Am 13. Juni ist Home Office Day: Wer mitmacht, bleibt zu Hause

Am 13. Juni ist Home Office Day: Wer mitmacht, bleibt zu Hause

Bern – Home Office und die damit verbundene Arbeitsflexibilisierung ist ein Paradigmenwechsel – es bringt der Schweizer Wirtschaft erwiesenermassen Produktivitäts- und somit auch Standortvorteile, steigert die Lebensqualität von Mitarbeitenden und hilft, wichtige Ressourcen zu schonen. Arbeitsflexibilisierung ist aber auch ein Veränderungsprozess, der begleitet werden muss. Die Initianten nutzen den vierten nationalen Home Office Day, um auf diese Herausforderungen aufmerksam zu machen, und zeigen zusammen mit Experten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Umwelt praxisorientierte Lösungsansätze für Unternehmen und Arbeitnehmende. Im Rahmen der Medienkonferenz wurde auch eine Online-Befragung der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) vorgestellt, die über die Einstellung zu Home Office sowie über Chancen und Risiken aus der Arbeitnehmer-Perspektive informiert.

Walter Steinmann, Direktor Bundesamt für Energie (BFE) unterstreicht in seinem Eröffnungsreferat die Vorteile von Home Office. Einerseits für die Mitarbeitenden des BFE selber und andererseits für die immer knapper werdenden Ressourcen Boden, Energie und Material. «Flexible Arbeitsformen tragen dazu bei, die in der Energiestrategie 2050 gesetzten Ziele zu erreichen, sie helfen, die natürlichen Ressourcen zu schonen und gleichzeitig die Schweizer Wirtschaft ökologisch verträglich voranzutreiben», sagt Walter Steinmann.

Risiken erkennen und begleiten
Im Rahmen der FHNW-Studie für den Home Office Day wurden 473 Personen, vorwiegend in der Deutschschweiz, befragt. Die Mehrheit zieht ein positives Fazit. Sie ist der Ansicht, dass sich ihre Life-Domain-Balance, ihre Produktivität, aber auch die Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber deutlich verbessert, wenn sie freier über Arbeitsort und -zeit entscheiden kann. Die Studie zeigt aber auch, dass durch die fliessenden Übergänge zunehmend Belastungen entstehen, die erkannt und adressiert werden müssen.

Spielregeln schaffen Freiraum
Knapp 84 % der befragten Personen arbeiten regelmässig im Home Office. 80 % dieser sogenannten Routiniers haben erkannt, dass Führungskräfte und Mitarbeitende vor neuen Herausforderungen stehen. Regeln für den Umgang mit der Arbeit im Home Office existieren jedoch nach eigenen Angaben nur bei 23,4 %. Und genau hier sieht Daniel Jositsch, Präsident KV Schweiz und Nationalrat, einen wichtigen Ansatzpunkt. Er ist überzeugt, dass es neue Spielregeln braucht. «Der Arbeitnehmende ist nach wie vor dem Weisungsrecht des Arbeitgebers unterstellt, das schweizerische Arbeitsrecht deckt im Grundsatz flexible Arbeitsformen somit ab. Um potenzielle Konflikte zu vermeiden, empfehlen wir aber, die mit Home Office verbundenen Vereinbarungen schriftlich festzuhalten und Regeln zu vereinbaren, die für beide Seiten verbindlich sind.» Dazu zählt Daniel Jositsch beispielsweise die Wahrung der Datensicherheit im privaten Umfeld oder eine allfällige Entschädigung für die Nutzung der privaten Infrastruktur. «Home Office ist eine Chance, die Bedürfnisse von Unternehmen und Arbeitnehmern besser aufeinander abzustimmen, was letztendlich beiden Vorteile bringt. Unsere Mitglieder haben die Chancen von Home Office erkannt, gehen die Herausforderungen an und gestalten ihr Arbeitsumfeld aktiv mit.»

Mehr Verantwortung – mehr Vorteile
Auch Microsoft ist überzeugt, dass Arbeitsflexibilität bewusst und in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden umgesetzt werden muss. «Die Ergebnisse unserer neusten internen Befragung zeigen, dass Mitarbeitende die grössere Autonomie schätzen und zielorientiert geführt und begleitet auch gut mit den Herausforderungen von mehr Eigenverantwortung umgehen können», sagt Petra Jenner, Country Manager von Microsoft Schweiz. «Sie kommen gerne ins Büro und nutzen die Räume und die Atmosphäre für den kollegialen und spontanen Austausch, sie arbeiten laut Befragung sehr zielorientiert, sind stolz auf ihren Arbeitgeber und empfehlen uns entsprechend weiter. Nach der zwischenzeitlichen Schliessung unseres Gebäudes wegen Umbau sind die Werte nochmals deutlich gestiegen, was zeigt, dass auch stark getriebene Veränderung gelingt, wenn sie richtig geführt ist.» Swisscom bietet ihren Mitarbeitenden ebenfalls seit Jahren ein grösstmögliches Mass an Freiheit und zieht eine positive Bilanz. «Die sinnvolle Nutzung von Home Office führt erwiesenermassen zu mehr Produktivität und einer besseren Lifebalance», ist Dr. Hans C. Werner, Leiter Group Human Resources und Mitglied der Konzernleitung Swisscom AG überzeugt. «Die Unternehmenskultur, insbesondere auch die Führungskultur, muss jedoch bewusst in Richtung flexibles Arbeiten entwickelt werden und braucht klar formulierte Spielregeln.»

Risiken reflektieren und adressieren
Knapp 84 % der befragten Personen der FHNW-Studie zählen zu den sogenannten Routiniers, die regelmässig im Home Office arbeiten. 90 % bezeichnen ihren Gesundheitszustand als mindestens gut oder besser, allerdings fühlen sie sich laut den Befragungsergebnissen psychisch nur mittelmässig wohl. 54,7 % litten in den vergangenen 14 Tagen unter leichten bis mittelmässig starken Schlafstörungen und 31 % der befragten Routiniers zeigten zum Zeitpunkt der Umfrage aufgrund der Effort-Reward-Imbalance-Werte bereits ein leicht erhöhtes Krankheitsrisiko. Aufgrund der Erhebungsmethode lässt die Studie keine Rückschlüsse zu, ob diese Symptome direkt auf Arbeitsflexibilisierung zurückzuführen sind. Arbeitnehmende und Arbeitgeber müssen sie  aber in jedem Fall ernst nehmen und mit entsprechenden Massnahmen begleiten und abfedern.

Spannungsfeld zwischen Produktivität und Überforderung
Auch Lucrezia Meier-Schatz, Pro-Familia-Geschäftsführerin und Nationalrätin, weist im Rahmen des diesjährigen Home Office Day auf mögliche Risiken von Arbeitsflexibilisierung hin. Sie unterstreicht, dass die Übergänge von Berufsalltag und Privatleben fliessend sind und zunehmend verschwinden: «Flexibilität und Mobilität sowie die Möglichkeit, überall und immer zu arbeiten, unterstützt die Organisation des Familienlebens, und das ist stressminimierend. Es kann aber auch zu einer Überforderung führen. Die räumliche Flexibilität verlangt führungsbezogene Veränderungen und neue formelle wie informelle Vereinbarungen, die den Bedürfnissen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern entsprechen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können sich auch die Vorteile von Home Office voll entfalten.»

Prof. Dr. Hartmut Schulze, Leiter Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, fasst in seinem Referat zusammen: «Organisationen und Führungskräfte müssen flexibel arbeitende Mitarbeitende unterstützen und es braucht angemessene organisationskulturelle Voraussetzungen, dazu zählen ein ziel- und feedbackorientierter Führungsstil sowie die Fähigkeit, Kommunikation im verteilten Kontext aufrechtzuerhalten und  zu vertrauen.» Die vollständige Studie der FHNW kann auf der Medienseite von www.homeofficeday.ch heruntergeladen werden.

Beliebter und besser als die Konkurrenz
Arbeitsplatzflexibilisierung bringt auch im Wettstreit um die besten Talente Vorteile. Work-Life-Balance wird zunehmend wichtiger, und genau dazu trägt mobiles, zeitunabhängiges Arbeiten bei. Die Initianten des diesjährigen Home Office Day haben den digitalen Badge «Home Office Friendly» eingeführt. Er wurde in Zusammenarbeit mit jobs.ch entwickelt und kann von Firmen auf dem Firmenporträt unter jobs.ch oder individuell genutzt werden. So können Unternehmen bei der Rekrutierung besser sichtbar machen, dass sie als Arbeitgeber flexibles Arbeiten fördern. Darüber hinaus arbeitet die FHNW in enger Zusammenarbeit mit den Home-Office-Day-Initianten an einem Unternehmensradar für flexible Arbeit, der Organisationen aufzeigt, wo sie selbst stehen und in welchen Dimensionen sie sich weiterentwickeln können. Zudem setzt die FHNW auch in diesem Jahr ihre Home-Office-Day-Studie fort, um Erkenntnisse und Rahmenbedingungen noch breiter abzustützen.

Bereits über 30 Pop-up Offices eröffnet
Dem Aufruf, am 13. Juni 2013 ein Pop-up Office zu eröffnen, sind bereits über 30 Unternehmen gefolgt. Wer am Home Office Day mitmachen will, aber aus beruflichen oder privaten Verpflichtungen nicht aufs Reisen verzichten kann, hat die Möglichkeit, bei einem der zahlreichen Pop-up Offices in der Schweiz kurzfristig einen Arbeitsplatz zu beziehen. Eine Übersicht der Pop-up Offices findet man unter www.homeofficeday.ch. (Home Office Day/mc/ps)

Über den Home Office Day
Der Home Office Day ist ein Impuls für die Arbeitswelt, mit dem produktives Arbeiten, eine höhere Lebensqualität und der Schutz der Umwelt nachhaltig gefördert werden. Er soll auf das Potenzial von Home Office und mobilen Arbeitsformen aufmerksam machen und als Symbol für eine zeitgemässe Arbeitsweise einen festen Platz in den Agenden von Unternehmen, Organisationen und Mitarbeitenden einnehmen. Die Initiative wird von einem breiten Patronat und Netzwerk getragen und von Microsoft, Swisscom und Witzig The Office Company unterstützt. Der Home Office Day findet jährlich statt.

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