Die Mauerbiene kommt per Post

Die Mauerbiene kommt per Post
(Foto: Die Post)

Bern – In einem Zürcher Startup brummts, damit es in den Gärten vermehrt summt. Der Versand von Startpopulationen für «Bienen-Airbnb’s» läuft auf Hochtouren und sorgt für eine bessere Bestäubungssituation in der Schweiz. Die Post leistet dazu einen wichtigen Beitrag.

Es sind besonders wertvolle Sendungen, die derzeit die Pöstler ausliefern. Seit Anfang März und noch bis Ende Mai bringen sie sorgsam verpackte Mauerbienen-Kokons zum Tarif eines A-Post-Briefs zu zahlreichen Neo-Hoteliers in der ganzen Schweiz. Sprich an Private, die bei sich zuhause ein Bienenhotel betreiben und mit künstlichen Nisthilfen der Bienenpopulation im Land wieder auf die Sprünge helfen, denn: Das weltweite Bienensterben ist wissenschaftlich belegt, die Hälfte aller Insektenarten schwindet rasant. Gegensteuer gibt die Zürcher Firma Wildbiene und Partner mit ihrem Angebot, seit sechs Jahren vermittelt das ETH-Spin-off Bienenpatenschaften. Natürlich sei es nur ein kleiner Schritt auf dem langen Weg zu einer besseren Gesellschaft – «aber ein wichtiger», sagt Gründer und Biologe Claudio Sedivy.

Die Post: Spielt ihre Stärken aus
Wichtig ist dabei auch die Rolle der Post. Egal, wie abgelegen eine Bienenpatin wohnt: Nach dem Versand sollen die Bienen innert eines Tages beim Empfänger sein. Eine verantwortungsvolle Aufgabe. Dass die Kokons rechtzeitig ankommen, dafür sorgt ein spezieller Barcode, der verhindert, dass es zu ungewollten Verspätungen kommt. Rund 34 000 Pakete hat die Post allein 2018 verschickt – fast doppelt so viele als noch zwei Jahre zuvor.

Die Wildbienen: Fleissig und pflegeleicht
Sind die Mauerbienen bei der Lieferung durch den Pöstler im Kartonröhrchen noch im Winterschlaf, erwachen sie danach rasch. An einem sonnigen, trockenen Ort platziert, schlüpfen sie innert weniger Tage und arbeiten in ihrem Zwei-Monate-Bienenleben unentwegt an ihrem Vermächtnis. Angenehmer Nebeneffekt: Mauerbienen gelten als viel effizienter als Honigbienen und fliegen auch bei tieferen Temperaturen sowie schlechteren Wetterverhältnissen aus. Ausserdem stechen sie nicht und mögen weder Süsses noch Essensresten.

Haben die Weibchen ihre Kokons abgelegt und die Röhrchen verschlossen, gibt es erneut Arbeit für die Post. Die Innenbox des Bienenhotels samt neuer Wildbienengeneration kann gen Herbst bequem per mitgeliefertem Versandkarton gegen eine kleine Gebühr zur Winterpflege an Wildbiene und Partner zurückgeschickt werden. Hier schliesst sich der Kreis. Die zusätzlich vermehrten Mauerbienen schwirren im Frühling danach um die Obstbäume von Schweizer Bauernhöfen und verbessern so die Bestäubungssituation, während die Kunden eine neue Startpopulation erhalten.

Dauerfleissig und pflegeleicht: Mauerbiene (im Bild die osmia cornuta) an der Arbeit. (Foto: Post)

Der Biologe hofft auf Nachahmer
Ende gut, alles gut? Fast. Einzelne Stimmen kritisieren das Geschäftsmodell mit den Insektenhotels. Sie zweifeln am Nutzen von künstlichen Nisthilfen sowie am pädagogischen Wert, fordern mehr Forschung zum Thema und sehen im Postversand über automatische Sortieranlagen ein Risiko. Wildbiene und Partner entwarnt: Die Mauerbienen seien in ihren robusten Kokons bestens geschützt. «Die Wildbienen-Pflege zeigt uns Jahr für Jahr, dass es den Wildtieren bestens geht und sie sich prächtig vermehren», heisst es vonseiten die Firma. Und von Menschen bereitgestellte Nistkästen seien für die Tierchen genauso wertvoll wie ursprüngliche Nistmöglichkeiten.

Und der pädagogische Wert? «Nur was man kennt, schützt man auch, sagt Biologe Sedivy. «Im besten Fall führt das dazu, dass die Menschen weitere Massnahmen zum Artenschutz ergreifen und beispielsweise einheimische Wildblumen pflanzen. Soeben haben die Wildbienen-Profis «BeeSnack Diversity» lanciert: die ersten heimischen Wildblumen, die ganz einfach per Briefpost nach Hause bestellt werden können. Das ist auch ganz im Sinne der Post, die ihre Pöstler noch lange für die Bienen ausschwärmen lassen möchte.

Insekt des Jahres 2019
Übrigens – die rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) ist das Insekt des Jahres 2019. Die Wahl ist nicht ohne Hintergedanken erfolgt. Das für die Ernennung zuständige Kuratorium mit Fachleuten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz will damit auf die Gefährdung vieler Wildbienenarten und die Bedeutung von Wildbienen für die Bestäubung unserer Lebensmittel aufmerksam machen. In Mitteleuropa leben rund 700 Wildbienenarten –unersetzbare Bestäuber in einem gesunden und produktiven Ökosystem. (Post/mc/pg)

Wildbiene und Partner

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