Strompreise dürften nächstes Jahr erneut steigen

Strompreise dürften nächstes Jahr erneut steigen

Bern – Der Strom dürfte nach 2023 auch im nächsten Jahr teurer werden, im Mittel um 12 Prozent. Als Gründe für den erneuten Anstieg nennt der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) die Energiekrise und nach wie vor überdurchschnittliche Marktpreise.

Der VSE schätzt gemäss einer Mitteilung vom Dienstag, dass die Stromtarife 2024 im Mittel um 12 Prozent steigen. Er stützt sich dabei auf Angaben von 135 seiner Mitglieder, darunter die grössten Strom-Grundversorger. Definitive Zahlen werden allerdings erst Ende August bekannt sein.

Im Mittel 3 Rappen mehr pro kWh
Ein Anstieg um 12 Prozent bedeutet einen Aufschlag von 3 Rappen pro Kilowattstunde (kWh). Es handelt sich nach Angaben des VSE um einen Medianwert. Die Hälfte der Grundversorger dürfte den Tarif um 12 Prozent oder mehr erhöhen. Bei der anderen Hälfte könnte der Anstieg tiefer ausfallen.

Ein Vier-Personen-Haushalt dürfte somit 2024 im Mittel 30 Rappen pro kWh für den Strom bezahlen müssen. Bereits im laufenden Jahr stiegen die Stromtarife laut VSE im Median um 6 Rappen pro kWh oder um 27 Prozent, auf im Mittel 27,2 Rappen pro kWh.

In den erwarteten neuen Anstieg eingerechnet sind neben den Energietarifen und den Kosten für die Nutzung des Übertragungsnetzes von Swissgrid Kosten für die Strom-Winterreserve des Bundes, Abgaben an Kantone und Gemeinden sowie der Netzzuschlag, mit dem Strom aus erneuerbaren Energien gefördert wird.

Noch nicht bekannt sind laut VSE hingegen die Netznutzungstarife für das Verteilnetz. Auch hier sei teilweise mit mehr Kosten zu rechnen. Diese Tarife sind je nach Grundversorger unterschiedlich hoch.

Energiekrise nicht vorbei
Begründet wird die erneute Tariferhöhung mit der Energiekrise. Die Strompreise im Grosshandel stiegen 2021 wegen höherer Preise für Brennstoff und CO2, historisch tiefen Füllständen der Gasspeicher sowie Abschaltungen und Ausfällen von AKW stark. Hinzu kamen 2022 der Angriff auf die Ukraine und Trockenheit in ganz Europa.

Trotz hoher Preise hätten die Versorger für 2024 und die Zeit danach einkaufen müssen, schreibt der VSE. Auch wenn sich die Lage seit August 2022 etwas entspannt habe, seien die Marktpreise noch immer überdurchschnittlich hoch. Die Entwicklung sei unsicher, und die europäische Energiekrise sei noch nicht ausgestanden.

«System funktioniert nicht mehr»
Kritik auf die Ankündigung kam umgehend vom Konsumentenschutz: Stromunternehmen hätten kolossal hohe Gewinne ausgewiesen, liess sich Geschäftsleiterin Sara Stalder in einer Mitteilung zitieren. Bei Alpiq, Axpo und BKW, den drei grössten, seien es über die letzten Monate zusammengerechnet über 4,4 Milliarden Franken gewesen.

In der Krise zeige sich, dass das Stromsystem in der Schweiz nicht mehr funktioniere, so Stalder. Statt dass die Konsumentinnen und Konsumenten in der Grundversorgung vor übermässigen Preiserhöhungen geschützt seien, könnten die Preise auf die Bevölkerung abgewälzt werden, ohne Probleme und Risiken.

Stalder hofft auf Abhilfe im Strom-Mantelerlass, den das Parlament zurzeit berät. Die Räte hätten es in der Hand, das Stromversorgungsgesetz konsumentenfreundlich zu revidieren statt «die Gewinne der Stromkonzerne nach oben zu treiben». (awp/mc/ps)

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