Swisscom spürt 2016 härteres Umfeld in der Schweiz

Swisscom spürt 2016 härteres Umfeld in der Schweiz
Swisscom-CEO Urs Schaeppi. (Foto: Swisscom)

Bern – Die Swisscom hat im Geschäftsjahr 2016 beim Umsatz stagniert und nur dank Sondereffekten einen höheren Gewinn erzielt. Vor allem im Hauptmarkt Schweiz hinterliess der härtere Wettbewerb Spuren. Für das neue Jahr gibt sich das Management Ziele, die nur leicht unter jenen des Vorjahres liegen. Um diese zu erreichen, wird weiter an den Kosten geschraubt, und es kommt erneut zu einem Stellenabbau.

CEO Urs Schaeppi sprach am Mittwoch bei der Präsentation des Geschäftsabschlusses von einem «härteren Umfeld», von einem «gesättigten Schweizer Markt» und von «Preisdruck». Swisscom habe sich in diesem Umfeld gut behauptet und die Marktanteile verteidigt, betonte er.

Umsatzrückgang in der Schweiz, Wachstum in Italien
Konkret nahm der Umsatz um 0,3% auf 11,64 Mrd CHF ab. Im Hauptmarkt Schweiz, wo über vier Fünftel des Umsatzes anfallen, war der Rückgang mit 1,1% jedoch deutlich höher. Aufpoliert wurde dies durch das gut laufende Italiengeschäft: Die dort tätige Tochter Fastweb steigerte den Umsatz (in EUR) dank einem Kundenwachstum um 3,4%.

In der Schweiz führten laut CFO Mario Rossi Einnahmeausfälle im Bereich Roaming (100 Mio CHF) und im Bereich Festnetz (50 Mio CHF) zum leicht tieferen Umsatz. Ersteres ist eine Folge davon, dass bei vielen Mobilfunkabos die Nutzung im Ausland teilweise inklusive ist. Zweiteres ist darauf zurückzuführen, dass immer mehr Kunden auf einen Festnetzanschluss verzichten; deren Zahl ging innerhalb des Jahres von gut 2,6 Mio auf unter 2,4 Mio zurück.

Immer mehr Bündelangebote
«Diese Einbussen konnten wir nicht kompensieren mit Wachstum im TV- und Internetgeschäft», sagte Rossi. Diese Bereiche florieren allerdings nach wie vor: So nahm der Umsatz mit Bündelangeboten (Kombiprodukte, die stets Internet enthalten) um 12% auf 2,50 Mrd CHF zu; die Zahl der TV-Anschlüsse stieg um 11% auf 1,48 Millionen.

Unveränderte Dividende
Die Angaben zur Profitabilität sehen auf den ersten Blick gut aus. Das operative Ergebnis auf Stufe EBITDA verbesserte sich um 4,8% auf 4,29 Mrd CHF, der Reingewinn zog sogar um 18% auf 1,60 Mrd CHF an. Die Aktionäre sollen entsprechend in den Genuss einer unveränderten Dividende von 22 CHF pro Titel kommen; seit 2011 verharrt die Ausschüttung auf diesem Niveau.

Die gute Entwicklung der Gewinnzahlen ist allerdings eine Folge von Sondereffekten. So wurden im Vorjahr unter anderem Rückstellungen für ein Weko-Verfahren vorgenommen, zudem gab es 2016 es einen Ertrag aus einem Rechtsstreit in Italien. Auf bereinigter Basis nahm der EBITDA um 1,2% ab und damit stärker als der Umsatz, wie die Gesellschaft einräumte. Im Schweizer Kerngeschäft betrug das Minus 3,2%. Das gute Italiengeschäft (bereinigter EBITDA: +8,0%) konnte dies nicht ausgleichen.

Abbau von weiteren 500 Stellen
Einen positiven Effekt auf den EBITDA hatte hingegen das vor Jahresfrist gestartete Sparprogramm. Das Management bezifferte den Effekt auf 50 Mio CHF. Bestandteil war ein Abbau von knapp 600 Stellen, der rund zur Hälfte über die natürliche Fluktuation erfolgte, wie das Unternehmen betonte.

Im laufenden Jahr sieht das Sparprogramm, das bis 2020 die Kostenbasis um 300 Mio CHF drücken soll, Einsparungen von 75 Mio CHF vor. Und erneut soll es zu einem Abbau von Stellen kommen, diesmal von 500. Danach werde die Swisscom noch 17’900 Mitarbeiter (Vollzeitstellen) beschäftigen. Eine Prognose, wie gross der Stellenabbau bei den Sparrunden nach 2017 ausfallen wird, mochte CEO Schaeppi nicht abgeben.

2017: Umsatzeinbusse von 70 Mio Franken durch Roaming erwartet
Für das Geschäftsjahr 2017 peilt das Unternehmen einen Umsatz von rund 11,6 Mrd CHF und ein EBITDA von rund 4,2 Mrd CHF an. Konkret geht CFO Rossi von einer Umsatzeinbusse von 70 Mio CHF durch Roaming und 50 Mio CHF durch die Festnetzflaute aus. Zudem erwartet er Mindereinnahmen von 50 Mio CHF aus verschiedenen Effekten, etwa dem Preisdruck. Mehreinnahmen erhofft sich das Management auf der anderen Seite von Fastweb.

Die Investitionen sollen sich auf rund 2,4 Mrd CHF belaufen (2016: 2,42 Mrd). Ausserdem wird eine unveränderte Dividende versprochen, sollten die Ziele erreicht werden.

An der Börse legten die Swisscom-Papiere am Mittwoch in einem knapp gehaltenen Gesamtmarkt (SMI +0,1%) um 1,4% auf 440,60 CHF zu. Analysten erklären die Avancen mit den – im Nachhinein unbegründeten – Ängsten über ein schwaches Geschäft im Schlussquartal. (awp/mc/pg)

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