Axpo mit Wertberichtigungen von 1,6 Mrd Franken

Axpo mit Wertberichtigungen von 1,6 Mrd Franken
Axpo-CEO Andrew Walo. (Foto: Axpo)

Baden – Axpo hat drei Jahre in Folge massive Verluste eingefahren. Nun sieht sich der Energiekonzern gezwungen zu handeln. Wachstumsbereiche sollen getrennt vom Kerngeschäft in einem neuen Unternehmen gebündelt werden. Eine Minderheitsbeteiligung soll 2019 für externe Investoren geöffnet werden oder gar an die Börse gebracht werden.

Das Marktumfeld bleibt schwierig: Die europäischen Grosshandelspreise für Strom sind im Geschäftsjahr 2015/16 (per Ende September) nochmals um rund 30% fallen, wie CEO Andrew Walo an der Bilanzmedienkonferenz am Mittwoch sagte. Wertberichtigungen auf Energiebezugsverträge sowie Kraftwerke – inklusive des eben erst eingeweihten Pumpspeicherkraftwerks Linth-Limmern – in Höhe von 1,6 Mrd CHF führten zu einem Rekordverlust von 1,25 Mrd.

Axpo muss in erster Linie seine Liquidität und Kapitalmarktfähigkeit wahren und wieder profitabel werden. In den kommenden Jahren heisst es daher weiterhin, Kosten zu senken, das Kerngeschäft zu optimieren und neue, rentable Ertragsquellen zu erschliessen. Das Problem dabei: Wegen rückläufiger Cashflows kann nicht im gewünschten Ausmass in neue Geschäftsfelder investiert werden.

Kein Ausverkauf von Anlagen
Die gefallen Strompreise in den vergangenen drei Jahren hätten geringere Cashflows von 500 Mio CHF zur Folge gehabt. Axpo leidet mehr als andere unter den tiefen Strompreisen, da der Konzern – abgesehen über die Tochter CKW – keine Endkunden hat, bei denen regulierte Tarife gelten.

Hinzu kommt, dass derzeit die Atomkraftwerke Beznau 1 und Leibstadt wegen Problemen ausserplanmässig vom Netz sind. Jeder Tag koste Axpo bei Leibstadt 0,5 Mio CHF, sagte Walo am Mittwoch. Bei Beznau 1 – der Block läuft bereits seit März 2015 nicht – werde weiterhin mit Kosten von rund 200 Mio CHF gerechnet.

Höchste Zeit also zu handeln: Man wolle nicht passiv lediglich auf steigende Preise hoffen, so Walo. Kraftwerke an Dritte zu verkaufen, hätte allerdings bloss kurzfristig Liquidität beschert. Stattdessen sollen neben den bestehenden auch neue Investoren mit einem Minderheitsanteil an den Wachstumsbereichen beteiligt werden. Auch ein Börsengang des Teilbereichs wird in Betracht gezogen.

IPO von Axpo Solutions möglich
Unter dem Arbeitstitel «Axpo Solutions» werden die erneuerbaren Energien, das internationale Origination-Geschäft (individuelle, langfristige Lösungen von Energiebeschaffung und -vertrieb für Dritte), die Netze sowie der Handel und Vertrieb in einer neuen Einheit gebündelt. Der Konzern rechnet mit gut zwei Jahren und sieht den Gang an den Kapitalmarkt für das Jahr 2019 vor.

Eine mögliche Bewertung von Axpo Solutions heute zu beziffern, sei unseriös, sagte Walo. Die Vorstellung, die man intern habe, könne sich schnell ändern – wie man auch am Strompreis und an den massiven Wertberichtigungen sehen könne sowie an der Währung. Die Schweizer Stromunternehmen sind stark abhängig vom EUR/CHF-Wechselkurs, da der europäische Handel in Euro erfolgt, die Kosten aber grösstenteils in Franken anfallen.

Angesprochen auf eine angespannte Liquidität deutete Walo an, dass Axpo in der bestehenden Konstellation zwei bis fünf Jahre bestehen könnte. «Wir könnten mögliche Verzögerungen auch beim IPO locker überstehen», so der CEO.

Linth-Limmern bleibt bei Axpo Power
Axpo sieht sich bereits heute als grossen Player im Bereich erneuerbare Energien: im Inland mit Wasserkraft und Biomasse, im Ausland vor allem mit Windkraft. Gerade im Bau, Betrieb und Verkauf von Windparks sieht will der Konzern deutlich wachsen, braucht dazu aber Kapital.

Zu Axpo Solutions wird ein Teil der Wasserkraftwerke gehören, allerdings nicht das Pumpspeicherkraftwerk Linth-Limmern. Obwohl Walo betont, dass die Staumauer gerade auch im Umfeld, in dem eine flexible Stromproduktion immer wichtiger wird, langfristig seinen Wert habe. Allerdings sagte er auch, dass Linth-Limmern – erst im September eingeweiht – auch die nächsten fünf bis acht Jahre nicht profitabel sein dürfte.

Insgesamt wurden bei dem Riesenprojekt bislang 1,2 Mrd CHF über die Jahre mit Blick auf den Marktwert wertberichtigt. Heute hat die Staumauer Walo zufolge noch einen Buchwert von 1,4 Mrd CHF.

In Axpo Power werden neben Linth-Limmern und einem Teil der Wasserkraftwerke die Kernkraftwerke, die Langfristbezugsverträge mit Frankreich sowie die Swissgrid-Anteile verbleiben.

Axpo-Eigentümer wollen Zusammenarbeit neu regeln
Ebenfalls am Mittwoch wurde bekannt, dass die Kantone und die kantonalen Elektrizitätswerke als Eigentümer der Axpo Holding den aus dem Jahre 1914 stammenden Gründungsvertrag ersetzen wollen. Zudem soll der Axpo-Verwaltungsrat entpolitisiert und verkleinert werden.

Ein grosser Teil der Bestimmungen des Gründungsvertrags entspreche nicht mehr der Realität auf dem Strommarkt und sei deshalb nicht mehr umsetzbar, teilten die Axpo-Eigentümer am Mittwoch mit. Deshalb seien die Kantone und die Kantonswerke übereingekommen, den Gründungsvertrag durch einen zeitgemässen Aktionärsbindungsvertrag zu ersetzen.

Auch der heute 13 Mitglieder umfassende Verwaltungsrat soll neu bestellt werden. Er soll verkleinert, entpolitisiert und nur noch nach fachlichen Kriterien besetzt werden. Doppelmandate soll es keine mehr geben. Derzeit sitzen viele Regierungsmitglieder der Axpo-Kantone gleichzeitig im Axpo-Verwaltungsrat sowie in den Aufsichtsgremien ihrer kantonalen Elektrizitätswerke. Dies führe immer wieder zu Rollen- und Interessenskonflikten, teilten die Axpo-Kantone weiter mit.

Die geplanten Änderungen werden von Arbeitsgruppen der Aktionäre unter der Federführung der Kantone Aargau und Zürich vorbereitet. Die Verkleinerung und Entpolitisierung des Verwaltungsrats soll bis zur Axpo-Generalversammlung 2018 umgesetzt werden.

Die Aktien der Axpo Holding AG befindet sich in folgendem Besitz: Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (18,410%), Kanton Zürich (18,342%), AEW Energie (14,026%), Kanton Aargau (13,975%), St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke (12,501%), EKT Holding (12,251%), Kanton Schaffhausen (7,875%), Kanton Glarus (1,747%) und Kanton Zug (0,873%). (awp/mc/pg)

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