SNB dürfte im dritten Quartal erneut Verlust eingefahren haben
Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte auch im dritten Quartal 2023 rote Zahlen geschrieben haben. Die Ökonomen der UBS erwarten ein Minus zwischen 5 und 10 Milliarden Franken. Damit dürfte 2024 die Ausschüttung an Bund und Kantone ausfallen, warnen die Experten.
Nachdem der SNB im ersten Quartal mit einem Plus von 27 Milliarden Franken noch ein guter Start gelungen war, wies die Notenbank bereits für das zweite Jahresviertel einen Verlust von 13 Millionen aus. Mit dem nun erwarteten erneuten Minus im dritten Quartal dürfte der Gewinn per Ende September damit auf unter 10 Milliarden geschrumpft sein.
Zu Beginn des Quartals hätten die erfreulichen Inflations- und US-Wirtschaftsdaten noch die Hoffnung auf eine sanfte Landung in den USA genährt, schreibt die UBS weiter. In den Monaten August und September habe das Momentum jedoch gedreht. Ängste, dass die Leitzinsen der Zentralbanken für längere Zeit erhöht bleiben, bestimmten das Bild.
Infolgedessen stiegen die Renditen von Anleihen weltweit kräftig an und bescherten den Anleihen entsprechend Kursverluste. Insgesamt dürfte die SNB nach Berechnungen der UBS aufgrund des Zinsanstiegs auf ihren Anleihen gut 5 Milliarden Franken verloren haben.
Während die Anleihenkurse fielen, gaben auch riskantere Anlagen wie Aktien klar nach. Alleine im September verzeichneten globale Aktien einen Rückgang von über 4 Prozent. Die negative Aktienentwicklung dürfte laut UBS das SNB-Portfolio um rund 4 Milliarden geschmälert haben.
Die höheren Zinsen belasteten auch den Goldpreis. Gleichzeitig stützte die anhaltend unsichere geopolitische Lage aber die Nachfrage nach sicheren Häfen. Damit wurde der Rückgang des Goldpreises begrenzt. Für die SNB rechnen die UBS-Ökonomen mit einer Belastung von 0,5 Milliarde Franken.
Für einmal keinen allzu grossen Einfluss dürfte die Frankenkursentwicklung haben. Gesamthaft resultierte laut UBS ein leicht positiver Beitrag der Wechselkurseffekte von knapp 2 Milliarden Franken. Ferner dürften die wiederkehrenden Dividenden- und Zinserträge nach Abzug der Ausgaben, wie der Verzinsung der Sichtguthaben, das Resultat marginal verbessert haben.
Ausschüttung unwahrscheinlich
Eine Ausschüttung an Bund und Kantone rückt damit in weite Ferne. Für eine Minimal-Ausschüttung müsste die SNB einen Gewinn (vor Zuweisungen an die Rückstellungen) von 45 bis 50 Milliarden Franken erzielen, für eine Maximalausschüttung 85 bis 90 Milliarden.
Die SNB müsste also im Schlussquartal einen Gewinn von mindestens 40 Milliarden erwirtschaften, damit 2024 eine Ausschüttung in Frage kommt. Es sei aber «äusserst unwahrscheinlich» angesichts der Tatsache, dass das SNB-Portfolio ein Gewinnpotenzial von 10 bis 15 Milliarden Franken pro Jahr besitze, so die UBS. Zudem habe sich zu Beginn des vierten Quartals der Abwärtstrend bei Anleihen und Aktien fortgesetzt. Zusammen mit dem stärkeren Franken belaste dies das SNB-Ergebnis weiter. (awp/mc/ps)