Peter Engler, CEO Lenzerheide Bergbahnen AG

Peter Engler, CEO Lenzerheide Bergbahnen AG
Peter Engler, CEO Lenzerheide Bergbahnen AG. (Foto: zvg)

Peter Engler, CEO Lenzerheide Bergbahnen AG. (Foto: zvg)

von Robert Jakob

Moneycab.com: Herr Engler, seit 2014 verbindet die Urdenbahn die Skigebiete Arosa und Lenzerheide. In der Folge nahmen die Ersteintritte sofort um 10 Prozent zu. Geht der Trend also nach immer grösseren Stationen?

Peter Engler: Ja, das kann ich bestätigen, sinnvolle Verbindungen von Wintersportgebieten sind äusserst attraktiv und bringen dem Gast einen Mehrwert, welchen er schätzt und auch sehr gerne nutzt.

Sie treffen sich sicher laufend mit Ihrem CEO-Kollegen Philipp Holenstein von den Arosa Bergbahnen…

Ja, wir haben einen sehr engen Austausch, dieser ist je nach Bedarf auch intensiver. Den Grundstein für das sehr enge und vor allem partnerschaftliche Verhältnis der beiden Bergbahngesellschaften war der Beginn von monatlichen Geschäftsleitungssitzungen beider Unternehmungen. Dieser Austausch begann bereits vor Beginn der Bauarbeiten. Zusätzlich führen wir jährlich zwei Mitarbeiteranlässe durch, welche auch mithelfen, dass alle Mitarbeiter das gemeinsame Produkt auch leben.

Wer hat mehr von der Verbindung profitiert das Schanfigg oder die Heide?

Es haben beide Unternehmen von der Verbindung profitiert.

Die neue Obertor-Bahn wird für nächsten Winter den Schneesportlern den bequemen Talwechsel ohne Umstieg auf Auto oder Bus ermöglichen. Wieviel „Umsatzzustupf“ erhoffen Sie sich durch diese Verbesserung?

Die neue Sesselbahn Obertor oder auch Ost-Westverbindung muss zusammen mit dem neuen Einstiegsportal Churwalden angeschaut werden, welches nun die Wintersportverbindung Arosa Lenzerheide komplettiert. Wir rechnen uns einen Zuwachs der Ersteintritte durch die kürzere Anfahrt nach Churwalden und den schnelleren Einstieg ins Wintersportgebiet aus. Zusätzlich bringt die engere Anbindung an den öffentlichen Verkehr nochmals einen Faktor, der für unsere Wintersportregion begeistern soll. Daneben erleichtert die neue Sesselbahn dem Gast den Wechsel der beiden Gebietskammern in der Lenzerheide sehr, muss er so doch nicht mehr zu Fuss oder mit dem Sportbus die Talseite wechseln. Dies wird auch für die Gäste von Arosa die Nutzung des gesamten Gebietes bis zur südlichen Spitze, Piz Scalottas, sehr vereinfachen.

«Die Aussage, dass Biker nur junge Leute sind, können wir nicht bestätigen. Sehr viele Gäste sind über 30 Jahre alt und ziehen ein Hotelzimmer dem VW-Bus vor.» Peter Engler, CEO Lenzerheide Bergbahnen AG 

Die Lenzerheide Bergbahnen setzen stark auf die Mountainbiker, um die Sommersaison aufzupeppen. Lassen die jungen Leute auch Geld in den Hotels liegen?

Die Destination Lenzerheide hat sich vor circa 10 Jahren dazu entschieden, im Sommer das Bikeangebot stark auszubauen. Dieses tragen alle Leistungsträger, inklusive unsere Bergbahnen, was im Endeffekt nun eine starke Verbesserung der Sommerzahlen mit sich bringt. Die Aussage, dass Biker nur junge Leute sind, können wir nicht bestätigen. Sehr viele Gäste sind über 30 Jahre alt und ziehen ein Hotelzimmer dem VW-Bus vor. So profitieren auch unsere Hotels sehr stark von  den übernachtenden Gästen, welche zusammen mit den jungen Gästen im Übrigen auch sehr gute Kunden in den Restaurationsbetrieben am Berg und im Tal sind. Zusätzlich profitieren auch unsere drei Campingplätze der Destination sehr stark vom neuen Gästesegment, da die Camper nicht auf unseren Parkplätzen logieren können.

Den Umweltschützern sind die Mountainbiker oft ein Graus. Wie sorgen Sie da vor?

Wir involvieren die verschiedenen Ämter und Umweltverbände so früh wie möglich in die einzelnen Projekte, und so kommen wir meistens zu einer für alle Seiten befriedigenden Lösung.

Ist eigentlich schon ein Nachfolgeprojekt für den Graubünden-Marathon ausgegoren?

Dies ist ein Anlass einer privaten Organisation, bei welcher wir nur als Transportdienstleister beteiligt sind. Was hier genau geplant ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

«Die hohen Immobilienpreise sind sicher ein Problem für potentielle Käufer und vor allem für einheimische Familien, welche sich so kein Eigenheim leisten können.»

Die Immobilien in Lenzerheide sind extrem teuer geworden. Hat man im Hochtal keine Angst vor den Folgen?

Dies ist sicher ein Problem für potentielle Käufer und vor allem für einheimische Familien, welche sich so kein Eigenheim leisten können. Durch die Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative wird sich dies aber in den nächsten Jahren sicher beruhigen. Hier ist aber in erster Linie die Politik gefordert.

Was tut sich im Bereich Spitzenrestauration in Ihrem Gebiet?

Im Berggebiet haben wir Dank der Verpachtung unserer Restaurationsbetriebe eine sehr gute Durchmischung der Angebote, wobei die Mottahütte unter der Familie Andreatta – Enzo Andreatta führt das berühmte Restaurant da Enzo in Ponte Brolla – die kulinarische Spitze innehält. Aber auch die gesamte Destination Lenzerheide verfügt über diverse hochstehende Restaurants, welche vom Koch des Jahres, im Hotel Guarda Val, bis zu den verschiedensten Gourmetrestaurants alles beinhalten.

Mit dem Ski-Weltcup-Zirkus steht Ihre Destination etwas auf Kriegsfuss. Man kann nachvollziehen, dass Lenzerheide nicht wegen einem einzigen Rennen eine riesige Einmalinvestition tätigt. Glauben Sie, dass man bei den Organisatoren ein Einsehen hat?

Das stimmt so nicht genau. Tatsache ist, dass wir uns auf die Finals im Zweijahres-Rhythmus eingestellt haben, dieser aber durch die WM in St. Moritz nun unterbrochen wurde. Um aber die Organisationsstruktur nicht zu verlieren, haben wir uns entschieden, im Winter 2016 einen Damenweltcup über zwei Tage durchzuführen. Da die Nachfrage nach solchen Veranstaltungen sehr gross ist, muss sich die jeweilige Destination mit der Frage konfrontieren, ob man den Aufwand auf sich nehmen will oder eben nicht. Sicher wäre es schöner, wenn die benötigten Einmalinvestitionen reduziert werden könnten, aber hier müssen wir feststellen, dass die Nachfrage den Markt bestimmt.

Eine Jahreskarte Lenzerheide kostet 1200 Franken für einen Erwachsenen. Wieviele Jahresabos verkaufen Sie?

Die Jahreskarte Arosa Lenzerheide beträgt für einen Erwachsenen in der Vorverkaufszeit 1020, im regulären Verkauf 1200 Franken. Eine Familienkarte kostet 2220 resp. 2560 Franken, was sehr stark genutzt wird. Wir verkaufen über alle Tarife gesehen jährlich zwischen 9100 und 9500 Jahreskarten.

Die Mountainbike-Weltmeisterschaft im Jahr 2018 in Lenzerheide wird das sportliche Highlight werden. Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?

Wir konnten am Weltcup anfangs Juli jeden Tag circa 7000 Besucher zählen und rechnen so an der WM mit täglich gegen 10‘000 Zuschauern.

Zur Person:
Peter Engler, geboren am 11. April 1962, ist verheiratet und hat  vier  Kinder und zwei Enkelkinder. Zuerst absolvierte er eine Lehre als Mechaniker und besuchte anschliessend die Abendhandelsschule in St. Gallen. Nach Fernstudium in Betriebsökonomie war er 26 Jahren im Tourismus tätig, zunächst 10 Jahre bei Davos Tourismus als Betriebsleiter des Sportzentrums Davos anschliessend wechselte er zu den damaligen Parsenn- und Pischabahnen als Leiter Administration. Nach der Fusion der Bergbahnen in Davos wurde er  Leiter Logistik der Davos Klosters Bergbahnen und führte im Mandat die Bergbahnen Pischa AG sowie die Bergbahnen Rinerhorn AG als VR-Präsident. Vor drei Jahren begann Engler  bei den Lenzerheide Bergbahnen AG als Leiter Administration und Stv. CEO; seit dem 1. Juli 2015 amtet er als CEO. Gleichzeitig ist Peter Engler Mitglied des Graubündner Grossen Rates.

Zum Unternehmen:
Aus der Fusion der Lenzerheide Bergbahnen Danis Stätz AG und der Rothornbahn & Scalottas AG entstand 2005 die Lenzerheide Bergbahnen AG. Heute gilt das Sommer- und Wintersportregion im Verbund mit Arosa  als führendes Alpin-Sportgebiet und die Nr. 1 Bike-Destination der Schweiz. Die Aktien der Lenzerheide Bergbahnen AG werden otc gehandelt, beispielsweise bei der Zürcher Kantonalbank.

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