Banque Heritage: Der Neujahrsvorsatz – Schweizer Bankwesen als Absicherung
Von Michael Welti, Head of Private Banking, Mitglied der Geschäftsleitung, Banque Heritage, Genf/Zürich
Zum Jahreswechsel fassen viele Anleger wie gewohnt gute Vorsätze. Für einige steht die Rendite im Fokus, andere setzen auf Diversifikation.
Erfahrene Unternehmerfamilien – insbesondere unter der Leitung der Gründer-Generation – denken aber oft einen Schritt weiter: Sie wollen ein bleibendes Vermächtnis schaffen. In einer Zeit, die von geopolitischen Spannungen, steigender Staatsverschuldung, technologischem Wandel und regulatorischer Unsicherheit geprägt ist, geht es nicht mehr darum, den allerletzten Renditepunkt herauszuholen. Wichtiger ist die Frage: Wie kann ich die Entscheidungsfreiheit für die nächsten Jahrzehnte sichern und das Familienvermögen für kommende Generationen erhalten? Genau hier spielt das Schweizer Bankwesen weiterhin eine besondere – und oft unterschätzte – Rolle.
Stabilität bildet das Fundament
Die Bedeutung der Schweiz als Finanzplatz lag noch nie in Tempo oder Grösse. Ihr Wert basiert auf Beständigkeit: Politische Stabilität, verlässliche Rechtsgrundlagen und ausgereifte Institutionen geben vermögenden Familien Vertrauen und Planungssicherheit. Das bedeutet konkret: Schutz des Kapitals und die Gewissheit, dass die Spielregeln nicht über Nacht geändert werden. In einer Welt mit immer volatileren Steuerregeln und oft hektisch wechselnder Politik funktioniert diese Stabilität als Absicherung. Nicht gegen Börsenschwankungen, sondern gegen systemische Umbrüche.
Absicherung gegen Komplexität
Modernes Vermögen ist selten einfach. Es ist international verteilt, unternehmerisch geprägt und berührt oft mehrere Generationen. Vermögenswerte befinden sich in verschiedenen Ländern. Familien führen Unternehmen, Stiftungen und Holdings – meist mit globaler Ausrichtung. Die eigentliche Herausforderung ist nicht mehr der Zugang zu Möglichkeiten, sondern der Umgang mit Komplexität. Das Schweizer Private Banking hat sich genau darauf eingestellt: Die grosse Stärke liegt darin, Komplexität zu ordnen. Konsolidierte Übersichten, länderübergreifendes Know-how und schnelle Entscheidungen auf Geschäftsleitungsebene geben den Familien die Kontrolle zurück. So dient das Schweizer Bankwesen als Absicherung gegen Unsicherheit.
Menschliches Urteilsvermögen in einer automatisierten Welt
Technologie hat Abläufe und Transparenz verbessert, aber sie kann den menschlichen Entscheid nicht ersetzen. Gerade zu Jahresbeginn überdenken viele Anleger nicht nur ihr Portfolio, sondern auch die Auswahl der Berater. Die zentrale Frage ist: Wer übernimmt Verantwortung? Boutique-Banken in der Schweiz setzen auf den direkten Kontakt zur Geschäftsleitung. Entscheidungen werden rasch getroffen, Beziehungen sind stabil. Dieses menschliche Element ist kein nostalgisches Relikt, sondern aktives Risikomanagement – speziell, wenn Algorithmen bei ungewohnten Ereignissen und geopolitischen Schocks an ihre Grenzen stossen.
Diskretion als aktives Prinzip
Diskretion wird oft mit Geheimniskrämerei verwechselt. Tatsächlich geht es um kontrollierte Sichtbarkeit. Vermögende ziehen Aufmerksamkeit auf sich; die Digitalisierung verstärkt die Sichtbarkeit zusätzlich. Deshalb suchen Familien Partner, die ihre Privatsphäre wahren – ohne Kompromisse bei Recht und Regulierung. Diskretion ist in der Schweizer Bankenwelt institutionell verankert, nicht nur Marketing. Sie prägt den Umgang mit Informationen, den Stil der Gespräche und den Aufbau langfristiger Beziehungen. So schützt Diskretion vor Reputations- und persönlichen Risiken – und die Schweizer Regulierung unterstützt den Vermögensschutz.
Jurisdiktionale Ausgeglichenheit als Leitmotiv
Diversifikation meint nicht nur verschiedene Anlageklassen. Für global mobile Familien steht auch die Länderfrage im Vordergrund: Wo liegen die Vermögenswerte? Nach welchem Recht? Welche Institutionen sind beteiligt? Die Schweiz bleibt erste Wahl, weil sie ein Umfeld bietet, in dem Regeln evolutionär und nicht abrupt angepasst werden, Institutionen beständig sind und Banking auf Beziehung, nicht nur auf Transaktion, beruht. Das gleicht politische und regulatorische Unsicherheiten anderswo aus.
Drei praxisnahe Vorsätze
- Depot prüfen: Wo liegen die Vermögenswerte? Nach welchen Regeln?
- Privatsphäre sichern: Disziplinierte, regelkonforme Prozesse einhalten.
- Berater wählen: Setzen Sie auf erfahrene, langfristige Ansprechpartner.
Der beste Vorsatz zum Jahresende lässt sich simpel ausdrücken: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Vermögen einen stabilen, rechtssicheren Anker für die kommenden Jahrzehnte hat.