Richemont verdient wegen Corona deutlich weniger

Richemont verdient wegen Corona deutlich weniger
Richemont-CEO Jérôme Lambert.

Genf – Die Corona-Pandemie stellt Richemont auf die Probe. Geschlossene Läden und Grenzen, Produktionsunterbrüche und die weltweit schwache Konsumlust haben den Schmuck- und Uhrenkonzern gebremst. Anzeichen einer Erholung gibt es nun im wichtigen chinesischen Markt.

Bis im Januar lief das Geschäft von Richemont noch gut: Für die ersten neun Monate des jeweils im März endenden Geschäftsjahres wies die Gruppe ein Wachstum von 8 Prozent aus. Doch dann drehte der Wind und im Schlussquartal brachen die Verkäufe mit dem Ausbruch des Coronavirus um einen Fünftel ein.

Der Lockdown habe zunächst China hart getroffen, wo die Umsätze einschliesslich Hongkong von Januar bis März um zwei Drittel zusammengebrochen seien, teilte Richemont am Freitag mit. Auch die Shops in Europa verzeichneten grosse Einbussen. Für etwas Entlastung hätten Amerika und der steigende Online-Absatz gesorgt.

Im gesamten Geschäftsjahr 2019/20 nahm der Umsatz der Gruppe um 2 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro zu. Bereinigt um Zukäufe und Währungseinflüsse hätte aber auch da ein Rückgang resultiert. Belastet hatten nebst Corona die Unruhen in Hongkong, die das Geschäft der Schmuck- und Uhrenverkäufer seit letztem Sommer belasten.

Marge schmilzt weg
Die Corona-Krise schlug voll auf die Ergebnisse der Genfer durch. Eine Reihe von Sonderaufwendungen wie etwa zur Schliessung der Shops, zur abgesagten Genfer Uhrenmesse «Watches&Wonders» oder für den Kauf von teurerem Gold drückten auf die Marge. Hinzu kam der an Stärke gewinnende Schweizer Franken, der belastet.

Um die Kosten nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, hat Richemont Einsparungen eingeleitet, doch erst zu einem späteren Zeitpunkt. Und so rutschte der Betriebsgewinn im Berichtsjahr um gut einen Fünftel auf 1,52 Milliarden Euro ab während die dazugehörige Marge um 3,2 Prozentpunkte auf 10,7 Prozent schrumpfte.

Nebst den Corona-Kosten schlugen auch noch Goodwill-Abschreiber und laufende Investitionen ins Online-Geschäft zu Buche. Nach wie vor schreibt der Online-Bereich nämlich rote Zahlen.

Dividende halbiert
Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 931 Millionen nach zuvor hohen 2,79 Milliarden. Im Vorjahr hatte die Integration des Onlinehändlers Yoox-Net-A-Porter 1,4 Milliarden in die Kassen gespült. Aber auch ohne diesen Effekt wäre der Reingewinn um ein Drittel getaucht, hiess es.

Einschnitte gibt es für die Aktionäre. Sie müssen sich mit einer auf 1 Franken je Aktie halbierten Dividende zufrieden geben. Mit dieser Massnahme will Verwaltungsratspräsident Johann Rupert die Liquidität und finanzielle Stabilität der Gruppe in diesen unsicheren Zeiten stärken, wie er an einer Telefonkonferenz erklärte.

Für langjährige Aktionäre prüft die Gruppe die Ausgabe von Anrechten zum Kauf weiterer Aktien zu günstigen Konditionen. Diese Form der Ausschüttung sei als Kompensation und eine Art Treuebonus gedacht, erklärte Rupert. Ob und wie genau dieser Plan umgesetzt wird, will Richemont in den nächsten Wochen kommunizieren.

Erholung in China
Die Marktlage bleibt derweil angespannt. Die Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle seien gross und solange es keine Impfung gegen das Virus gebe, sei an eine Erholung des Geschäfts mit Touristen nicht zu denken, fuhr der Richemont-Präsident fort.

Immerhin habe sich die Nachfrage nach Luxusgütern am chinesischen Binnenmarkt in den vergangenen Wochen verbessert. China sei auf gutem Weg zurück zur Normalität, sogar die Einkaufszentren würden wieder gut besucht. Chinesen sind für Marken wie Cartier, Piaget oder Jaeger Le-Coultre die wichtigste Kundengruppe.

Mittlerweile hätten alle 462 Shops der Richemont-Marken im «Reich der Mitte» ihre Türen wieder geöffnet, sagte Rupert. Und auch in anderen Teilen der Welt geschehe dies Schritt für Schritt.

An der Börse fanden die ermutigenden Signale wenig Gehör, vielmehr reagierten die Anleger auf den Dividendenschnitt enttäuscht. Die Richemont-Aktie fällt im sich erholenden Gesamtmarkt um weitere gut zwei Prozent zurück. Seit Jahresbeginn haben sie einen Drittel an Wert verloren. (awp/mc/pg)

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