Industriefirma Weidmann baut bis zu 120 Stellen ab

Industriefirma Weidmann baut bis zu 120 Stellen ab

Rapperswil – Das Traditionsunternehmen Weidmann verlagert bis Ende 2022 einen Teil der Produktion nach Europa und China. Betroffen seien maximal 120 Stellen in der Energietechnik. Begründet wird der Abbau mit der schwierigen Marktlage und dem starken Schweizer Franken.

Die veränderte globale Marktsituation in Verbindung mit dem starken Schweizer Franken habe eine Anpassung der Produktionsstrategie erfordert, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Mitarbeitenden seien über die Pläne informiert worden und es gebe einen Sozialplan.

Wie viele Arbeitsplätze tatsächlich gestrichen werden, stelle sich aber erst im Zuge des nun eingeleiteten Konsultationsverfahrens heraus, sagte Unternehmenschefin Franziska Tschudi auf Anfrage von AWP. Wie viele Arbeitsplätze in der Schweiz verbleiben würden, sei zum jetzigen Zeitpunkt aber noch unklar.

Kurzarbeit nicht ausreichend
Die geplante Verlagerung umfasse Blockspanprodukte und Spezialkomponenten sowie administrative Tätigkeiten. Am Standort Rapperswil verbleiben sollen die Transformerboard-Produktion und weitere nachgelagerte, hoch automatisierte Prozesse. Vom Abbau nicht betroffen seien die Weidmann Unternehmensbereiche Medical Technology und Fiber Technology.

Der Elektronikbereich leide seit längerem an Überkapazitäten bei den Kunden und stetig fallenden Preisen für Transformatoren. Dies spüre der Zulieferer Weidmann in Form eines steigenden Preis- und Kostendrucks. Teilweise konnten diese Probleme durch Kurzarbeit ausgeglichen werden, wie Tschudi sagte. Solche Massnahmen seien aber nur für eine bestimmte Zeit geeignet.

Schrittweise Verlagerung
«Der nun immer stärker werdende Schweizer Franken und die Tatsache, dass für den Standort Rapperswil wichtige Kunden Teile ihrer Produktion bereits von Europa nach China verlagert haben, machte die nun vorgeschlagenen Massnahmen nötig», sagte die Mediensprecherin weiter. Chinesische Kunden kauften aus politischen Gründen vermehrt nur noch in China ein.

Die geplante Verlagerung soll in den nächsten zwei bis drei Jahren schrittweise erfolgen und bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Der Abbau von maximal 120 Stellen in der Schweiz werde möglichst über natürliche Fluktuation erfolgen und betreffe neben Produktionsarbeitsplätzen auch Führungsfunktionen, hiess es dazu.

«Besondere Fürsorgepflicht für ältere Mitarbeitende»
Für Weidmann ist es nicht der erste Stellenabbau im Bereich Electrical Technology. Die Sparte mit sei nun seit mehr als fünf Jahren immer wieder von Kürzungen betroffen, monierte der Verband Angestellte Schweiz. Deutlich über die Hälfte der noch 330 verbleibenden Mitarbeitenden seien zudem älter als 50 Jahre.

«Für ältere Mitarbeitende besteht eine erhöhte Fürsorgepflicht seitens des Arbeitgebers», mahnt der Verband und fordert darum besondere Massnahmen für diese Altersgruppe. Zu prüfen seien «alle Alternativen» zu einer Kündigung. Dazu zähle laut Angestellte Schweiz etwa eine Beschäftigung in anderen Bereichen oder ein Transfer in ein anderes Unternehmen.

Positiv zu werten sei indes, dass sich Weidmann weiterhin auch für den Bereich Electrical Technology zum Standort Schweiz bekenne und die Konsultationsfrist einen Monat betrage. Dies gebe der Arbeitnehmervertretung die Möglichkeit, gute Lösungsvorschläge zu erarbeiten, schrieb der Verband.

Die Weidmann Gruppe entwickelt und fertigt Isolationsmaterial vornehmlich aus Cellulose für Transformatoren. Das Unternehmen produziert zudem unter anderem auch Kunststoffanwendungen für die Medizintechnik und die Pharmaindustrie. Weidmann ist weltweit an über 30 Standorten tätig und beschäftigt rund 3’100 Mitarbeitende. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 360 Millionen Franken. (awp/mc/pg)

Weidmann

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