Die fünf Nominierten für den Schweizer Buchpreis 2023 stehen fest

Die fünf Nominierten für den Schweizer Buchpreis 2023 stehen fest

Bern – Christian Haller, Demian Lienhard, Sarah Elena Müller, Adam Schwarz und Matthias Zschokke stehen auf der Shortlist des Schweizer Buchpreises 2023. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 42‘000 Franken dotiert. Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält 30‘000 Franken; die vier anderen Finalisten erhalten jeweils 3000 Franken. Die öffentliche Preisverleihung findet am 19. November 2023 im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel statt.

Die Begründung der Jury
Für den Schweizer Buchpreis 2023 hat die Jury 85 Titel aus 55 Verlagen geprüft. Jurysprecher Michael Luisier: «Die ausgewählten Bücher überzeugen durch sprachliche Präzision und Virtuosität, aussergewöhnliche Settings und existentielle Stoffe. Wir lesen von der Auseinandersetzung mit einem Kindheitstrauma genauso wie von einer sich immer fremder anfühlenden Welt. Wir begegnen einem Menschen, dessen Verhalten so ehrlich und wohlwollend ist, dass man es kaum glauben kann, lachen über eine historische Posse so lange, bis wir erkennen, dass sie gar nicht erfunden ist, und staunen über den geglückten Versuch, mit literarischen Mitteln Unsagbares zu sagen. Ein beachtlicher Jahrgang.»

Christian Haller: «Sich lichtende Nebel» (Luchterhand Literaturverlag)
Ein Mann taucht im Lichtkegel einer Laterne auf, verschwindet wieder im Dunkel und erscheint erneut im Licht der nächsten Laterne. Diese Beobachtung und die Frage, wo er in der Zwischenzeit gewesen ist, regte Werner Heisenberg zur Entwicklung seiner revolutionären Quantenmechanik an, die unser Weltbild veränderte. Der Mann unter der Laterne, der gerade den Verlust seiner Frau verarbeiten muss, weiss nichts davon. Christian Haller erzählt die Leben der beiden Männer weiter und öffnet damit einen Raum für grosse Fragen: Wie verlässlich ist unsere Wahrnehmung? Was können wir erkennen? Und wie beschreibt man Unbeschreibliches?

Demian Lienhard: «Mr. Goebbels Jazz Band» (Frankfurter Verlagsanstalt)
Erzählt wird die unglaubliche, fast bis ins Detail wahre Geschichte von Mr. Goebbels Jazz Band. Für den Auslandsradiosender Germany Calling lässt Hitlers Propagandaminister eine Big Band gründen, in denen auch Juden und Homosexuelle im Dienst der NS-Ideologie um ihr Überleben spielen. Und mittendrin ein Schweizer Schriftsteller, der einen Roman über die Band schreiben soll. Lienhard macht daraus ein temporeiches Spiel mit wechselnden Perspektiven und Wendungen und tiefen Einblicken in die perfiden Mechanismen der Propagandamaschinerie.

Sarah Elena Müller: «Bild ohne Mädchen» (Limmat Verlag)
Ein Mädchen, das kaum spricht und das Bett nässt. Ein Nachbar, bei dem es Fernsehen schauen darf, so lange wie es will, während die Eltern mit anderem beschäftigt sind. Und ein Engel, den das Mädchen auf einer Videokassette entdeckt und der zu ihm hält. Mit kraftvoller Sprache und surrealen Visionen erzählt die Autorin die Geschichte einer Familie, von Trauma und Sprachlosigkeit und von dem, das niemand sehen will.

Adam Schwarz: «Glitsch» (Zytglogge Verlag)
Glitsch ist ein Fehler in einem Computergame, wenn Risse und Verzerrungen in der Spielwirklichkeit auftauchen. Auch auf dem Kreuzfahrtschiff, auf dem Léon und seine Freundin Kathrin einchecken, um auf der mittlerweile eisfreien Nordostpassage nach Tokyo zu gelangen, stimmt etwas nicht. Die Freundin verschwindet kurz nach der Abfahrt, Léon steht nicht auf der Passagierliste und existiert quasi nicht mehr. Mit bösem Witz und Ironie erzählt Schwarz vor dem Hintergrund des Klimakatastrophentourismus von einer Gesellschaft, die sich den Tatsachen verweigert, und einem, der aus der Welt fällt.

Matthias Zschokke: «Der graue Peter» (Rotpunkt Verlag)
Auch nach etlichen Schicksalsschlägen lebt Peter sein Leben weiter wie bisher. Ihm fehlt das «Empfindungschromosom». Als ihm auf einer Bahnfahrt eine verzweifelte Mutter ihren Sohn Zéphyr anvertraut, um ihn nach Basel zu bringen, entwickelt sich zwischen den beiden eine holprige und doch zarte Beziehung. Mit frischem Blick und feinem Humor macht Zschokke diesen alternden Mann aus dem Schweizer Mittelstand zu einem ganz und gar aussergewöhnlichen Protagonisten, dem man gerne durch alle Unwägbarkeiten folgt. (mc/pg)

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