Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Herdenimmunität – warum 70% nicht genug sind

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Herdenimmunität – warum 70% nicht genug sind
Darstellung von Coronaviren.

Von Robert Jakob

Immer wieder geistert das Konzept der Gruppen- oder Herdenimmunität durch die Köpfe. Katherine O’Brien, Impfexpertin der WHO und mit ihr einige andere denken, dass es für eine Eindämmung des Coronavirus reicht, wenn sich gut zwei Drittel aller Menschen impfen lassen. Das könnte ein Trugschluss sein.

Die gerade entdeckte SARS2-Virusmutante VUI – 202012/01 macht nicht nur die Börsen nervös, sondern auch die Gesundheitsexperten, denn sie soll um rund 70% infektiöser sein als das ursprüngliche Virus. Für eine definitive Einschätzung ist es noch zu früh. Tatsache aber bleibt, dass die WHO die Wucht des Coronavirus´ lange Zeit generell unterschätzt hat.

Die Basisreproduktionszahl R0, also jene Zahl, die angibt wie viele Mitmenschen von einer infektiösen Person durchschnittlich angesteckt werden, soll zunächst bei zwei gelegen haben. Diese Basisreproduktionszahl bezieht sich auf eine Population, in der alle Menschen für die Infektion empfänglich sind, also niemand resistent ist. Sie wird in erster Linie durch die Ansteckungskraft (Kontagiosität) des Erregers bestimmt. Das deutsche RKI schätzte die Basisreproduktionszahl schon mal 50% höher ein als die WHO. Die amerikanische CDC kam bereits im Frühjahr auf einen R0 von 5,7. Chinesische Wissenschaftler gehen von noch höheren Werten aus.

Herdenimmunität und Reproduktionszahl
Die Schätzung des Schwellenwerts für die Herdenimmunität basiert auf dieser Basisreproduktionszahl R0 und der Formel: PI = 1 – 1/ R0, wobei PI der Schwellenwert der Herdenimmunität ist, also jener Wert, der erreicht werden muss, damit sich das Virus nicht mehr vermehren kann. Bei einem R0 von 2 würde es genügen, dass bereits die Hälfte der Bevölkerung (PI = 0,5) immunkompetent ist, damit sich dass Virus nicht weiter vermehrt. Das ist unmittelbar einsichtig, denn wenn jeder Infizierende plötzlich auf zwei Menschen trifft, von denen einer bereits immun ist, so kann er nicht mehr wie bei Beginn der Infektionskette üblich zwei, sondern nur noch einen Menschen anstecken. Da dem Virus dann nach und nach die Opfer ausgehen, wäre die Krankheit selbstlimitierend.

Bei einem R0 von 3 müssten mit derselben virologischen Logik bereits zwei Drittel der Bevölkerung immun sein, damit sich das Virus nicht weiter exponentiell vermehren kann. Je schneller das Virus sich vermehrt, desto mehr Immune braucht es, um es einzudämmen.

AAA
Die konkrete Reproduktionsrate des Virus kann durch die sattsam bekannten Vorsichtsmassnahmen gesenkt werden, als da sind die drei A:
Abstand, Abstand und noch mal Abstand. Aber auch Hygiene und Atemmasken bringen den R-Wert im täglichen Leben etwas herunter. Die Tatsache, dass die zweite Welle trotz weitgehender Befolgung der Vorsichtsmassnahmen über uns hereinbrechen konnte, ist ein starkes Indiz für die extrem hohe Kontagiosität des Virus. Es spielt eher in einer Liga mit Pocken und Diphterie (mit Basisreproduktionszahlen von 6 bis 7). Kämen noch deutlich infektiösere Mutanten hinzu, würde sich die R0 weiter erhöhen. So weit muss es zwar nicht kommen, denn Viren mutieren nicht nur zum Schlimmeren, sondern auch zum Besseren (Letzteres macht evolutionär ohnehin mehr Sinn). Aber bei einer Reproduktionsrate von 7 würden nach zwei Reproduktionszyklen nach einer einzigen Start-Infektion fast 50 neue Virenträger herumlaufen (7×7). Eine zu Recht beunruhigende Vorstellung. Die in diesem Falle zur Eindämmung rechnerisch nötige Herdenimmunität läge bei 1-1/7 = 0.857. Mit anderen Worten 85% der Bevölkerung müssten immunkompetent sein, damit das Virus nicht weiter wüten kann.

Und bist du nicht willig, so brauch ich …
Mit dem Pfizer/BioNtech-Vakzin dürfte das schwierig werden. Denn es soll nach Firmenangaben eine Wirkung in 9 von 10 Fällen haben. Anders ausgedrückt: Es müssten 19 von 20 Menschen geimpft werden um den Schwellenwert der Herdenimmunität PI von 0,85 zu erreichen (19×0,9 dividiert durch 20 ergibt genau 0,85).

Einige Mitmenschen haben Corona bereits hinter sich. Das senkt die nötige Impfrate ein wenig. Die überwiegende Mehrheit aber kann noch erkranken. Von diesen wiederum will sich nur gut die Hälfte impfen lassen. Darin steckt viel Zündstoff. Denn man müsste nicht 70%, sondern fast 95% der Leute zum Impfarzt, Impfapotheker oder ins Impfcenter schicken, da der Impfstoff keinen 100%igen Schutz bietet. Aber den Impfgegnern kann man nicht mit der Spritze in der Hand hinterher rennen. Ohne eine Massenimpfung der erwähnten Grössenordnung werden wir aber das Virus in der jetzigen Lage und in Ermangelung anderer Heilmethoden nicht richtig los.

Ich habe einen provokanten Vorschlag
Wie das Beispiel Masern zeigt, kann mangelnde Impfbereitschaft zum Aufflammen bereits ausgelöschter Infektionskrankheiten führen. Bei der Bekämpfung der Masern wurden durch breit angelegte Impfprogramme weltweit zunächst bedeutende Fortschritte erzielt. Von 2000 bis 2016 sank nach Angaben der WHO die Zahl der Masern-Todesfälle um rund 85 %, von 550.000 auf 90 000. Aber seither stiegen sie wieder, so dass beispielsweise die deutsche Bundesregierung zu Beginn des Jahres 2020 das Masernschutzgesetz verabschiedet hat. Alle nach 1970 geborenen Personen, die in einer Gemeinschaftseinrichtung betreut werden wie Kitas, Schulen und Asylunterkünfte, sowie für in den genannten Einrichtungen und in Gesundheitseinrichtungen Tätige, müssen den Impfschutz nachweisen. Sonst droht ein Bussgeld von bis zu 2500 Euro.

Da Impfgegner grosse Schäden am Gesundheitswesen verursachen, halte ich eine andere freiheitliche Lösung für praktikabler. Impfgegner zahlen die doppelte Krankenversicherungsprämie.


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Das Titelbild ist eine modellierte Darstellung des Kampfes unseres Immunsystems gegen ein Virus. Immunglo-buline (ypsilonförmig) und Zellsysteme attackieren den Feind.

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