Raiffeisen-Ökonomen erwarten noch länger eher flaches Wachstum

Raiffeisen-Ökonomen erwarten noch länger eher flaches Wachstum
Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz. (Bild: Raiffeisen)

Zürich – Die Schweiz dürfte noch eine längere Zeit ein eher gedämpftes Wachstum erleben. Die Ökonomen von Raiffeisen Schweiz erwarten für das laufende Jahr zwar mit einem BIP-Wachstum von 1,1 Prozent etwas mehr als noch in den Prognosen vom Mai, allerdings ist 2026 auch nicht mehr drin.

So soll das BIP 2026 um 1,0 Prozent steigen. «Damit wächst die Schweiz immer mehr in die Breite statt in die Tiefe und der Weg zurück zu ihrem eigentlichen Potenzialwachstum von 1,5 Prozent ist nochmal länger geworden», sagte Chefökonom Fredy Hasenmaile am Dienstag an einer Medienkonferenz.

Noch im Mai hatten die Ökonomen im Zuge der drohenden US-Zölle ihre BIP-Prognose auf 0,9 Prozent für 2025 korrigiert. Bislang hätten sich aber die schlimmsten Szenarien mit Blick auf den Zoll-Konflikt nicht bewahrheitet. «Insgesamt gehen wir aber von einem höheren Zollsatz als die aktuellen 10 Prozent aus», so Hasenmaile.

Bislang sei bei den Einigungen nicht viel geschehen. Der Markt unterschätze aber, dass es Trump wohl schon in erster Linie um höhere Zolleinnahmen gehe und er wohl auch nicht zu grösseren Konzessionen bereit sei.

«Insgesamt behindert die US-Politik die Erholung der Schweizer Wirtschaft. Allerdings dürfte es letzten Endes die US-Konjunktur selbst sein, die am stärksten unter dem Zoll-Streit leidet», so der Experte.

Binnennachfrage stützt
Als Stütze erweist sich weiterhin die heimische Binnennachfrage. «Der Konsum profitiert von den Reallohn-Erhöhungen sowie den tiefen Zinsen und der tiefen Inflation. Es zeigt sich auch eine gewisse Belebung im Bausektor», so der Chef-Ökonom.

Beim Sorgenkind Exportwirtschaft sei allerdings nicht mit einer raschen Verbesserung zu rechnen. Es habe einige Vorzieh-Effekte gegeben, ansonsten bleibe aber beispielsweise die Stimmung unter den Einkaufsmanagern gedämpft und gerade in Deutschland gebe es wenig Hoffnung auf eine rasche Erholung.

Erste Spuren zeigten sich mittlerweile auch auf dem Arbeitsmarkt. Dieser entwickle sich graduell schwächer, das Beschäftigungswachstum verliere an Fahrt und daran dürfte sich auch in nächster Zeit nicht viel ändern.

Negativzinsen könnten ausbleiben
Mit Blick auf die weitere Zinspolitik fühlt sich Hasenmaile nach der jüngsten Lagebeurteilung der SNB bestärkt, dass die Zinsen zunächst bei null bleiben. «Die Chancen, dass wir an Negativzinsen vorbeischrammen, sind noch intakt», sagte er. Es bräuchte schon eine stärkere Konjunkturabschwächung oder deutlich negative Inflation, dass die SNB diesen Schritt doch noch gehe.

Bei den Wechselkursen halte sich der Verhältnis zwischen Euro und Franken recht stabil, allerdings sehe man mittlerweile eine deutliche Schwäche des US-Dollar. «Wobei der Dollar auch vor dem Amtsantritt von Trump recht stark aufgewertet hat und diese Bewegung nun korrigiert», ergänzt Hasenmaile. Die verschiedenen Branchen seien von dieser Dollar-Schwäche ganz unterschiedlich betroffen, unerwartete Schwankungen im Währungsbereich seien aber sicher nicht einfach für die Unternehmen. Was sich hier auszahle, sei Diversifikation.

Insgesamt bleiben die Risiken für eine Rezession in der Schweiz gering und die Chancen und Risiken hielten sich die Waage. Generell zeige sich aber seit dem Jahr 2000 ein gewisser Trend eines langsamen Rückgangs des Durchschnittswachstums pro Jahrzehnt – und das dürfte sich auch fortsetzen. (awp/mc/ps)

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