RobecoSAM: Japanische Corporate Governance im Visier

RobecoSAM: Japanische Corporate Governance im Visier

Carola van Lamoen, Leiterin des Governance & Active Ownership Teams von RobecoSAM

Tokio – Nach der Einführung des Stewardship Code für institutionelle Investoren in Japan reiste vor kurzem eine Investorendelegation der Asian Corporate Governance Association (ACGA) nach Japan. Neben Vertretern von Organisationen wie BlackRock, CalPERS und Norges Bank IM war auch Carola van Lamoen, Head of Governance and Active Ownership, mit dabei. Sie stellte fest, dass das Thema Corporate Governance in Japan schnell an Dynamik gewinnt.

Im vergangenen Jahr gab der japanische Premierminister Shinzo Abe im Rahmen eines umfangreichen Reformprogramms Massnahmen zur Stärkung der Corporate Governance bekannt. Dieses Massnahmenpaket wurde als ‚dritter Pfeil‘ der Abenomics bekannt – eines wirtschaftspolitischen Programms, das auf finanzielle Stimulusmassnahmen, eine expansive Geldpolitik und Strukturreformen setzt. Abes Initiative gab den Anstoss für die Einführung eines Verhaltenskodex für institutionelle Investoren (Stewardship Code). Im Februar 2014 hat Japan als erstes asiatisches Land einen solchen Kodex verabschiedet. Der Kodex richtet sich an japanische und internationale Investoren und wurde bislang von mehr als 160 institutionellen Investoren unterzeichnet. Mit Unterzeichnung des Kodex verpflichten diese sich zur Stimmrechtsausübung, zum Engagement und zur transparenten Offenlegung ihrer Anstrengungen in diesen Bereichen. Robeco wird den Kodex ebenfalls unterzeichnen. Darüber hinaus wird derzeit Japans erster Corporate Governance Kodex erarbeitet.

Unternehmen öffnen sich
Carola van Lamoen, Leiterin des Governance & Active Ownership Teams von RobecoSAM, reiste Anfang September mit einer Delegation der ACGA nach Japan, um sich ein Bild der Fortschritte der japanischen Unternehmen im Corporate Governance-Bereich zu machen. Die Delegation besuchte mehrere Unternehmen, darunter einige, mit denen RobecoSAM einen Engagement-Dialog führt, zum Beispiel Toyota, Toshiba und Tokyo Electric Power Company. Die Einstellungen der japanischen Unternehmen hat sich nach Ansicht van Lamoens erheblich gewandelt: Die Unternehmen sprachen deutlich offener über ihre Corporate Governance-Anstrengungen als in der Vergangenheit. Dieser rasche Wandel ist zum Teil auf eine strengere Regulierung zurückzuführen, aber auch auf die Tatsache, dass die japanischen Unternehmen zunehmend mit ausländischen Investoren sprechen, die grossen Wert auf eine gute Unternehmensführung und -kontrolle legen. Toyota, das die Delegation in seiner Zentrale in Toyota City empfing, war eines der ersten Unternehmen, das Governance-Reformen umgesetzt hat und zum Beispiel drei externe Direktoren in sein Board geholt hat. Das war ein wichtiger Schritt, da kulturelle und sprachliche Faktoren der Bestellung externer Direktoren häufig im Weg stehen können. Canon und weitere Unternehmen sind dem Beispiel von Toyota schon bald gefolgt. Derweil hat die vor kurzem eingeführte ‚Comply or Explain‘-Vorgabe zur Bestellung externer Direktoren (wonach Abweichungen von dieser Kodexvorschrift erklärt werden müssen) zu einem stetigen Anstieg der Zahl unabhängiger Board-Mitglieder geführt. Während 2004 nur 30% der japanischen Unternehmen unabhängige Direktoren hatten, lag diese Zahl 2013 bereits bei 74%.

Staatliche Pensionskasse
Daneben traf sich die Delegation mit zehn Vertretern der staatlichen Pensionskasse Government Pension Investment Fund (GPIF), dem grössten öffentlichen Investor der Welt mit einem Anlagevermögen von rund EUR 0,9 Billionen. Auch dieser bedeutende japanische und globale Akteur hat den japanischen Stewardship Code unterzeichnet und seine externen Manager dazu aufgerufen, das gleiche zu tun. GPIF gilt als Vorbild für andere Finanzinstitute. Aus diesem Grund haben es viele japanische Vermögensverwalter GPIF bereits nachgetan und weitere dürften folgen. Da sich GPIF zudem gerade erst mit der Bewertung der bereitgestellten Active-Ownership-Dienstleistungen vertraut macht, zeigte sich der Fonds interessiert, das Thema mit der ACGA Investorendelegation zu diskutieren.

Ein Index anlegerfreundlicher Unternehmen
Eine weitere Entwicklung, die japanische Unternehmen für die unternehmerische Nachhaltigkeit gewinnt, war die Einführung des JPX-Nikkei Index 400 durch die Japan Exchange Group, die Tokioter Börse und Nikkei im Januar 2014. Dieser Index listet 400 Unternehmen mit hohen Eigenkapitalrenditen und einer anlegerfreundlichen Corporate Governance, die einer qualitativen Bewertung unterzogen wird. Im Mai 2014 erklärte GPIF, dass es mehrere seiner inländischen passiven Aktienmandate vom Topix auf den JPX-Nikkei Index 400 umstellen würde. Mehrere ETFs und passive Fonds replizieren den neuen Index ebenfalls. Allerdings hat es auch Kritik gegeben. So kritisieren Experten insbesondere die hohe Umschlaghäufigkeit des Index und die fehlende Transparenz zu den Auswahlkriterien für die Indexaufnahme.

Japan wird attraktiver für Anleger
Einige japanische Analysten befürchten, dass der Wandel zu schnell fortschreitet. So seien Veränderungen in den Führungs- und Kontrollstrukturen der japanischen Unternehmen und Anlegeranforderungen, die sich aus dem Stewardship Code ergeben, nicht auf die spezifischen japanischen Umstände angepasst worden. Das könnte die langfristige Wirkung des Governance-Reformprogramms gefährden. Dennoch stimmen die schnellen Fortschritte und die von vielen japanischen Unternehmen bereits umgesetzten Massnahmen zur Verbesserung der Corporate Governance zuversichtlich, dass die japanischen Unternehmen den Reformprozess fortführen werden. Eine Mitte 2014 veröffentlichte ACGA-Studie stellte fest, dass es inzwischen bei allen japanischen Large-Cap-Unternehmen eine Nachhaltigkeitsberichterstattung gibt. Viele der Nachhaltigkeitsberichte sind sehr ausgefeilt und strategischer Natur – mit Nachhaltigkeitsstrategien, die bis 2020 reichen. RobecoSAM findet die Abstimmungsteilnahme und das Engagement mit japanischen Unternehmen wichtig, da der Stewardship Code von den Asset Managern fordert, dass sie ihr Active Ownership belegen können. Mit mehr als 160 in- und ausländischen Unterzeichnern wird der Stewardship Code nach Meinung von RobecoSAM ein wichtiger langfristiger Treiber einer verbesserten Corporate Governance in Japan sein. (RobecoSAM/mc/hfu)

Über RobecoSAM
RobecoSAM, gegründet 1995, ist ein Vermögensverwalter mit exklusivem Fokus auf Sustainability Investing. Das Angebot umfasst Asset Management, Indizes, aktiver Unternehmensdialog, Stimmrechtsausübung, Impact-Analysen und Nachhaltigkeitsbewertungen sowie Benchmarking Services. RobecoSAM offeriert institutionellen Anlegern und Finanzintermediären Zugang zu ESG-integrierten Investmentlösungen (sowohl für börsennotierte Aktien als auch Private Equity); mit einem langjährigen Erfolgsausweis im Investitionsthema „Ressourceneffizienz“. In Kooperation mit S&P Dow Jones Indices publiziert RobecoSAM die weltweit anerkannten Dow Jones Sustainability Indices (DJSI). Im Rahmen seines Corporate Sustainability Assessment analysiert RobecoSAM jährlich die Nachhaltigkeitsleistung von 2‘800 börsennotierten Unternehmen. Dadurch entstand über die Jahre eine der weltweit umfassendsten Datenbanken für finanziell relevante Nachhaltigkeitsinformationen. 
RobecoSAM gehört zu Robeco, dem global aktiven Asset Manager, der 1929 gegründet wurde und das Kompetenzzentrum für Asset Management innerhalb der ORIX Corporation ist. Als Vorreiter nachhaltiger Investmentlösungen und deren Verbreitung gehört RobecoSAM zu den Unterzeichnern der UNPRI und engagiert sich in Institutionen wie Eurosif, ASrIA und Ceres. Die in Zürich ansässige RobecoSAM beschäftigt rund 130 Mitarbeitende. Per 31. Dezember 2013 verwaltete RobecoSAM über direkte und indirekte Aktien- und Private-Equity*-Mandate (Beratungs- und Lizenzvereinbarungen) Vermögenswerte in Höhe von 10,2 Milliarden USD. Darüber hinaus betreute das RobecoSAM Governance & Active Ownership Team** ein Vermögen von 74 Milliarden USD in Assets under Engagement und 51,8 Milliarden USD in Assets under Voting.

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