ODDO BHF: Der demografische Wandel und die Folgen für unsere Gesellschaft

ODDO BHF: Der demografische Wandel und die Folgen für unsere Gesellschaft
Tilo Wannow, Fondsmanager ODDO BHF Polaris Balanced. (Bild: ODDO BHF)

Von Tilo Wannow, Portfoliomanager bei ODDO BHF Asset Management

Für 2050 wird prognostiziert, dass der Anteil der über 60-jährigen weltweit bei 22% liegt, 2011 lag er noch bei 11%. Für Investoren sind langfristige strukturelle Trends in der Gesellschaft von hoher Bedeutung.

Solche Megatrends entwickeln sich unabhängig von Konjunkturzyklen und wirken sich auf die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen aus. Der weltweite demographische Wandel gehört dabei schon lange zu den gut prognostizierbaren Trends mit gravierenden Auswirkungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Ausgelöst durch sinkende Geburtenraten und steigende Lebenserwartungen steigt die Zahl älterer, oft nicht mehr berufstätiger Menschen in vielen Industriestaaten, aber auch in Asien stetig an. Der weltweite Anteil der über 60-Jährigen wird sich von 11% im Jahr 2011 auf 22% im Jahr 2050 verdoppeln. Zwischen den Regionen gibt es deutliche Unterschiede. So liegt der Anteil der über 65-Jährigen aktuell in Afrika bei 3%, in Nordamerika aber schon bei 17% und in Europa bei 19% (Quellen: WHO, United Nations Population Fund, Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, 2012, 2022).

Demographische Trends mit gravierenden Auswirkungen auf das Gesundheitssystem
Ältere Menschen sind tendenziell häufiger chronisch krank (gemäss Zahlen aus Deutschland leiden mehr als 50% der über 65-Jährigen an chronischen Krankheiten). Fortschritte im Kampf gegen Krankheiten wie Diabetes, Alzheimer, krankhaftes Übergewicht oder Krebs hängen von Innovationen in der Pharma- und Biotechnologiebranche ab. Gesundheitsaktien gehören daher wahrscheinlich zu den grossen Gewinnern dieses Megatrends. So wurde das dänische Pharmaunternehmen Novo-Nordisk vor allem dank der rasant wachsenden Umsätze mit dem Abnehm-Medikament Wegovy kürzlich gemessen an der Marktkapitalisierung zum wertvollsten Europas. Ein Grossteil der Innovationen kommt heutzutage auch von Bio-Pharma-Unternehmen, die biologische Bestandteile von Substanzen, so genannte Biologika, verwenden. Auf diese Weise produzierte Arzneimittel nehmen chemisch hergestellten Medikamenten (kleinen Molekülen) zunehmend Marktanteile ab.

Man kann aber auch vom Trend zu mehr Innovation im Gesundheitswesen profitieren, ohne in Pharma- oder Biotechunternehmen zu investieren. Wenn man die Risiken klinischer Studien vermeiden will, bieten sich zum Beispiel Investitionen in Life-Science-Aktien an, die Inhaltsstoffe oder Ausrüstung für die pharmazeutische Forschung liefern. Beispiele hierfür sind Thermo Fisher und Stryker. Gesundheitstechnologie ist ein weiteres interessantes Thema, da sie dem Sektor hilft, produktiver und kosteneffizienter zu werden.

Automatisierung profitiert von der zunehmenden Alterung der Gesellschaft
Wenn mehr Menschen in den Ruhestand gehen, werden weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Schon heute ist es für viele Unternehmen unmöglich, alle offenen Stellen zu besetzen. Mehr Automatisierung (Software, Roboter usw.) kann das Problem möglicherweise lösen. Daher erwarten wir eine steigende Nachfrage nach IT-Lösungen, Software und Cloud-Infrastrukturen, die Unternehmen dabei helfen, ihre Abläufe effizienter zu gestalten. Dazu zählen zum Beispiel Softwareunternehmen, die grossen Anbieter von Cloud-Systemen und die Produzenten von Halbleitern.

Die so genannten «Silver Ager» haben auch andere Konsumgewohnheiten als jüngere Jahrgänge – Unternehmen, die sich auf ihre Bedürfnisse spezialisieren, könnten davon profitieren. Hierzu zählen zum Beispiel Luxusunternehmen, die mit Blick auf die hohen verfügbaren Einkommen gerade älterer, wohlhabender Konsumenten diese Zielgruppe gezielt ansprechen. Die immer älter werdende Bevölkerung wird voraussichtlich eine der grössten sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen unseres Jahrhunderts sein. Das bietet Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Regionen, die dazu beitragen die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern, nach unseren Analysen langfristig grosse Chancen.

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