Reyl & Cie: «Kunst in der Vermögensverwaltung ist zunehmend gefragt»

Reyl & Cie: «Kunst in der Vermögensverwaltung ist zunehmend gefragt»
Michael A. Welti, Head Zurich und Managing Director im Wealth Management der Reyl & Cie AG. (Foto: pd)

Anlagen in Kunst bieten Möglichkeiten wie Diversifikation, Rendite und Passion. Die durch künstlerische Meisterwerke gesicherte Wertpapieren haben sie sich zu einer Anlageklasse entwickelt. Ein Gespräch mit Michael A. Welti, Head Zurich und Managing Director im Wealth Management der Reyl & Cie AG.

Von Markus Baumgartner

Herr Welti, welchen Stellenwert hat Kunst im Wealth Management?

Wir erleben Kunst als zunehmend für Vermögensverwaltungszwecke genutzten Vermögenswert, der in der Zukunft immer wichtiger werden dürfte. Dies insbesondere, weil die jüngeren Generationen mit unterschiedlichen Lebens- und Karrierezielen die traditionellen Ansätze für die Vermögensverwaltung im Rahmen der mehrere Generationen übergreifenden Vermögensplanung vor neue Herausforderungen stellt. Das so genannte Art Lending ermöglicht es Kunstsammlern, Liquidität zu erhalten und gleichzeitig den direkten Verkauf und die damit verbundenen Transaktionskosten und Steuerauswirkungen zu vermeiden.

Würden Sie Ihren Kunden empfehlen, als langfristige Geldanlage in Kunst zu investieren?

Kunst ist für Privatanleger attraktiv und gehört definitiv zu einer Anlageklasse, welche neue Möglichkeiten bietet. Kunst war und wird wohl immer werterhaltend sein und kann deshalb als Anlage mit guten Renditen und überschaubarem Risiko angesehen werden.

Welche Bedeutung hat der Kunstmarkt im Wealth Management der Reyl-Gruppe?

Die Reyl-Gruppe war für ihre Privatkunden schon immer im Kunstbereich aktiv und ist am Kunstmarkt bereits gut bekannt. Mit ihren Geschäftsbereichen Wealth Management und Corporate Finance hat die Bank vielen Kunden bei der Strukturierung und Finanzierung ihrer Transaktionen in Europa, Asien oder im Nahen Osten geholfen.
Im Hinblick auf Kunst als Anlageinstrument haben wir festgestellt, dass Interesse an festverzinslichen Produkten mit Kunst als Basiswert besteht.

«Die Reyl-Gruppe war für ihre Privatkunden schon immer im Kunstbereich aktiv und ist am Kunstmarkt bereits gut bekannt.»

Parallel dazu steckt der Markt für durch Kunstwerke gesicherte Kredite in Europa noch in den Kinderschuhen. Deshalb wir beschlossen, zusammen mit Link Management in Luxemburg, einem der führenden europäischen Unternehmen für Kunstberatung, eine Initiative für die Beleihung von Kunstwerken ins Leben zu rufen. Wir haben bereits einige Transaktionen abgeschlossen. Sie waren alle stark überzeichnet und haben sich grosser Beliebtheit erfreut – ein Zeichen für die lebhafte Nachfrage nach Anlagen mit Kunstbezug.

Ist das Geschäft mit Kunstdarlehen interessant resp. rentabel?

Kunstdarlehen sind für uns in vielerlei Hinsicht interessant: Erstens ermöglicht Griffin Art Partners unseren Kunden die Möglichkeit, in Schuldverschreibungen zu investieren, die direkt durch Kunstwerke unterlegt sind. Die Verbriefungsplattform in Asset-Backed Securities bietet Anlegern viertel- oder halbjährlich gezahlte Coupons mit einer jährliche Rendite zwischen 5 und 10 Prozent. Das ist ein signifikantes Einkommen in einer Zeit mit niedrigen Zinssätzen. Der Coupon stellt eine Prämie aufgrund geringer oder nicht vorhandener Liquidität bei einer alternativen Anlage dar. Damit können wir ein diversifiziertes Produkt mit geringem Risiko abseits des traditionellen Marktes anbieten. Andererseits bietet die Plattform unseren Kunden die Möglichkeit, Kredite aufzunehmen und mehr aus ihrer Kunstsammlung herauszuholen. Indem wir diese Art von Anlagen unseren Kunden, aber auch anderen Privatbanken, Family Offices oder privaten Anleihenfonds vorschlagen, können wir massgeschneiderte Mehrwertlösungen bieten, die Kunden von einem innovativen Bankpartner zurecht erwarten sollten.

Erkennen Sie einen Zyklus im Kunstmarkt und wie stellt sich dieser dar?

Einerseits weist der internationale Kunstmarkt stabile Umsätze von rund 60 Milliarden US-Dollar pro Jahr aus. 2018 stiegen die Verkäufe auf dem globalen Kunstmarkt trotz der Baisse an den Aktienmärkten um sechs Prozent auf 67,4 Milliarden US-Dollar. Auf der anderen Seite dürfte die Preisentwicklung am Kunstmarkt wie bei den meisten Anlageklassen volatil bleiben. Die Diversifikation des Portfolios ist eine wichtige Voraussetzung, um mögliche Abschwünge zu überstehen, die in der Zukunft eintreten könnten. Auch die Welt der Kunst unterliegt Zyklen. Die sehr hochwertige Marktnische, in der wir aktiv sind, erwies sich jedoch in den letzten Jahren als widerstandsfähiger und weniger zyklusanfällig. Die Partnerschaft mit dem Kunstberatungsunternehmen Link Management stellt sicher, dass wir bestimmte Trends am Kunstmarkt antizipieren können.

Sehen Wealth-Management-Kunden den Kauf von Kunstwerken als Geldanlage oder Liebhaberei an? Oder als Mischung aus beidem?

Jeder Investor, jede Generation geht auf unterschiedliche Weise an Kunst heran. Einige Kunden nehmen Kunst nur als Anlageklasse wahr, die eine Diversifikation bietet und zugleich eine geringe Korrelation zu anderen Investments aufweist. Diese Personen möchten in Kunstdarlehen investieren, um die Diversifikation ihrer Portfolios zu optimieren und dabei nur ein minimales Risiko einzugehen. Tatsächlich ist der Beleihungswert sehr konservativ, den Griffin Art Partners für Finanzierungszwecke ansetzt. Sie liegt bei 30 bis 50 Prozent basierend auf einer konservativen Schätzung. Andere Kunden haben eine echte Leidenschaft für Kunst und möchten daher gerne in ein Produkt investieren, an dem sie ein echtes Interesse haben und sehen die Investition als Passion. (mc)

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