und die Abläufe transparenter gestaltet. Wir sind davon überzeugt, dass diese Sicherungen heute nicht mehr unterlaufen werden könnten, wie dies damals bei Panalpina Airfreight geschah. Eine absolute Garantie gibt es nie, aber wir haben alles unternommen, um einen ähnlichen Vorfall nach menschlichem Ermessen auszuschliessen.&


Sie waren in Ihrer relativen kurzen Zeit als CFO von Panalpina massgeblich am Börsengang des Unternehmens im vergangenen Jahr beteiligt. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Aktienkurses und das Interesse der Investoren in den ersten Monaten?


Die Platzierung der Aktien ist  auf grosses Interesse gestossen und die Entwicklung des Aktienkurses war sehr erfreulich. In der Zeit zwischen dem Börsengang und dem  Tag der Generalversammlung im Mai stieg der Kurs der PWTN-Aktie um rund 40% und damit doppelt so stark wie der SPI. Allein zwischen Januar und Mai legte der Kurs um rund 27% zu, während der SPI lediglich um 10% anstieg. Und kürzlich wurde unser Titel sogar in den SWX-Index SMIM aufgenommen, was uns natürlich auch sehr gefreut hat. Die Investoren und Analysten bringen uns Vertrauen entgegen und sind von unserem Geschäftsmodell überzeugt. Kommt dazu, dass die Finanzmärkte die Logistikbranche allgemein positiv beurteilen.


Panalpina hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres überzeugende Zahlen vorgelegt. Ist das 2. Quartal den Erwartungen entsprechend verlaufen und wie sehen Sie die Entwicklung für den Rest des Jahres ein?


Wir sind mit dem Verlauf des 2. Quartals zufrieden und sehen dem weiteren Verlauf des Jahres zuversichtlich entgegen. Nähere Einzelheiten werden wir bei der Veröffentlichung der Semesterzahlen am 10. August bekannt geben. 


Letzte Frage: In der Transport- und Logistik-Branche bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen, eine Übernahme folgt der nächsten. Panalpina will eigenständig bleiben, das Interesse an der Unternehmung ist jedoch sehr gross. Können Sie sich im Gegenzug vorstellen, dass Panalpina demnächst selber grosse Übernahmen tätigen könnte?


Unsere Strategie ist klar definiert: Wir wollen primär organisch wachsen und uns gleichzeitig mit «passenden» Akquisitionen verstärken. Übernahmen müssen sinnvoll sein und das Geschäft ergänzen sowie weiteres Know-How in das Unternehmen bringen. Wir haben in der jüngeren Vergangenheit einige solche Akquisitionen getätigt (Grampian, Overseas Shipping, Janco).


Frau Ribar, wir bedanken uns für das Interview.


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Zur Person:
Die 1959 geborene Monika Ribar ist Chief Financial Officer und designierte CEO von Panalpina. Sie trat 1991 in die Gruppe ein und hatte seither verschiedene Funktionen in den Bereichen Controlling, IT und Global Project Management inne. Von 2000 bis 2005 war sie CIO (Chief Information Officer) der Gruppe und Mitglied der Konzernleitung. 2005 wurde sie zum CFO der Gruppe und im Juni 2006 zur designierten CEO ernannt. Monika Ribar besitzt einen Universitätsabschluss in Finanzwirtschaft und Controlling der Universität St. Gallen. 1999 absolvierte sie ein Executive Program der Stanford University, Palo Alto, Kalifornien.Weitere Funktionen: Mitglied des Verwaltungsrates der Bank Julius Bär AG, Zürich. Mitglied des Verwaltungsrates der Logitech International SA, Romanel / Morges.


Zum Unternehmen:
Panalpina ist einer der weltweit führenden Anbieter von Transport- und Logistikdienstleistungen. Das Unternehmen konzentriert sich schwerpunktmässig auf interkontinentale Luftfracht- und Seefrachtspedition sowie damit verbundene Supply-Chain-Management-Lösungen. Dank fundiertem Industrie-Know-how und modernsten IT-Systemen kann Panalpina ihren Kunden globale, integrierte und auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Door-to-door-Transportlösungen anbieten. Die Panalpina Gruppe betreibt ein Netzwerk mit rund 500 eigenen Geschäftsstellen in 80 Ländern; in weiteren 60 Ländern arbeitet sie eng mit Partnern zusammen. Panalpina beschäftigt rund 13 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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