LFDE: Zentralbanken halten an ihrer Strategie fest

LFDE: Zentralbanken halten an ihrer Strategie fest
Olivier de Berranger, CIO bei LFDE. (Foto: LFDE)

Von Olivier de Berranger, CIO bei LFDE

Paris – In den vergangenen zwei Wochen zogen die Zentralbanken an einem Strang. Als erstes gab die Europäische Zentralbank am 16. März die Erhöhung ihres Leitzinses um +0,5 % bekannt. Ihr folgte die Federal Reserve am 22. März mit einer Anhebung um +0,25 %, dann die Bank of England mit ebenfalls +0,25 % und schliesslich die Schweizerische Nationalbank mit +0,50 %.

Was all diese Ankündigungen gemeinsam haben? Sie deckten sich mit der Zinsentwicklung, über die seit einigen Wochen – ungeachtet der aktuellen Spannungen im Bankensektor – spekuliert wird. Zudem entsprachen sie den Konsenserwartungen der Ökonomen, auch wenn deren Auffassungen weiter auseinandergingen als üblich.

Entschlossene Zentralbanken
Diese Ankündigungen demonstrieren die Entschlossenheit sämtlicher Zentralbanken, an ihrer Strategie festzuhalten. Sie zeigen sich allerdings auch bereit zu gezielten Zugeständnissen in Form von zusätzlicher Liquidität für den angeschlagenen Bankensektor, der einen Vertrauensverlust erlitt. So entschieden sie sich dagegen, den Rhythmus der Anhebungen zu mässigen. Dies hätte darauf hindeuten können, dass ernsthaftere Risiken erkennbar sind als vom Markt vermutet. Über das jetzige Niveau hinausgehende Zinserhöhungen hingegen hätten womöglich den Eindruck erweckt, dass sich die Notenbanken in Bezug auf die Turbulenzen im Bankensektor völlig taub stellen.

Allerdings geht es bei der Geldpolitik auch häufig um die Kunst, richtig zu kommunizieren: es sich mit niemandem zu verscherzen und alle sprachlichen Register zu ziehen, um sämtliche Beteiligten zu beschwichtigen. Die Äusserungen von Christine Lagarde veranschaulichen diesen Spagat sehr gut. So erklärte sie: „Die Rückführung der Inflation auf mittlere Sicht zu einem Wert von 2 % ist nicht verhandelbar“, und versicherte zugleich: „Wir beobachten die aktuellen Marktspannungen genau und sind bereit, so zu reagieren, wie erforderlich“. Ein Drahtseilakt.

Verdeckte Leitzinserhöhung
Diese grosse Spanne erklärt sich auch mit der Tatsache, dass die Kredit- und damit die Finanzierungsbedingungen über den Bankenkanal in den kommenden Monaten mit Sicherheit restriktiver werden. Es ist allerdings noch zu früh, um abzuschätzen, in welchem Ausmass. Angesichts ihrer Destabilisierung durch die jüngsten Ereignisse werden die Banken Kredite zu härteren Bedingungen vergeben, was im Prinzip einer „verdeckten“ Leitzinserhöhung gleichkommt.

Zu spät, zu lange, zu weit
Im März 2021 liess sich Fabio Panetta, Mitglied des Direktoriums der EZB, von Daft Punk und ihrem Hit „Harder, better, faster, stronger“ inspirieren, um das Paket akkommodierender Massnahmen zur Ankurbelung des Wachstums und der Inflation in der Eurozone zu rechtfertigen. Zwei Jahre später bedient sich Christine Lagarde mit dem Hit „Too long“ ebenfalls aus dem Repertoire des berühmten behelmten Duos. Doch der Kontext ist dieses Mal ein völlig anderer, denn die Inflation hat die Eurozone erfasst und rechtfertigt mehr denn je eine restriktive Haltung. Bei der Ankündigung ihrer jüngsten Zinserhöhung erklärte sie einleitend: „Inflation ist projected to remain too high for too long.“ (Die Inflation wird voraussichtlich für eine zu lange Zeit zu hoch bleiben.)

Anleger halten Phasen der geldpolitischen Straffung traditionell für „too late, too far, too long“. Mit anderen Worten: Die Zentralbanken handeln zu spät, um dann für zu lange Zeit zu weit zu gehen. Hoffen wir, dass es dieses Mal anders ist, da eine Rezession sonst in einigen Quartalen unvermeidbar erscheint. (LFDE/mc/ps)

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