Dätwyler wächst 2016 nicht so stark wie erwartet

Dätwyler wächst 2016 nicht so stark wie erwartet
Dätwyler-CEO Dirk Lambrecht. (Foto: Dätwyler)

Altdorf – Die Dätwyler-Gruppe hat den Umsatz im Jahr 2016 gesteigert. Die Urner verfehlten aber die eigenen Vorgaben und auch die Erwartungen der Analysten. In der gut laufenden Division Sealing Solutions hatten Kapazitätsengpässe im Health Care-Segment und Verzögerungen im Projektgeschäft von Civil Engineering die Entwicklung gebremst. In der zweiten Sparte Technical Components verunmöglichten Sortimentsbereinigungen sowie die nun einheitlich gestaltete Rabattpolitik einen deutlicheren Anstieg.

Insgesamt steigerte Dätwyler den Nettoumsatz im Berichtsjahr um 4,3% auf 1,22 Mrd CHF, wie der Mischkonzern am Freitag mitteilte. Bereinigt um die positiven Währungs- (+0,9%) und Akquisitionseffekte (+2,0%) resultierte im Berichtsjahr ein organisches Wachstum von 1,4%. Sowohl Dätwyler als auch Analysten hatten einen Umsatz in der Grössenordnung von 1,25 Mrd veranschlagt.

Im abgelaufenen Jahr ergänzte Dätwyler per Ende September den Bereich Sealing Solutions mit der deutschen Firma Ott. Das auf Werkzeugbau, die Produktion von Spritzgussteilen aus Thermoplast und Flüssigsilikon spezialisierte Industrieunternehmen beschäftigt 200 Mitarbeitende und erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von rund 33 Mio CHF.

Demgegenüber zog sich die Gruppe aus dem Bieterwettbewerb um die ungleich grössere Premier Farnell zurück und verzichtete damit auf ein möglicherweise teures Abenteuer. Nachdem das 1,1 Mrd CHF-schwere Angebot von Dätwyler für die Briten Ende Juli von der amerikanischen Avnet übertrumpft worden war, hätte Dätwyler das bereits als teuer empfundene ursprüngliche Gebot noch einmal nachbessern müssen.

Sealing Solutions legen zu
Wachstumstreiber war im vergangenen Jahr die Division Sealing Solutions. Der Umsatz in der auf Dichtungs- und Verpackungslösungen in den Endmärkten Health Care, Automotive und Civil Engineering spezialisierten Sparte nahm um 6,7% (organisch: +2,9%) auf 753 Mio CHF zu. Analysten hatten mit einem Wert von 764 Mio gerechnet.

Einer guten Nachfrage erfreuten sich laut Mitteilung die Elastomerkomponenten für vorgefüllte Spritzen und Verabreichungssysteme im Segment Health Care. Aber auch das Automotive-Segment habe sich in allen geografischen Regionen positiv entwickelt und die Zusammenarbeit mit Nespresso im Segment Consumer Goods entwickle sich weiterhin erfreulich. Zudem erhole sich das Geschäft in China von der im Vorjahr gesehenen Wachstumsverlangsamung.

In der Division Technical Components steigerte Dätwyler den Umsatz nur um 0,7% auf 463 Mio CHF (AWP-Konsens: 481 Mio), wobei organisch sogar ein Minus von 0,8% resultierte. In diesem Bereich bietet Dätwyler ein Sortiment von Standardprodukten aus Elektronik, Automation und ICT an.

Mit ihrer Ausrichtung auf Europa habe sich die Division in einem schwierigen Marktumfeld bewegt, hiess es dazu. Vor allem im Business-to-Consumer-Segment ging die Nachfrage im zweiten Halbjahr in allen Märkten zum Teil stark zurück. Im Kerngeschäft mit Business-to-Business-Kunden vermochten die Distributionsfirmen Distrelec, Reichelt und Nedis den Umsatz hingegen zu steigern.

Weiteres Wachstum
«Beim organischen Umsatzwachstum hat sich die Dätwyler Gruppe im Jahr 2016 noch unter ihrem Wert geschlagen», wird der seit Jahresbeginn amtierende CEO Dirk Lambrecht in der Mitteilung zitiert. Lambrecht zeigt sich aber überzeugt, dass Dätwyler dank der geleisteten Vorarbeiten und anstehenden Massnahmen in Zukunft in beiden Konzernbereichen das Marktwachstum übertreffen kann.

Eine Prognose zu den Gewinnzahlen gab Dätwyler keine ab, ein Sprecher bestätigte aber die im Sommer gemachte Prognose, wonach die EBIT-Marge 2016 am oberen Ende der Zielbandbreite von 10-13% zu liegen kommen dürfte. Die Ergebnisse veröffentlicht Dätwyler am 7. Februar.

Aktie unter Druck
An der Börse waren die Dätwyler-Aktien am Freitag mit dem Verfehlen der Erwartungen unter Druck. Zum Schluss büssten sie in einem kaum veränderten Gesamtmarkt 1,6% auf 145,70 CHF ein. Analysten zeigten sich mit Blick auf die Umsatzentwicklung nicht besorgt. Die EBIT-Marge dürfte das Zielband dennoch problemlos erreichen, so etwa die ZKB. Für das schwache Grosshandelsgeschäft der Division Technical Components müsse aber eine passende Lösung gefunden werden, hiess es im Kommentar weiter. (awp/mc/pg)

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