Konzerne ziehen Mitarbeiter aus Libyen ab

Konzerne ziehen Mitarbeiter aus Libyen ab

BASF-CEO Jürgen Hambrecht.

Berlin – Angesichts der blutigen Unruhen in Libyen holen ausländische Unternehmen ihre Mitarbeiter heim. Die Öl- und Gastochter des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF Wintershall und Siemens kündigten an, Beschäftigte ausfliegen zu lassen. Die RWE-Öl- und Gasfördertochter Dea empfahl ihren Mitarbeitern schon am Wochenende, Libyen zu verlassen.

Auf dem Ölmarkt treibt die Eskalation der Gewalt die Rohölpreise nach oben. Die Befürchtungen wachsen, dass Öl- und Gaslieferungen aus dem OPEC-Wüstenstaat beeinträchtigt werden. Wintershall wollte noch am Montag rund 130 Mitarbeiter und Angehörige aus Libyen ausfliegen. Das Büro in Tripolis soll vorübergehend unbesetzt, eine kleine Kernmannschaft aber vor Ort bleiben, sagte eine Unternehmenssprecher. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen dort mehr als 400 Mitarbeiter. Etwa 30 Mitarbeiter haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Die Öl- und Gastochter des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF ist seit 1958 in Libyen und betreibt zurzeit acht Ölfelder in der libyschen Wüste. Die Anlagen befinden sich rund 1.000 Kilometer südöstlich von Tripolis.

Siemens
Eine Sprecherin von RWE Dea berichtete: «Einige Mitarbeiter und ihre Familien sind auch bereits in ihre Heimatländer zurückgekehrt.» Insgesamt arbeiteten mehr als 100 Beschäftigte für RWE Dea in Libyen, mehrheitlich Einheimische, die anderen kämen aus unterschiedlichen Ländern. Siemens organisiert die Ausreise von rund 100 Mitarbeiter. Der Konzern betreibt nach seinen Angaben Umspannungswerke und Schaltanlagen und erzielt in dem Land einen Jahresumsatz von rund 160 Millionen Euro. Auch der Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger Berger will 24 Mitarbeiter und 18 Angehörige so schnell wie möglich ausfliegen, sagte ein Unternehmenssprecher. Das Unternehmen sei bei einer libyschen Gesellschaft finanziell beteiligt.

Auch BP und Eni und fliegen Mitarbeiter aus
Der britische Energiekonzern BP zieht ebenfalls einen Teil seines Personals ab. BP beschäftigt derzeit rund 140 Mitarbeiter in Libyen. BP fördert nach eigenen Angaben dort bisher noch kein Öl oder Gas, die Mitarbeiter sind aber unter anderem damit beschäftigt, Ölförderungen im Westen des Landes vorzubereiten. Auch der grösste italienische Energiekonzern Eni und der österreichische Energiekonzern OMV wollen Mitarbeiter ausfliegen. Italien ist einer der wichtigsten Handelspartner des nordafrikanischen Staates im Energiebereich. Mehr als ein Drittel der libyschen Öl- und Gasexporte gehen nach Italien. OMV beschäftigt nach eigenen Angaben insgesamt 53 Mitarbeiter in dem Land und ist dort in der Öl- und Gasproduktion.

Ölpreis klettert

Die Nordsee-Ölsorte Brent verteuerte sich am Montag im Handelsverlauf um mehr als zwei Dollar auf 104,54 Dollar je Barrel. Der Preis stieg damit auf den höchsten Stand seit September 2008. Auch der US-Ölpreis legte im Vergleich zum Vorwochenschluss um mehr als zwei Dollar zu und näherte sich der 90-Dollar-Marke. Libyen verfügt mit mehr als 44 Milliarden Barrel über die grössten nachgewiesenen Erdölreserven Afrikas und ist einer der wichtigsten Öl- und Gaslieferanten Europas. Die Gefahr, dass Ölförderung und -Lieferungen des Landes durch die Eskalation behindert werden, mache die Ölmärkte nervös, erklärten Händler.

Weitere Steigerungen erwartet
Commerzbank-Analysten verwiesen darauf, dass ein einflussreicher Stammesführer damit gedroht habe, die Öllieferungen in den Westen binnen 24 Stunden einzustellen, falls die Gewalt nicht aufhöre. Libyen produziere täglich 1,6 Millionen Barrel Rohöl, wovon rund 1,1 Millionen Barrel pro Tag exportiert würden. Das Land ist Mitglied der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Rohstoffexperte Frank Schallenberger von der LBBW erwartet weitere Ölpreissteigerungen bis auf 110 Dollar je Barrel für die Nordseesorte Brent, wenn die Lage sich weiter verschärfe. «Libyen ist am Ölmarkt eine ganz andere Geschichte als Tunesien oder Ägypten. Es handelt sich hier immerhin um das Ölförderland Nummer zwölf der Welt», sagte der Experte der Nachrichtenagentur dpa-AFX. (awp/mc/ps)

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