VP Bank Spotanalyse: EZB senkt Einlagensatz auf 2%

VP Bank Spotanalyse: EZB senkt Einlagensatz auf 2%
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank, Moneycab)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Im Juni hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte reduziert.

Die Zeichen für eine weitere Zinssenkung standen günstig: Die Inflationsrate sank im Mai laut vorläufigen Schätzungen auf 1.9 %. Auch die Kerninflation – also die Teuerung ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise – lag mit geschätzten 2.3 % nahe am Inflationsziel der EZB. Ein Einlagensatz von 2 % galt unter EZB-Offiziellen lange als erste Zielmarke, diese ist nun erreicht. Umso spannender ist die Frage, wie es geldpolitisch weitergeht.

Die EZB befindet sich in einem Spannungsfeld: Einerseits schwächelt die Konjunktur, andererseits steigen die Preise im Dienstleistungssektor weiterhin deutlich, getrieben vor allem durch Lohnerhöhungen. Ob die Kerninflation weiter spürbar sinkt, ist derzeit unklar. Laut den aktuellen Projektionen der EZB-Volkswirte dürfte sie 2025 im Schnitt bei 2.4 % liegen und in den Jahren 2026 und 2027 auf jeweils 1.9 % zurückgehen. Ein weiterer Rückgang der Kerninflation ist daher nicht zu erwarten.

Sollte die Kerninflation auf dem aktuellen Niveau verharren und die EZB ihre Geldpolitik weiter lockern, würde der reale Leitzins in den negativen Bereich rutschen, was ein Zeichen für eine sehr expansive Geldpolitik wäre. Angesichts des anhaltenden Preisauftriebs im Dienstleistungssektor wäre das wohl kaum gerechtfertigt.

Daher könnte die EZB zunächst eine Pause im Zinssenkungszyklus einlegen und die weitere Inflationsentwicklung abwarten. Auch die Notenbank selbst signalisiert Zurückhaltung: Die meisten Indikatoren für die zugrunde liegende Inflation deuten darauf hin, dass sich die Teuerung nachhaltig im Bereich des mittelfristigen Zielwerts von 2 % stabilisieren dürfte. Eine Inflationsrate von 2 % spricht somit gegen weitere deutliche Zinssenkungen.

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