Daimler führt neue Lastwagenmarke in Indien ein

Daimler führt neue Lastwagenmarke in Indien ein

Daimler-Chef Dieter Zetsche.

Chennai – Der weltgrösste Lastwagenbauer Daimler will den indischen Markt mit der neuen Marke BharatBenz aufrollen. «Unsere BharatBenz-Lkw sind die richtige Mischung aus Daimler-DNA und indischem Markt-Know-how», sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Donnerstag bei der Vorstellung der Marke im indischen Chennai.

Die Fahrzeuge sollen die Gewichtsklasse zwischen 6 bis 49 Tonnen abdecken und in Indien entwickelt und gebaut werden. Zum neuen Markennamen hiess es, «Bharat» bedeute in verschiedenen Landessprachen «Indien». Die Produktion in Oragadam bei Chennai soll 2012 anlaufen. Daimler investiert innerhalb von fünf Jahren insgesamt rund 700 Millionen Euro in den Standort. «Wir gehen davon aus, dass die indische Lkw-Industrie ihr Volumen bis 2020 verdoppeln wird», sagte Daimler-Nutzfahrzeugchef Andreas Renschler. Daimler-Chef Zetsche hatte in einem Interview im vergangenen Jahr Indien als das «potenziell das nächste China» bezeichnet. BharatBenz ist die fünfte Lastwagenmarke des Konzerns neben Mercedes-Benz, der japanischen Marke Fuso sowie den US-Marken Freightliner und Western Star.

80 Prozent der Teile von lokalen Zuliefern
Die Lastwagen der neuen Marke basieren auf Daimler-Technik und sollen auf die Bedürfnisse der indischen Kunden zugeschnitten werden. 80 Prozent der Teile sollen von lokalen Zuliefern kommen. Um die Verkäufe anzukurbeln, baut Daimler parallel sein Finanzdienstleistungsgeschäft in Indien auf. Die bisherige Fahrzeugpalette des Konzerns gilt als zu teuer für den indischen Markt. Auch werden die umfangreichen Komfort- und Sicherheitsausstattungen in den Schwellenländern nicht nachgefragt. Klar ist deshalb auch, dass in den Wachstumsregionen nicht die gleichen Renditen zu erreichen sind.

Rückzug und Verzögerung
Daimler hatte den Einstieg in den indischen Massenmarkt zunächst mit dem Kooperationspartner Hero geplant. Die indische Seite zog sich aber aufgrund von Finanzproblemen während der Wirtschaftskrise im April 2009 aus dem Gemeinschaftsunternehmen zurück. Wegen der schleppenden Nachfrage wurde auch der Zeitplan für den Produktionsstart immer weiter gestreckt. Ursprünglich sollten erste Modelle, die unter anderem gegen den Marktführer Tata antreten, Ende 2010 vom Band laufen.

Daimler will mit Rüstungskonzern kooperieren
Daimler will künftig mit dem Rüstungskonzern Krauss-Maffei-Wegmann zusammenarbeiten. Es liefen Gespräche mit den Münchnern über ein Wartungsvertrag für Daimler-Fahrzeuge, hiess es am Donnerstag in Unternehmenskreisen. In absehbarer Zeit werde ein Abkommen unterzeichnet. Zuvor hatte darüber auch das «Handelsblatt» berichtet. Der Vertrag mit einer Laufzeit von mehreren Jahren umfasst demnach die Wartung von Lkw und Geländewagen in Krisengebieten, vor allem in Afghanistan. Daimler wollte sich dazu nicht äussern. Die hohe Beanspruchung und schlechte Strassenverhältnisse sorgen dem Zeitungsbericht zufolge bei den mehreren Hundert Daimler-Fahrzeugen der Bundeswehr und ihrer Verbündeten für einen hohen Verschleiss. Der Service sei für die Stuttgarter schwer zu organisieren, schreibt die Zeitung. Die Stückzahlen machten das Geschäft unrentabel, ausserdem schicke Daimler ungern eigene Mitarbeiter in Krisengebiete. (awp/mc/ss)

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