ABB verkauft Kabelgeschäft an NKT Cables

ABB verkauft Kabelgeschäft an NKT Cables
ABB-CEO Ulrich Spiesshofer. (Foto: ABB)

Zürich – Der Industriekonzern ABB verkauft das Geschäft für Hochspannungskabel an das Unternehmen NKT Cables, das zum dänischen NKT-Konzern gehört. Damit wird ein kleiner Teil der Division Power Grids veräussert, die derzeit einer strategischen Überprüfung unterzogen wird und die in den Augen von Aktionären ganz abgespalten werden sollte. Laut einem Analysten bleibt dieser Entscheid auch nach dieser Devestition offen.

Der Verkauf des Kabelgeschäfts basiert auf einem Unternehmenswert von 836 Mio EUR, wie ABB am Mittwoch mitteilte. Konkretere finanzielle Angaben gab es nicht. Der Deal soll laut den Angaben im ersten Quartal 2017 abgeschlossen werden und unterliegt den üblichen behördlichen Genehmigungen.

Das Geschäft ist Teil der ABB-Division Power Grids, die derzeit auf dem Prüfstand steht. Wie angekündigt will das Management am nächsten Capital Markets Day am 4. Oktober über Resultate dieser Überprüfung orientieren. In letzter Zeit hatte vor allem der Grossaktionär Cevian eine Abspaltung der gesamten Sparte gefordert.

Kleiner Teil der Sparte
Mit der Verkauf des Geschäfts mit Hochspannungskabeln wird nun aber erst ein kleiner Teil der Sparte abgestossen. Er erzielte laut der Mitteilung im vergangenen Jahr mit 900 Mitarbeitern einen Umsatz von 524 Mio USD. Laut Analysten machte er damit nicht einmal 5% des Divisionsumsatzes aus.

Der Bereich bietet laut der Mitteilung die Planung, Entwicklung, Lieferung, Installation, Inbetriebnahme und Service von Hochspannungskabeln an. Er verfüge ausserdem über ein Produktions- und Entwicklungszentrum im schwedischen Karlskrona. Teil der Transaktion sei auch ein modernes Kabelverlegungsschiff, das sich derzeit im Bau befinde.

Zusammenarbeit besiegelt
ABB und NKT Cables unterzeichneten gemäss der Mitteilung zudem eine Vereinbarung für eine langfristige strategische Partnerschaft. Damit sichere sich ABB den weiteren Zugang zum Kabelangebot. «Die Kombination unseres Nischen-Systemgeschäfts mit der Stärke von NKT Cables ist ein klares Signal für unser aktives Portfoliomanagement», liess sich ABB-CEO Ulrich Spiesshofer zitieren.

«Im Rahmen der strategischen Partnerschaft werden ABB und NKT Cables bei zukünftigen Projekten zusammenarbeiten, um sich Marktchancen zu erschliessen – beispielsweise bei der Stromübertragung mit See- und Gleichstromkabeln», ergänzte Claudio Facchin, Leiter der Division Power Grids. Mit der Transaktion werde das Portfolio der Division vereinfacht und fokussierter ausgerichtet.

NKT Cables stellt laut der Mitteilung Stromkabel im Niedrig-, Mittel- und Hochspannungsbereich an. Die Gesellschaft erzielte 2015 mit 3’200 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,2 Mrd EUR.

Kein Vorentscheid
«Der Verkauf des Bereichs scheint sinnvoll zu sein», sagte ZKB-Analyst Richard Frei auf Anfrage. Denn es handle sich um ein kapitalintensives, zyklisches und somit volatiles Geschäft. Zudem erreiche es nur knapp die kritische Grösse. «Am Markt scheint es ausserdem nicht mehr notwendig zu sein, Lösungen für gesamte Stromnetze anzubieten; der Trend geht in Richtung, dass die einzelnen Komponenten separat gekauft werden.»

Die Analysten von Liberum erwarten in nächster Zeit weitere Devestitionen «solcher Nicht-Kernaktivitäten». Insgesamt stünden wohl 10% bis 15% der Power-Grid-Umsätze zur Disposition, heisst es in einem Kommentar.

Im Hinblick auf den Capital Markets Day vom 4. Oktober bleibt jedoch laut ZKB-Analyst Frei alles offen. Der Verkauf könne nämlich in beide Richtungen interpretiert werden. «Einerseits könnte damit den Forderungen der aktivistischen Aktionären die Luft aus den Segeln genommen werden, weil ein stark cashbindendes Geschäft abgestossen wird und die Division Power Grids damit noch besser dasteht», sagte er. Andererseits könnte der Verkauf aber auch als Auftakt zu weiteren Devestitionen gesehen werden: «Denn meiner Meinung nach wäre es schwierig, die gesamte Sparte auf einmal an einen Käufer abzutreten – nur schon aus regulatorischen Gründen.»

Cevian hält an Abspaltung fest
Für Cevian ändert sich mit dem Verkauf nichts. Die schwedischen Investoren halten an ihrer Forderung nach einer Abspaltung der gesamten Division fest, wie sie am Mittwoch verlauten liessen. Der Verkauf des Kabelgeschäfts klinge jedoch vernünftig, wurde zugleich betont. (awp/mc/pg)

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