Frankfurt flirtet mit Arabien

Ratlos auf dem Parkett: seit Anfang Jahr verlor der DFM Index über 14%, der DAX über 20%.

von Gérard Al-Fil

Obwohl es in Deutschland (noch) keine Massenproteste oder soziale Unruhen wie im Nahen Osten gibt, rauscht der Xetra-DAX in den Keller. Das Kursbarometer für 30 deutsche Standardwerte fiel im September um 4,89% Prozent. Seit Anfang 2011 hat der DAX gar ein Fünftel seines Wertes eingebüsst. Die Eurozonen-Schuldenkrise belasten die Märkte inzwischen weltweit.

Damit reiht sich Frankfurt in die von Aufständen und Umstürzen belasteten Börsen in Kairo (minus 43% seit Anfang Jahr), Tunis (minus 10,29%), Casablanca (minus 9,44%) und Bahrain (minus 18.38%) ein. Selbst in den wohlhabenden Golfstaaten wurden im 3. Quartal insgesamt 41 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung „wegradiert“. Auch die Asien-Indizes Hang Seng in Hongkong (minus 23,6%) und Straits Times in Singapur (16,14% Indexverlust) suchen ihren Boden.

„Der Himmel fällt uns auf den Kopf“
Selbst die Börsen in Katar und den Emiraten, wo sich bislang gar keine Demonstrationen ereigneten, gaben seit dem 1. Januar 3,31% respektive 12,19% ab. „The sky falls in,“ sagt Gary Dugan, CIO Private Banking bei Emirates NBD in Dubai. “Das Experiment Eurozone ist gescheitert. Dafür bezahlen die Anleger weltweit die Zeche.“ Andere wiederum sehen Gelegenheiten zum Kauf. „Die Bewertungen waren selten so niedrig an den Märkten in Dubai und Abu Dhabi. 2012 wird das Jahr des Turnarounds,“ glaubt Abdulaziz Al-Ghurair, CEO Mashreq Bank in Dubai.

Kursverfall und sozialer Sprengstoff
Obwohl der amerikanische Leitindex Dow Jones Industrial Index in den ersten drei Quartal nur 5,74% einbüsste, geht in den USA die Furcht vor Rezession und Jobverlust um. Die Arbeitslosigkeit verharrt in den Staaten bei 9,1% auf hohem Niveau, immer mehr Menschen schlagen sich mit Teilzeit- und Gelegenheitsjobs durch. Einige Demonstranten an der Wall Street, die dieser Tage gegen Gier und Bankerboni mobil machen, tragen die Flagge Ägyptens mit sich, eine Anspielung auf die Tahrirplatz-Revolution, die am 11. Februar Ex-Staatschef Mubarak aus dem Amt jagte. Der Schlingerkurs der Weltwirtschaft treibt die Jugend in New York, Madrid, London und Athen auf die Strassen. Der Arabische Frühling ist global.

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