Negativzinsen könnten laut BAK wieder Realität werden

Zürich – Die Preise für Waren und Dienstleistungen sind im Mai in der Schweiz erstmals seit vier Jahren wieder gefallen. Angesichts der tiefen Inflation und dem eher starken Franken können Negativzinsen laut den Experten von BAK Economics daher erneut Realität werden.
Konkret erwarten die BAK-Ökonomen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins nächste Woche nochmals um 25 Basispunkte auf 0 senken wird. Von einem Schritt hin zu negativen Zinsen dürften die Währungshüter aber vorerst noch absehen. «Dazu hätte es eine klarere Eintrübung der Wirtschaft gebraucht», sagte BAK-Chefökonom Claude Maurer am Mittwoch anlässlich einer Medienkonferenz.
Für den Schritt hin zu erneuten Negativzinsen brauche es noch zusätzliche Faktoren wie die weitere Aufwertung des Frankens oder tiefere Zinsen im Euroraum. Grundsätzlich sei es aber «sicherlich angebracht», sich längerfristig auf Negativzinsen einzustellen, so Maurer.
Tiefere Inflation
Was die Inflation angeht, sehen die BAK-Ökonomen vorerst jedenfalls keine Trendwende. BAK Economics geht für 2025 von einer nochmals leicht tieferen Inflation aus. Neu erwartet sie für dieses Jahr im Durchschnitt eine Teuerung von +0,1 Prozent (alte Prognose +0,4%). Für 2026 wird ein Wert von +0,2 Prozent (+0,5%) vorausgesagt.
Das BIP-Wachstum dürfte derweil eher unterdurchschnittlich ausfallen. «Wir erwarten, dass sich das Schweizer Wirtschaftswachstum in diesem und im nächsten Jahr eher flach entwickeln wird», sagte Maurer. So prognostiziert BAK für 2025 ein BIP von +1,2 Prozent und für 2026 von +1,0 Prozent.
Geschuldet sei dies vor allem der hohen Sparquote im Land. Die Schweizer Bevölkerung und der Staat sparen sich laut Maurer sozusagen den Negativzins herbei. Da tendenziell mehr gespart als investiert werde, bleibe der Franken stark und die Zinsen tief.
Keine Rezession
Generell sei es indes aber unwahrscheinlich, dass man hierzulande in eine Rezession rutsche. Im Gegenteil: von den sinkenden Zinsen und der tiefen Inflation dürften die Konsumenten zunehmend profitieren, sei es bei den Mieten oder bei den Strompreisen. Der Konsum und damit auch die Wirtschaft dürften somit stabil bleiben.
Auf politischer Ebene rechnet Maurer zudem mit einer Rückbesinnung auf weniger Handelsbeschränkungen. Die aktuellen Zollkonflikte könnten dazu führen, dass sich die Schweizer Politik wieder einiger zeige und schneller Handelshemmnisse abbaue als bisher. (awp/mc/pg)