Tele2 startet im Mobilfunk mit Stadtnetz in Zürich

Das Angebot richte sich an Leute, die im Millionen-Zürich wohnten und sich überwiegend auch dort bewegten, sagte Tele2- Schweiz-Chef Roman Schwarz am Donnerstag beim Start des vierten Mobilfunknetzes vor den Medien in Zürich. «Wenn wir sechs Jahre früher dran wären, würden wir die ganze Schweiz abdecken wollen», sagte Schwarz. Mittlerweile seien aber 90% des Marktes verteilt. Darum setze Tele2 auf Stadtnetze.


Mehr Wettbewerb
Die hiesige Niederlassung des schwedischen Telekomkonzerns hatte ebenso wie die Westschweizer In&Phone erst Jahre nach den drei etablierten Mobilfunkanbietern – im Dezember 2003 – eine GSM-Lizenz von der Eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom) erhalten. Der Regulator versprach sich von der zusätzlichen Konzessionsvergabe mehr Wettbewerb und tiefere Preise. Und da will Schwarz der Konkurrenz einheizen. Anrufe und SMS auf ein Tele2-Handy seien umsonst. Gratis mobil telefonieren habe es noch nie gegeben, wirbt das Unternehmen. Die monatliche Abogebühr beläuft sich auf 14,90 CHF.


In den Kinderschuhen
Allerdings steckt das Tele2-Netz noch in den Kinderschuhen, und es gibt noch nicht viele Abonnenten. «Somit tätigt der Tele2-Kunde vermutlich viele Fremdnetzanrufe, was ins Geld gehen kann», warnt Telekomspezialist Ralf Beyeler vom Internet-Vergleichsdienst Comparis. Für Anrufe aufs Festnetz verrechnet Tele2 8 Rappen pro Minute. Telefonate auf die Handys der Konkurrenz kosten derzeit 55 Rappen im Normal- und 44 Rappen pro Minute im Niedertarif. Für ein SMS verlangt das Unternehmen 15 Rappen.


Teure Gespräche
Teuer wird es allerdings, wenn der Kunde Zürich verlässt oder in eine Lücke des Tele2-Handynetzes gerät. Dann steigt der Minutentarif auf 99 Rappen. Denn Tele2 konnte sich mit keinem der drei Anbieter Swisscom, Sunrise und Orange auf die Mitbenutzung ihrer Netze einigen. Deshalb gilt ein Tele2-Handy ausserhalb des eigenen Netzes als ausländisches Mobiltelefon, mit den entsprechenden Preisen. Damit keine derartigen Gespräche unbeabsichtigt durchgeführt werden, muss der Kunde ausserhalb des Tele2-Netzes sein Handy neu starten und einen fünfstelligen PIN eingeben.


Kompliziert
Wer dann wieder zurück nach Zürich kommt, darf nicht vergessen, sich mit dem PIN-Code fürs Tele2-Netz neu anzumelden. Sonst bezahlt er weiter den teuren Minutenpreis von 99 Rappen. «Wenig kundenfreundlich ist zudem die Abrechnung im 60-Sekunden-Takt. Durchschnittlich zahlt der Kunde eine halbe Minute mehr als er eigentlich telefoniert», kritisiert Beyeler. Insgesamt sei das Tele2-Mobilfunkangebot ein Nischenprodukt für «nicht mobile Mobiltelefonierer» aus Zürich, urteilte Comparis. Bei einer durchschnittlichen Gesprächsdauer von unter 2 Minuten sei es das günstigste Angebot der Schweiz. Bei langen Gesprächen seien die neuen Abos von Swisscom und Sunrise billiger.


Tele2 will bis Ende Jahr den Ballungsraum von Baden bis Winterthur abdecken. Dann geht die Expansion weiter. In Bern und Lausanne sollten die Stadtnetze Mitte 2006 den Betrieb aufnehmen, sagte Schwarz. Basel und Genf dürften circa ein Jahr später folgen. (awp/mc/as)

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