Befreiungsschlag an den Börsen fürs Erste geglückt

Befreiungsschlag an den Börsen fürs Erste geglückt

Zürich – «Die EZB wird im Rahmen ihres Mandates alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten. Und glauben Sie mir, es wird ausreichen.» Der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, gab so am 26. Juli den Startschuss zu weiter steigen­den Aktienmärkten. Sie verzeichneten im dritten Quartal überraschend starke Kursavancen.

Die von den Unternehmen zum zweiten Quartal präsentierten Er­gebnisse überraschten mehrheitlich positiv. Allerdings waren die Konjunkturdaten im August und Anfang September unbe­friedigend. Chinas Wirtschaft wächst im zweiten Quartal nur noch mit 7.6%, was dem tiefsten Wert seit drei Jahren ent­spricht. Nachlassende Exporte und tiefere Zuwachsraten bei Investitionen hinterliessen Bremsspuren. Mit 1.3% nach 2.0% im ersten Quartal verliert das Wirtschafts­wachstum der USA ebenfalls an Schwung und ist zu schwach, um den wichtigen Arbeitsmarkt nachhaltig in Gang zu bringen. Anfang September doppelte Draghi mit unbeschränkten Anleihenkäufen derjenigen Krisenstaaten nach, die sich in die Obhut des ESM begeben. Es folgte Schlag auf Schlag. Am 12. September ratifizierte das Deutsche Bundesverfas­sungsgericht unter akzeptablen Auflagen den ESM. Einen Tag später gab Fed-Chef Ben Bernanke ein konkretes Kaufprogramm für Hypo-thekenpapiere über USD 40 Mrd. pro Monat bekannt, und zwar solange, bis die Konjunktur nachhaltig anspringt.

Neu gewonnene Zuversicht stützt Euro gegenüber Dollar
Die Renditen zehnjähriger Referenzanleihen der Schweiz und der USA blieben unverändert tief. Es setzt sich die Meinung durch, dass die EZB zusammen mit dem ESM letzten Endes doch den Weg zur Bewältigung der Euro-Krise ebnen könnte. In Europa sanken die Renditen von 3.4% auf 3.0%. Bei den Renditen von Spanien und Italien war vor der Rede Draghis Nervosität spürbar. Sie kletterten auf 7.6% und 6.6%, ermässigten sich bis zum Ende des Quartals massiv auf 5.9% und 5.1%. Die neu gewonnene Zuversicht liess den Euro gegenüber dem Dollar etwas erstarken. Das Währungspaar kam Ende September bei 1.2860 zu liegen (+1.5%). Gold (+11%) nahm infolge der neugeschaffenen Liquidität schwungvoll die Hürde bei USD 1‘600 und greift alte Höchst­stände bei USD 1‘900 pro Unze an. Das schwarze Gold (+15%) war unter anderem wegen geopolitischer Spannungen und Produktionsausfällen noch energiegeladener.

Warten auf neue Kurstreiber
Anleger warten nun auf neue Kurstreiber. Von der makroökonomischen Seite her dürften diese kaum kommen. Allenfalls ist eine Stabilisierung der rückläufigen Wachstumsraten der grössten Volkswirt­schaften zu beobachten. China vollendet dieses Jahr die Transformation hin zu einer konsumorientierten Volkswirtschaft sicher nicht. Der bevorstehende Regierungswech­sel führt zu einem Stillstand bei neuen Investitionsprojekten. Die Exporte werden das Ruder nicht herumreissen können, denn vor allem in Europa bleiben die konjunktu­rellen Aussichten wenig verheissungsvoll. Die USA schlagen sich noch verhältnismässig gut. Ein lebhafterer Häusermarkt mit steigenden Preisen sollte der Wirtschaft weiterhin Unterstützung bieten. Trotzdem droht der sogenannte «fiscal cliff» mit automatischen Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in der Höhe von 4% des BIP Anfang 2013. Wir rechnen aber damit, dass der Kongress dieses Ereignis rechtzeitig abzuwenden vermag.

Fokus auf «Earnings Season» in USA
uf mikroökonomischer Ebene gilt das Augen­merk der anstehenden «Earnings Season» in den USA. Es war ein schwieriges Quartal. Etliche Unternehmen dürften sich nur müh­selig der Konjunkturschwäche entziehen. Die Börsen eskomptieren bereits die Hoffnung auf ein besseres Jahr 2013. Deshalb ist das Korrekturrisiko an den Aktien­märkten nicht von der Hand zu weisen. Aber Liquiditätshaussen dauern meist länger als erwartet. Die finanzielle Repression zwingt Anleger immer mehr, den Anker zu lichten und «sichere Häfen» zu verlassen. Per saldo rechnen wir bis Ende Jahr mit seitwärts tendierenden Aktienmärkten, wenngleich diese zu Beginn des vierten Quartals noch etwas höher laufen könnten. Wir mahnen erneut zur Zurückhaltung bei Obligationen erstklassiger Schuldner. Negative reale Renditen scheinen wenig attraktiv, was aber Gold ganz klar in die Hände spielt. Gegenüber dem Dollar (QE III) sehen wir einen leicht erstarkenden Euro. Das nun etwas grössere Vertrauen in den Euro wiegt mehr als eine mögliche Zins­senkung. Auch gegenüber dem Franken könnte der Euro leicht erstarken. Die Untergrenze von 1.20 wird mit Sicherheit erfolgreich verteidigt. (IHAG Privatbank/mc/ps)

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