Erneuerbare Energien: Die Emotionen gehen hoch

Erneuerbare Energien: Die Emotionen gehen hoch
(Photo by Jason Blackeye on Unsplash)

St. Gallen – Klimastreiks sind in aller Munde. Wie beurteilt die Bevölkerung die Proteste der Jugend? In welchen Bereichen führt das erhöhte Klimabewusstsein auch zu veränderten Investitionsentscheidungen von Hausbesitzern? Und welche Rolle spielen dabei Emotionen? Die Beantwortung dieser Fragen steht im Zentrum des heute zum neunten Mal erscheinenden Kundenbarometers erneuerbare Energien der Universität St.Gallen in Kooperation mit Raiffeisen und EnergieSchweiz.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung die Klimaproteste positiv beurteilt. 55% der Befragten sind der Meinung, dass die Klimastreiks der Schülerbewegung #FridaysForFuture (eher) gerechtfertigt sind. 61% sind der Meinung, dass die Schweizer Klimapolitik als Reaktion darauf ehrgeizigere Massnahmen ergreifen sollte.

Mehrheit für ein Inlandsziel beim Klimaschutz
95% der Befragten sind der Meinung, dass die Schweiz ihre Klimaziele zumindest teilweise im Inland erfüllen sollte, und 62% meinen, dass der Anteil der inländischen Emissionsreduktionen 50% oder mehr betragen sollte. Ein erheblicher Anteil der Befragten (47%) wünscht sich weitere Informationen über die Folgen einer Reduktion von CO2-Emissionen im Inland im Vergleich zum Ausland.

Gemischte Gefühle bei Umsetzung der Energiestrategie
Eine Möglichkeit, die Emissionen im Inland zu reduzieren, ist der im Rahmen der Energiestrategie 2050 beschlossene Ausbau der erneuerbaren Energien. Eine deutliche Mehrheit unterstützt den Ausbau von Solar- (85%) und Windenergie (57%) auf nationaler Ebene. Beim Übergang von der allgemeinen Akzeptanz zu den Emotionen, die die beiden Energiequellen auf lokaler Ebene hervorrufen, zeigen sich Unterschiede. Mehr Menschen wären besorgt (42% bzw. 9%) darüber, wenn Wind- bzw. Solarenergie in ihrer Nachbarschaft installiert wird, und weniger Menschen wären stolz darauf (28% bzw. 66%). Während 70% der Befragten neugierig auf Windenergie sind, verspürt eine kleine Minderheit von 11% Wut gegenüber Windenergie. Diese Ergebnisse zeigen, dass über die Bereitstellung sachlicher Informationen hinaus die Auseinandersetzung mit emotionalen Anliegen ein wichtiges Element der gesellschaftlichen Akzeptanz ist.

Energieeffizienz bei Gebäuden grosses Anliegen
37% der Haus- oder Wohnungseigentümer gaben an, dass sie planen, die Energieeffizienz ihrer Liegenschaft in den nächsten drei Jahren zu verbessern. Eine Mehrheit der Befragten (58%) würde eine obligatorische Zertifizierung der Energieeffizienz von Gebäuden (GEAK) unterstützen. Die Hauptvorteile der Energiezertifizierung von Gebäuden sehen die Befragten in der Information über den Energieverbrauch (32%) und die Betriebskosten des Gebäudes (31%). Nur 8% sind sich bewusst, dass eine obligatorische Zertifizierung in anderen Ländern den Wert energieeffizienter Immobilien gesteigert hat. 59% der Befragten würden es überdies begrüssen, wenn sich die Schweizer Banken stärker bei der Finanzierung von klimafreundlichen Projekten engagierten.

Positive Emotionen zu Solarenergie sind ein starker Indikator für das Interesse an anderen energiebezogenen Investitionen. Zum Beispiel weisen diejenigen, die neugierig auf Solarenergie sind, eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit auf, in den nächsten zwei Jahren ein Elektroauto zu kaufen. Zum ersten Mal seit 10 Jahren haben Solaranlagen mit Batteriespeicher die Wärmepumpen als beliebteste Investitionsoption für Hausbesitzer überholt.

Zustimmung zu einer Flugticketabgabe
63% der Befragten stimmen der Aussage (eher) zu, dass Fliegen zu billig sei, das sind sechs Prozentpunkte mehr als 2018. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Flugticketabgabe von rund 20 Schweizer Franken auf Kurzstrecken bei einem grossen Teil der Bevölkerung Zustimmung finden könnte. 24% der Befragten sind grundsätzlich gegen eine CO2-Steuer auf Flugtickets. (HSG/mc/pg)

Detaillierte Studienergebnisse

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