SGKB investment views: Der Franken wird den Zöllen trotzen

Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank
St. Gallen – Welche Auswirkungen der von den USA verhängte Zoll von 39% auf Schweizer Produkten auf die Aktien der Schweizer Firmen und auf die Zinsen in der Schweiz haben werden, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Das einzige Schweizer Finanzinstrument, welches am Nationalfeiertag gehandelt wurde, ist der Franken. Der liess sich nicht viel anmerken. Gegenüber dem Euro wurde er etwas billiger, wobei lediglich die Preisbewegung des Vortages kompensiert wurde. Gegenüber dem USDollar legte er markant zu, als die Arbeitsmarktzahlen in den USA die Erwartungen nicht erfüllten. Für die weitere Entwicklung des Frankens wird wichtig sein, ob und wie die wirtschaftliche Stabilität der Schweiz in Frage gestellt wird und wie die SNB reagiert.
Dass sich die Zölle negativ auf die Wirtschaft auswirken werden, ist unbestritten. Wird sich das BIP um 0.3% reduzieren oder um 0.7% oder ist gar eine Rezession unausweichlich? Diese Schätzungen basieren alle auf Annahmen, die unklar und unsicher sind. Wichtig wird auch sein, wie sich die betroffenen Unternehmen an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. Zudem laufen wirtschaftliche Prozesse langsam ab. Vergleiche mit der Pandemie, als mehr oder weniger die gesamte Wirtschaft per Dekret sofort stillgelegt wurde, sind reichlich übertrieben. Auf den Franken hat die Konjunktur in der Schweiz nur einen geringen Einfluss. Die ausländischen Akteure, die den Franken aus Portfoliosicht handeln, interessieren sich nicht für das Schweizer BIP-Wachstum. Investitionsbedingte Devisengeschäfte im Franken sind sind Vergleich zum Gesamtvolumen überschaubar und für die Kursentwicklung nicht entscheidend.
Wie reagiert die SNB?
Relevanter ist, wie die SNB auf die zu erwartende Abschwächung der Konjunktur reagieren wird. Wird sie den Leitzins senken und Negativzinsen in Kauf nehmen? Zinssenkungen nützen den betroffenen Unternehmen nicht viel. Geholfen wird damit vor allem dem Immobilienmarkt, der die Hilfe als lokaler Markt nicht benötigt. Daher rückt die Haltung der SNB gegenüber dem Franken in den Vordergrund. Dass sie den Franken massiv und über eine längere Zeit schwächen wird, ist unwahrscheinlich. Dazu müsste sie bereit sein, unbeschränkt Devisenreserven aufzubauen und den Zorn der Amerikaner auf sich zu ziehen. Sie wird sich jedoch gegen eine Aufwertung des Frankens wehren, wobei das nicht einfach sein wird, wenn die Amerikaner das Vertrauen in den US-Dollar weiter untergraben. Punktuelle Interventionen seitens der SNB werden aber zahlreicher werden.
Der Franken bleibt ein sicherer Hafen
Der Mythos des Frankens als sicherer Hafen wird durch den Zoll von Trump nicht an Strahlkraft verlieren. Sollte die US-Wirtschaft stärker auf die Handelspolitik der Regierung reagieren oder die politischen Rundumschläge der Amerikaner noch an Willkür und Stärke zulegen, wird die Unsicherheit an den Finanzmärkten zunehmen. In einem solchen Umfeld wird der Franken gesucht sein, tiefen Zinsen und hohen US-Zöllen zum Trotz. Auf eine Abschwächung des Frankens zu spekulieren, weil die US-Zölle die Schweizer Wirtschaft belasten, ist kein erfolgsversprechender Trade.