SRG legt aus Spargründen Sport und weitere Abteilungen zusammen – Hunderte Stellen fallen weg

Bern – Die SRG legt unter anderem die Sportredaktionen und die Abteilung Fiktion, die Produktion und die Distribution sowie zahlreiche Funktionsbereiche wie HR, Finanzen und IT zusammen. Die Massnahmen sind das konkrete Ergebnis des eingeleiteten Sparprogramms.
Die SRG müsse sich grundlegend neu aufstellen, sagte Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina an einer Medienkonferenz am Montag in Bern. Nur so könnten die letzten Herbst eingeleiteten Sparanstrengungen von 270 Millionen Franken oder 17 Prozent des Budgets von 2024 im Rahmen des Transformationsprojekts «Enavant» umgesetzt werden.
Die Sparmassnahmen basieren auf der schrittweisen Senkung der Medienabgabe von derzeit 335 auf 300 Franken für Privatpersonen pro Jahr sowie der Rückgang der Werbeeinnahmen und der laufenden Teuerung. Bereits auf Anfang 2027 müsse die SRG 215 Millionen Franken sparen, sagten die Verantwortlichen. Und dieser Betrag könne anders als bisher nicht auf die einzelnen Einheiten SRF, RTR, RTS und RSI verteilt werden.
Mehrere hundert Stellen fallen weg
Ohne Auswirkungen im Angebot werde diese Summe nicht eingespart werden können, bekräftigte die neue SRG-Generaldirektorin Susanne Wille. «Das ist unvermeidlich», so Wille. Doch bevor man über Inhalte sprechen könne, müsse zuerst die Struktur angepasst werden. Erst anschliessend könne man über Sendungen und Angebote diskutieren.
Wie viele Stellen mit den getroffenen Massnahmen eingespart werden müssen, sei noch nicht klar. «Wir gehen im Moment von einer höheren dreistelligen Anzahl aus», so Susanne Wille. Im letzten Herbst, bei der Lancierung des Transformationsprojekts, sprach die SRG von rund 1000 Stellen bis ins Jahr 2029.
Sprachen rücken näher zusammen
Die Spitze der SRG und die angeschlossenen Sprach- und Fachabteilungen nannten erstmals konkrete Schritte, nachdem sie sich bisher eher allgemein gehalten hatte. «Es ist unsere Antwort auf das Sparprogramm des Bundesrats», so Jean-Michel Cina.
Die vier Spracheinheiten SRF, RTR, RTS und RSI würden künftig systematisch stärker zusammenarbeiten, aber gleichzeitig den publizistischen Auftrag sicherstellen, hiess es weiter. Die Regionen seien weiterhin verantwortlich für die sprachregionale Perspektive in den Gattungen Information, Unterhaltung und Musik, Gesellschaft und Kultur und für Wissen und Bildung sowie die regionale Distribution via TV, Radio und Online.
Etwas konkreter wurde die SRG-Spitze für die redaktionellen Sparten Sport und Fiktion, die sich unter anderem um selbst produzierte Serien kümmert. Beim Sport ist die SRG bereits heute für die Rechte und für Grossprojekte wie Olympische Spiele zuständig. Die Zusammenlegung der Redaktionen in eine Einheit mit sogenannten Fachteams in den Regionen sei deshalb ein logischer Schritt.
SWISS TXT wird aufgelöst
Mit der Zentralisierung der Technologie verschwindet auch die Tochtergesellschaft SWISS TXT, die nebst dem klassischen Teletext verschiedene weitere technologische Leistungen verantwortet. Der Teletext wird aber beibehalten. Gebündelt und zentral gesteuert werden gemäss der Mitteilung künftig auch die Produktion und zumindest ein Teil der Distribution.
Auch Swissinfo wird näher angebunden. Die Plattform, mit der das Publikum im Ausland bedient wird, soll weiterhin bestehen. Im Rahmen seines Entlastungspakets 2027 prüft der Bundesrat die Mittelvergabe an Swissinfo. In Abhängigkeit davon werde die SRG die Abteilung neu positionieren.
Weitere Massnahmen am Dienstag
Der Bundesrat hat die schrittweise Senkung der Medienabgabe auf Verordnungsstufe beschlossen. Er hofft damit, der aus SVP-Kreisen lancierten Volksinitiative «200 Franken sind genug» den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Initiative fordert eine Reduktion der Abgabe auf 200 Franken pro Jahr, was gemäss Gegnern der Initiative einem Kahlschlag gleichkäme.
Gleichzeitig mit den Massnahmen vom Montag kündigte die SRG für den Dienstag weitere, noch nicht näher definierte Sparmassnahmen an. Unabhängig von «Enavant» seien wegen der kommerziellen Mindereinnahmen bereits per 2026 zusätzliche Massnahmen nötig, hiess es in der Mitteilung. Diese werden von den vier Spracheinheiten separat verkündet. (awp/mc/pg)