EY: Weniger Zukäufe chinesischer Unternehmen in Europa

EY: Weniger Zukäufe chinesischer Unternehmen in Europa
Stefan Rösch, Managing Partner und Transaction Advisory Services Leader bei EY Schweiz. (Foto: EY)

Zürich – Die Zahl chinesischer Zukäufe in Europa ist weiter rückläufig: So gab es in der ersten Hälfte dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwölf Prozent weniger Übernahmen und Unternehmensbeteiligungen in Europa, die Zahl sank von 126 auf 111. Das Investitionsvolumen hat sich sogar mehr als halbiert: von 31,6 auf 14,9 Milliarden US-Dollar.

Nach wie vor die meisten Transaktionen führten chinesische Investoren in Deutschland und Grossbritannien durch, in beiden Ländern sank die Zahl der Zukäufe aber von 26 auf 22. In der Schweiz fanden im 1. Halbjahr 2018 insgesamt sieben Transaktionen statt (2017 waren es insgesamt sieben Transaktionen mit einem Volumen von gesamthaft 773 Millionen US-Dollar). In diesem Jahr haben chinesische Käufer bereits die folgenden Schweizer Firmen akquiriert bzw. Beteiligungen an diesen erworben oder erhöht: Bally International, Mercuria Energy Group, Swiss Education Group, Lista Holding, Takeda Chromo, Granite Capital und M.A. Med Alliance; die Transaktion mit Lista hatte ein Volumen in der Höhe von 0,2 Milliarden US-Dollar und war damit die zehntgrösste Transaktion in ganz Europa im ersten Halbjahr 2018.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die M&A-Investitionen chinesischer Unternehmen in ganz Europa untersucht.

Mehr Misstrauen, strengere Vorschriften
Seit dem ersten Halbjahr 2016, als europaweit 176 Transaktionen durchgeführt wurden, sinkt die Zahl chinesischer Übernahmen und Beteiligungen in Europa kontinuierlich. Bis dahin gab es zwischen 2006 (40 Transaktionen) und 2016 (309 Deals) jedes Jahr mehr Transaktionen. Yi Sun, Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY, führt diesen Abwärtstrend auf mehrere Faktoren zurück: „Der Gegenwind hat eindeutig zugenommen. Es gibt teilweise politische Bedenken und die Sorge vor einem Ausverkauf von Know-how. Zum Teil haben andere Interessenten die chinesischen Investoren überboten, bei einigen geplanten Transaktionen kam die Finanzierung nicht zustande, da die regulatorischen Anforderungen in China verschärft wurden.“

Keineswegs nachgelassen habe aber das Interesse der Investoren aus dem Reich der Mitte – wenn in der Schweiz und in Europa ein attraktives Unternehmen als Übernahmeziel gilt, sei eigentlich immer auch ein chinesischer Konzern unter den Interessenten. Die veränderte politische Grosswetterlage und die handelspolitischen Spannungen mit den Vereinigten Staaten könnten in den europäischen Ländern ausserdem zu einer grösseren Bereitschaft führen, chinesische Investoren ins Boot zu holen.

Weniger Industriekonzerne, mehr Energie-, und Pharmafirmen
Allerdings verschieben sich derzeit die Investitionsschwerpunkte, beobachtet Stefan Rösch-Rütsche, bei EY in der Schweiz verantwortlich für den Geschäftsbereich Transaktionsberatung: „Investitionen in klassische Industrieunternehmen verlieren für die Chinesen an Attraktivität, obwohl in diesem Bereich nach wie vor die meisten Transaktionen stattfinden. Wir sehen aber ein deutlich steigendes Interesse an Zukäufen in den Bereichen Infrastruktur, Energie, High-Tech und Pharma – auch wenn einige der geplanten Transaktionen nicht zustande kommen. Gerade bei High-Tech-Firmen und Energieversorgern sind die politischen Widerstände zum Teil gross.“

Zudem haben sich die Finanzierungsbedingungen für die chinesischen Investoren erschwert, beobachtet Rösch-Rütsche: „Die Verkäufer sind vorsichtiger geworden – sie fordern heute oft schon bei der Vertragsunterzeichnung hohe Garantien von den chinesischen Käufern. Und auch Bankbürgschaften sind für chinesische Investoren deutlich schwieriger zu erhalten. Dadurch verzögern sich viele Abschlüsse – das Geschäft ist schwieriger geworden.“

Seit Ende 2016 gelten in China zudem strengere Auflagen für die Übernahme ausländischer Unternehmen – so sind beispielsweise die Investitionen in Fussballvereine oder Hotels nicht mehr erwünscht. Die chinesischen Aufsichtsbehörden haben zudem strengere Kontrollen für Übernahmen im Ausland eingeführt und Auflagen verabschiedet, um den Kapitalfluss ins Ausland zu kontrollieren. (EY/mc/ps)

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