Swiss Fintech Innovations: Digitale Identität für die Schweiz vor Durchbruch

Swiss Fintech Innovations: Digitale Identität für die Schweiz vor Durchbruch
Patrick Baumberger, Swiss Fintech Innovations. (Bild: SFTI)

Zürich – Die Schweiz soll laut Bundesrat bis 2019 eine einheitliche digitale Identität (e-Identity bzw. eID) erhalten. Dazu hat der Verband Swiss Fintech Innovations (SFTI) mit den wichtigsten Initianten von eID-Lösungen und verschiedenen Vertretern der Finanzindustrie gemeinsam ein Modell erarbeitet. Eine gleichzeitig im Auftrag von SFTI durgeführte, repräsentative Umfrage zeigt, dass neben der öffentlichen Hand die Schweizer Banken bezüglich digitaler Identität ein hohes Vertrauen geniessen.

Im Branchenverband SFTI bündeln führende Unternehmen des Finanzplatzes Schweiz ihre Kräfte und sorgen für einen direkten Austausch zwischen Finanzwirtschaft, Finanztechnologie (Fintech), Wissenschaft, Dienstleistern sowie Behörden und Politik. Patrick Baumberger, Vice President SFTI: «Wir bieten die Plattform, auf welcher wichtige Themen in Bezug auf Digitalisierung und Innovationen diskutiert und vorangetrieben werden. Dabei koordinieren wir die unterschiedlichsten Interessen und Initiativen. Bei der eID-Thematik geht es beispielsweise darum, ein abgestimmtes Modell zu erarbeiten, das allen Ansprüchen gerecht wird.“

Staatliche oder privatwirtschaftliche Lösung
Bei der Lösungserarbeitung zur eID war man sich in der Grundhaltung einig, dass es eine klare Aufgabenteilung zwischen Staat und Privatwirtschaft braucht. Der Bund, die Kantone und Gemeinden sind wichtige Vertrauensdienste, die in die Lösung miteingebunden werden müssen. Die Aufgabe des Staates soll die Zertifizierung und Überwachung des eID-Systems sein. Der Staat sollte das Register führen und somit alleine für die Identitätsdaten verantwortlich sein. Jede zertifizierte Unternehmung (sogenannter Identity Provider) muss die Identitätsdaten vom Staat beziehen oder dort abgleichen. Die Privatwirtschaft bzw. die Identity Provider sind Herausgeber der digitalen Identität (eID) und ermöglichen die Nutzbarmachung von e-Services. Die digitale Identität soll es Schweizerinnen und Schweizern künftig ermöglichen, Online-Dienstleistungen sicher und einfach zu erledigen. Dabei sollen Nutzer jederzeit die Hoheit über ihre Daten haben.

 

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Das Ablaufschema zeigt auf, wie ein voll elektronischer Vertragsabschluss zukünftig aussehen könnte. Der Kunde verwendet dabei sein sicheres und ihm bestens bekanntes e-Banking-Login. Die in jedem Fall durch den Nutzer freizugebenden Daten werden dem Service übermittelt. Eine umständliche Registrierung beim Service erübrigt sich. Mit wenigen Klicks kann das Angebot des Dienstleisters genutzt werden. Der Identitäts- verbund stellt auch sicher, dass diese privaten Daten nicht aufgezeichnet und ausgewertet werden können. Der Datenschutz bleibt in jedem Falle gewährleistet.

Wenn Banken in das staatlich organisierte eID-System eingebunden werden, könnte die eID kostengünstig und rasch in der gesamten Schweiz eingeführt werden. Banken haben eine hohe Kundenabdeckung und können so für eine rasche Verbreitung der digitalen Identität sorgen. Zudem verfügen sie über sichere Authentifizierungsmittel und -Prozesse. Der Endkunde weiss, wie er die Authentifizierungsmittel nutzen muss und hat grosses Vertrauen in seine Bank. Entsprechend sind die Bankkunden verifiziert. Die digitale Identität könnte in der Schweiz auf diesem Weg bereits im Jahre 2019 Realität werden.

Ein Blick über die Grenzen zeigt auch, dass sich in Europa Banken als Identitätsprovider sehr bewährt haben. Dies veranschaulichen Erfolgsgeschichten wie in Holland (iDIN), Finnland (TUPAS) und Schweden (BankID). Die eID geniesst in diesen Ländern eine hohe Verbreitung und Akzeptanz in der Bevölkerung.

Wem der Schweizer Bürger in Sachen digitaler Identität vertraut
Einfache Nutzung bei hoher Sicherheit im Umgang und der Schutz der Daten bilden weitere zentrale Herausforderungen. Der alles entscheidende Faktor ist jedoch die Akzeptanz der eID bei Industrie, Wirtschaft und staatlichen Stellen. Nur wenn es genügend sogenannte „Relying Parties“, also Akzeptanzstellen (z.B. Internetshop-Betreiber) für die digitale Identität, gibt, ist ein hoher Nutzen sichergestellt.

Um zu derart komplexen Fragestellungen eine solide Entscheidungsbasis zu schaffen, hat der SFTI jüngst mit dem Marktforschungsinstitut LINK eine qualitative und eine quantitative Erhebung in der Schweizer Bevölkerung durchgeführt. Befragt wurden Personen, die sich mindestens einmal pro Monat in einen Onlineshop, in ein E-Banking oder ein Online-Dienstleistungsportal einloggen. Die inzwischen vorliegende Auswertung führt zu den folgenden Kernaussagen (Studie unter swissfintechinnovations.ch) Zwar hat bislang erst eine Minderheit der Befragten schon einmal von der eID gehört. Nach einer Erläuterung des eID-Konzepts wurde die digitale Identität gut angenommen. Der Anteil an Interessierten ist unter Männern höher als unter Frauen und steigt mit dem Einkommen sowie der Anzahl verwendeter Logins. Bei der Etablierung einer Lösung für die digitale Identität besteht folglich noch ein grosser Informationsbedarf.

Als Anbieter der eID wird die öffentliche Hand präferiert. Private Unternehmen kommen für die grosse Mehrheit der Befragten (87%) ebenfalls in Frage. Diese Erkenntnis unterstützt die Arbeitshypothesen und das erarbeitete Modell des SFTI.

Bildlegende: Auszug aus dem Marktforschungsbericht des LINK Instituts zu Akzeptanz, Anforderungen und Vertrauen in der internetnutzenden Bevölkerung zur digitalen Identität.

Jürg Anderegg, Leiter der Expertengruppe Digital Identity des SFTI: „Die Schweizer Banken eignen sich besonders als qualifizierte Identitätsprovider. Sie geniessen bezüglich Sicherheit das Vertrauen der Bevölkerung. Bereits seit vielen Jahren investieren die Banken laufend in die Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit ihrer Banken-Logins, ohne dass jemals der Regulator bestimmt hätte, welche Anforderungen ein Banken-Login zu erfüllen hat – einzig aus dem Interesse, ihren Kunden die bestmögliche Sicherheit zu gewährleisten und das Vertrauen zu rechtfertigen. Gemeinsam decken die Banken annähernd 100 Prozent der Internet-affinen Bevölkerung ab. Dieses Potential kann für die Digitalisierung der Gesellschaft sofort genutzt werden. Der Staat behält die hoheitliche Aufgabe der Aufsicht und Kontrolle, und der Steuerzahler muss nicht die vielen Millionen berappen, die für den Aufbau und Betrieb einer rein staatlichen Lösung erforderlich wären.“

Basierend auf diesen Erkenntnissen und Überlegungen kann der SFTI nun ein Modell für eine digitale Identität für die Schweiz als Empfehlung für die bedeutenden Firmen und Organisationen abgeben. „Für den SFTI ist das quasi der Ritterschlag, und wir sind sehr stolz auf diesen Erfolg. Wir werden uns mit viel Macherqualität und unserem kooperativen Ansatz für weitere, wichtige Digitalisierungsthemen in der Finanz- und Versicherungs- branche einsetzen“, so Patrick Baumberger.

In der Branchen-Expertengruppe im SFTI wird man sich nun vor allem auf weitere mögliche Services/Use Cases im finanznahen Umfeld, die erst durch die Einführung der digitalen Identität möglich sind, konzentrieren. Der SFTI will bereits einen Schritt weiter denken und so zeitnahe Lösungen unterstützen. Dies in der grossen Hoffnung-, dass der kommende Bundesratsbeschluss zum eID- Gesetz im Oktober 2017 eine rasche Umsetzung der eID im Sinne der Wirtschaftsförderung ermöglicht. (SFTI/mc/hfu)

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